George MacKay

2019 UNIVERSAL PICTURES

Kino

Sam Mendes' prämiertes Drama "1917"

Bevor heuer an das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 75 Jahren erinnert wird, rückt noch einmal der Erste Weltkrieg in den Mittelpunkt: "1917", der Film des britischen "James Bond"-Regisseurs Sam Mendes, ist soeben als bestes Drama mit dem Golden Globe ausgezeichnet worden.

Morgenjournal | 13 01 2019

Arnold Schnötzinger

Ungefähr 17 Millionen Menschen haben im Ersten Weltkrieg ihr Leben verloren. Eine horrende Zahl, die in ihrer Anonymität keinesfalls das damit verbundene Leid vorstellbar machen kann. Um das Grauen im Krieg annähernd zu erfassen, greift das Kino gerne zur Personalisierung, zu Einzelschicksalen, so auch Regisseur Sam Mendes: Scofield und Blake, zwei junge britische Soldaten, sollen 1917 im Norden Frankreichs die eigenen Truppen vor einer Falle des deutschen Feinds warnen, zu Fuß eine Botschaft überbringen, durch Niemandsland, zwischen den Frontlinien. Bei dieser Geschichte, so Sam Mendes, hätten ihn Erzählungen seines Großvaters inspiriert.

Schlammige Schützengräben

Zwischen realem Setting und zugleich surrealer Überhöhung jagt Sam Mendes die beiden Soldaten minutenlang durch enge und schlammige Schützengräben, hinein in Bombenkrater, dunkle Gänge und unterirdische Bunker mit Sprengfallen, treibt sie in eiskaltes Wasser - ein einziger Leichenparcours - und lässt sie über verwüstete oder treffender, wüstenähnliche Felder laufen, übersät mit Patronenhülsen fast so zahlreich wie Sandkörner.

Tonaufnahmen

2019 UNIVERSAL PICTURES

Zwei Stunden ohne Schnitt

Den in der Handlung angelegten Vorwärtstrieb der Geschichte forciert Mendes durch eine Kamera, die in einer zweistündigen, fingierten Plansequenz - also ohne sichtbare Schnitte - stets bei den Protagonisten bleibt. "Eine Kamerastrategie mit enormer Sogwirkung für den Zuseher", meint Kameramann Roger Deakins. Und wenn nächtens Häuserruinen in Flammen stehen, dann rasen die Todesängste der Soldaten als Schatten über Mauern.

Halluzination und Alptraum

Auch im Kino kann der Krieg nur eine grobe Annäherung an Leid und Schmerz, an Stress und Furcht geben. Regisseur Mendes inszeniert die Fronterfahrung als Überlebens-Thriller zwischen Halluzination und Alptraum, weniger getrieben durch manipulative Schockeffekte und Heldenverehrung, mehr als Projekt vorsätzlicher Empathiewerbung. Zwangläufig kann auch das nur eine vage Ahnung bleiben.

Gestaltung

  • Arnold Schnötzinger