Andris Nelsons mit Trompete

APA/HERBERT NEUBAUER

Neujahrskonzert 2020

Andris Nelsons setzt auf "positiven Start ins Jahr"

Für den lettischen Dirigenten Andris Nelsons war sein erstmaliger Auftritt als Dirigent des Wiener Neujahrskonzerts eine Kombination aus "extremer Freude" und "großer Ehre und Verantwortung". Das sagte er am Freitag bei der Pressekonferenz im Vorfeld des Klassik-Großereignisses am 1. Jänner im Musikverein.

Partitur

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"Es ist wunderbar, das neue Jahr mit so etwas Positivem zu beginnen", so der 41-Jährige. "Damit geben wir dem neuen Jahr eine Chance, besser als das alte zu werden", zeigte er sich beseelt vom Gedanken, über die Sprache der Musik mit der ganzen Welt in Kontakt zu treten. Seine Rolle spielte Nelsons, der seit 2010 regelmäßig mit den Wiener Philharmonikern zusammenarbeitet und die familiäre Atmosphäre hervorhob, demütig herunter: "Am Ende weiß das Orchester besser als jeder Dirigent, wie man das Neujahrskonzert spielt." Er sei zwar nervös, aber am Ende stehe die Freude über allem.

Gelungener Einstand

Mit seiner Gestik und Mimik machte der Kapellmeister des Gewandhausorchesters Leipzig stets deutlich, mit wie viel Emotion er das empfindet, was ihm die Wiener Philharmoniker da präsentierten. Der Lohn: Kräftiger Applaus für ein gelungenes Debüt. Die Überraschung des Tages spielte er jedoch selbst. Beim Postillon-Galopp von Hans Christian Lumbye spielte Nelsons vom Pult aus Trompete.

Neun neue Werke im Programm

Daniel Froschauer, Vorstand der Wiener Philharmoniker, hob die Aufnahme von neun neuen Werken hervor, die 2020 beim Neujahrskonzert erklingen würden. Bei der Abstimmung mit Nelsons sei es ihm wichtig gewesen, "nicht alles über Whatsapp zu klären. Bei manchen Entscheidungen musste ich ihm in die Augen schauen, um zu wissen, was er davon hält", lachte er bei der Pressekonferenz. Bei der Zusammenstellung sei es jedenfalls wichtig gewesen, sowohl Johann Strauß Vater als auch alle drei Söhne vertreten zu wissen. Im Zuge dessen begrüßte er mit Eduard Strauß auch den Urenkel Eduard Strauß', der sich für die Strauß-Forschung äußerst stark mache.

Jahresregent Beethoven

Ein weiterer Aspekt sei es gewesen, die drei Jahresregenten - neben Ludwig van Beethoven auch der Musikverein mit 150 Jahren und die Salzburger Festspiele mit 100 Jahren - zu würdigen. Beethoven sei "schuld" an der Gründung des Orchesters der Wiener Philharmoniker gewesen. "Für seine zukunftsweisende Musik brauchte es schon ein Spitzenorchester. Und das waren dann wir", so Froschauer, der auch die langjährige Verbindung zum Musikverein ("Er ist ein wichtiges Zuhause für uns") und den Salzburger Festspielen hervorhob. Allein das Betreten des Musikvereins bringe ihn dazu, "dass ich mein Bestes gebe". Mit dem Walzer "Liebesgrüße" von Josef Strauß grüße man unterdessen die Festspiele und vor allem deren Präsidentin Helga Rabl-Stadler.

Auftakt

Philharmoniker-Vorstand Daniel Froschauer über seine Vorbereitungen zum Neujahrskonzert

Das Neujahrskonzert im ORF

Bereits zum 62. Mal übertrug der ORF das Neujahrskonzert live in die Welt. Für die Bildregie der TV-Live-Übertragung zeichnete Neujahrskonzert-Routinier Michael Beyer verantwortlich, der auch die beiden bereits vorab gedrehten Balletteinlagen des Wiener Staatsballetts verantwortet hat. Moderiert wurde die Fernsehübertragung auch heuer von Barbara Rett, die das Ereignis auf ORF 2 ab 11:15 Uhr begleitete.

Für Ö1 kommentierte Christoph Wagner-Trenkwitz das Ereignis. Für die Technik sorgten Friedrich Trondl, Martin Leitner und viele andere.

Der goldene Saal im Wiener Musikverein

Der goldene Saal im Wiener Musikverein

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In der Pause

Der Pausenfilm widmete sich heuer - wenig überraschend - dem Jahresregenten Beethoven zum 250. Geburtstag. Regisseur Georg Riha drehte für "Beethovens Blätterwirbel" an diversen Wiener und niederösterreichischen Originalschauplätzen, wo ausgewählte Ensembles der Wiener Philharmoniker spielten.

In Ö1 bat Sebastian Fleischer den Dirigenten des Neujahrskonzerts, Andris Nelsons, für die Reihe „Intermezzo“ zum Gespräch.

Tanzeinlagen im Fernsehen

Die Choreografie der zwei bereits im Sommer gefilmten Balletteinlagen des Wiener Staatsballetts stammte vom Spanier José Carlos Martínez, der damit sein Neujahrskonzert-Debüt gab. Die Balletteinlage zum Walzer "Seid umschlungen, Millionen" von Johann Strauß Sohn wurde im Winterpalais des Prinzen Eugen gedreht. Dazu meinte ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz: "Das ist ein Palais, das selbst vielen Österreichern nicht so bekannt war. Seit ein paar Wochen ist es nun aber Schauplatz der Koalitionsverhandlungen gewesen - dort umschlingen sich die Grünen und die Türkisen", spielte er auf die bald erwartete Einigung der beiden Parteien zur Bildung einer Regierung an.

Die zwei Paare Ketevan Papava und Roman Lazik sowie Olga Esina und Jakob Feyferlik tanzten in der zweiten Balletteinlage zu den "Contretänzen" auf Beethovens Spuren am Nussdorfer Pfarrplatz sowie im Beethoven-Museum in Wien-Döbling. Die Ballettkostüme kreierte zum zweiten Mal die britische Designerin Emma Ryott.

Alexaner Van der Bellen

Bundespräsident Alexander Van der Bellen wohnte dem 80. Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker bei

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Muti dirigiert 2021

Im kommenden Jahr wird die Ehre, das Neujahrskonzert zu leiten Riccardo Muti zuteil. Der 78 Jahre alte Italiener wird das Neujahrskonzert zum bereits sechsten Mal dirigieren. "Muti ist seit dem Jahre 2011 Ehrenmitglied des Orchesters. Als Zeichen dieser tiefen künstlerischen Verbundenheit bitten wir ihn am 1. Jänner 2021 zum sechsten Mal an das Pult des Neujahrskonzertes", sagte Philharmoniker-Vorstand Daniel Froschauer laut einer Mitteilung.