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Kino
Knives Out - Mord ist Familiensache
Ein Mord passiert in einem Haus, sämtliche Mitglieder einer Familie stehen unter Verdacht, und ein Detektiv muss die Täterschaft klären. Das ist die Ausgangslage im Film "Knives Out - Mord ist Familiensache". Und wie der Titel schon andeutet, werden hier bei allerlei Intrigen die Messer gewetzt. In einer ungewohnten Rolle ist dabei James-Bond-Darsteller Daniel Craig zu sehen - er spielt den Detektiv in diesem Krimi.
2. Februar 2020, 02:00
Morgenjournal | 02 01 2020
An Mordmotiven scheint es hier nicht zu fehlen: Da entzieht der Familienpatriarch, ein bekannter Krimiautor, seinem Sohn (Michael Shannon) die Leitung des Familienunternehmens, da droht er seinem Schwiegersohn (Don Johnson) mit der Enthüllung von dessen außerehelicher Affäre, da streicht er seiner Schwiegertochter (Toni Collette) finanzielle Zuwendungen, weil sie ihn bestohlen hat, und schließlich wird der nichtsnutzige Enkel (Chris Evans) enterbt. Kein Wunder also, dass Harlan Thrombey (Christopher Plummer) seinen 85. Geburtstag nicht überlebt.
Arroganz und Verlogenheit
Dem Meisterdetektiv Benoit Blanc (Daniel Craig) eilt sein Ruf voraus. Hinter den bürgerlichen Wohlstandsfassaden der Familie, also einem mondänen historischen Landsitz, schicken Autos und edler Garderobe, kitzelt Blanc Charaktergrauslichkeiten hervor: Arroganz, Verlogenheit, aber auch gegenseitige Verachtung der Marke "Ihr könnt mich alle mal …".
Klassischer Whodunit
"Knives Out" präsentiert eine klassische Whodunit-Situation a la Agatha Christie: ein Mord und mehrere Verdächtige auf engem Raum, ein Puzzle, in das der Ermittler langsam aber unaufhaltsam die fehlenden Teile einsetzt. Regisseur Rian Johnson hält es auch in der Umsetzung des Stoffs mit der Tradition: Da dürfen eine erlesene Bibliothek, eine kollektive Verhörsituation und ein exzentrischer Detektiv nicht fehlen.
Falsche Spuren
Leichte Schrullen, Tweet-Sakko, stets ein schelmisches Lächeln auf den Lippen und ein schräger Akzent fundieren den Spaßfaktor dieses Detektivs. Genauso, dass schon im ersten Filmdrittel eine Mordversion enthüllt wird, aber nur, um sie dann kunstvoll auseinander zu nehmen. Standard-Irrwege für den Kinozuseher, freilich aber nicht für den Detektiv.
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Heiligenschein
In "Knives Out" harmonieren kriminelle Energie und intellektuelle Raffinesse im Dienste der Spannung. Da werden Intrigen geschmiedet, so kunstvoll wie die zahlreichen Messer, die zu einer großen kreisförmigen Skulptur im Salon der Familie gruppiert sind, eine Skulptur im Gegenlicht als Hintergrund für die Verhöre. Ein Heiligenschein im wahrsten Sinne des Wortes.
Gestaltung
- Arnold Schnötzinger