Ausschnitt Buchumschlag

VERLAG WALTHER KÖNIG

Kunst

Maria Lassnigs Briefe an Hans Ulrich Obrist

Sie war die bedeutendste Malerin Österreichs. Er wurde in den vergangenen Jahren immer wieder zur einflussreichsten Person des internationalen Kunstbetriebs gekürt. Den Schweizer Kurator Hans Ulrich Obrist und die Kärntner Malerin Maria Lassnig verband eine enge Freundschaft. Obrist kuratierte nicht nur einige Ausstellungen, die Lassnigs Weltruhm wesentlich beförderten, seit 1993 unterhielten die beiden auch einen regen Briefwechsel. Die Maria Lassnig Stiftung hat die Briefe nun in einem aufwändig gestalteten Bildband veröffentlicht.

"Lieber Hans Ulrich, Sie sehn schon an der Handschrift, dass ich eine Ruine bin, von der niemand weiß, was aus ihr noch werden kann." Zeilen, die die 90-jährige Maria Lassnig 2009 an den Schweizer Kurator Hans Ulrich Obrist richtet. Es sind Worte der Resignation, die im krassen Gegensatz zu dem vitalen und eigensinnigen Werk stehen, das die Kärntner Malerin bis ins hohe Alter geschaffen hat. Doch die große Anerkennung kam spät.

"Sie war sehr sprachmächtig. Sie hatte eine starke lyrische Seite." Peter Pakesch

Spät geehrte Pionierin

2013, kurz vor ihrem Tod, wurde Lassnig auf der Kunstbiennale in Venedig mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet. Doch sie ist bereits zu geschwächt, um den Preis persönlich entgegenzunehmen.

Als Pionierin weiblicher Selbstbestimmung hatte Lassnig Zeit ihres Lebens das Gefühl übersehen zu werden. Selbstzweifel, der die Künstlerin peinigt, zieht sich auch durch die Korrespondenz mit dem Kurator Hans Ulrich Obrist, der zu den Großen seiner Zunft zählt. Trotz Selbstzweifel war sie aber auch von sich überzeugt und wusste künstlerisch ganz genau, was sie tut. Diese Mischung findet man bei vielen Künstlerinnen und Künstlern.

Buchumschlag

VERLAG WALTHER

"Maria Lassnig - Briefe an Hans Ulrich Obrist", Hrsg. von Hans Ulrich Obrist, Peter Pakesch & Hans Werner Poschauko für die Maria Lassnig Foundation, Köln 2020

Faksimiles, Fotografien, Werke

"Sie hat nie Nähe zu Menschenansammlungen und Gruppen gesucht. Aber sie pflegte intensiven Kontakt zu einzelnen Personen. Das zeigen auch die Briefe, die sie Hans Ulrich Obrist geschrieben hat", so Peter Pakesch, Vorsitzender der Maria Lassnig Stiftung. Gemeinsam mit Hans Ulrich Obrist hat Pakesch den Band "Maria Lassnig - Briefe an Hans Ulrich Obrist" herausgegeben. Er vereint nicht nur Faksimiles der handschriftlichen Briefe und Postkarten, sondern auch Fotografien und Abbildungen zentraler Werke.

Handschrift und Zeichnung fließen ineinander

"Viele Briefe versah die Künstlerin zudem mit Zeichnungen. Auch bei anderen Korrespondenzen fließt das Zeichnerische sehr stark ein. Handschrift und Zeichnung fließen ineinander", so Peter Pakesch. "Sie war sehr sprachmächtig. Sie hatte eine starke lyrische Seite. Diese Mischung macht die Briefe besonders."

Mehr als 20 Jahre schreibt Maria Lassnig dem weltberühmten Kurator, teilt mit ihm ihre Gedanken zur Malerei, polemisiert gegen das angesagte Medium Fotografie und verliert sich in Betrachtungen des alltäglichen Lebens, das sich zwischen ihrem Wiener Atelier und dem Landsitz im Kärntner Metnitztal abspielt. Ein Austausch, der tief blicken lässt und wenige Monate vor Maria Lassnigs Tod verstummt. Im Jänner 2014 richtet Lassnig ihre letzten Worte an den geschätzten Freund und schreibt mit kaum leserlicher Handschrift:

Jeder Tag ist der letzte ..................
Jede Nacht wiegt zentner schwer
Rund um die Erde

Service

"Maria Lassnig - Briefe an Hans Ulrich Obrist", Hrsg. von Hans Ulrich Obrist, Peter Pakesch & Hans Werner Poschauko für die Maria Lassnig Foundation, Köln 2020
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