Otto Schenk

APA/HERBERT NEUBAUER

"Ich bin ein glücklicher Beender"

Otto Schenk ist 90

Er ist Österreichs Publikumsliebling par excellence: Otto Schenk. Heute feiert er seinen 90. Geburtstag. Als Schauspieler, Regisseur und Autor gleichermaßen beliebt, hat er fast 70 Jahre seines Lebens auf und hinter der Bühne gearbeitet. Der ORF würdigt Otto Schenk mit einem umfangreichen Programmschwerpunkt.

"Ich wusste, dass ich berühmt werde, komischerweise", sagt der Jubilar. Dass er so beliebt geworden ist, war die Draufgabe. "Unser Otti" sagen die Fans mit einem Lächeln, exponentiell zu seinem Alter steigen die Beliebtheits-Werte, und jeder halbrunde Geburtstag gibt Anlass zu multimedialen Huldigungen. Otto Schenk nimmt es staunend und dankbar entgegen: "Das ist ein großes Trostpflaster für das Schicksal, 90 Jahre alt zu werden."

Alterslose Operninszenierungen

Auch wenn sich diese 90 Jahre körperlich bemerkbar machen, gibt er trocken, schlagfertig und verschmitzt Interviews und besucht Talkshows, ist bis zur Corona-Pause an der Josefstadt aufgetreten und freut sich über die scheinbare Alterslosigkeit seiner Operninszenierungen, wie etwa den "Rosenkavalier", den Bogdan Roscic in seine Staatsoperndirektion übernimmt oder den "Fidelio", den er erst kürzlich wieder gesehen hat. "Seinerzeit hab ich ihn nicht gesehen und jetzt hab ich dem jungen Schenk oder mittleren Schenk fast ein bisschen väterlich auf die Schulter geklopft."

Ich habe mich durch das Hintertürl Regie in diesen goldenen Käfig eingeschlichen

An die 50 Theater und rund 100 Operninszenierungen hat Otto Schenk realisiert - an der Staatsoper und an der New Yorker Met. Und hat dabei als Regisseur wie als Schauspieler, die Wahrhaftigkeit immer vor die Wirkung gestellt. "Die Kritik, der Schenk ist immer gleich - das stimmt aber nicht, ich hab nur nicht mich verwandelt, in dem ich Charge geliefert habe."

2005 brillierten in Otto Schenks Inzenierung von "L'Elisir D'Amore" Rolando Villazón (Nemorino) und Anna Netrebko (Adina) an der Wiener Staatsoper.

"Es hat in meinem Kopf nicht nur einen Theaterrausch, sondern auch immer einen Opernrausch gegeben. Ich habe seit jeher Sehnsucht nach der Musik gehabt - und immer das Gefühl, ich kann nichts. Ein Jongleur kann jonglieren, ein Geiger kann Geige spielen, aber was kann ich? Ich kann reden, das können alle anderen auch; ich kann schreien, das können nicht so viele, aber Babies können das ganz gut. Und Sänger können singen. Und so habe ich mich durch das Hintertürl Regie in diesen goldenen Käfig eingeschlichen, wo die Schauspieler etwas Wunderbares können: Singen!"

Fotoband zum Jubiläum

"Schenk. Das Buch: Ein intimes Lebensbild" heißt das von Michael Horowitz herausgegebene Geburtstags-Buch, ein 300 Seiten starker Fotoband, zu dem Schenk selbst einen Autorbiografischen Text beigesteuert hat, in dem er sich als Menschenfresser“ bezeichnet

Der Fotograf, Journalist und Schriftsteller Michael Horowitz hat zum Geburtstag bei Styria im Molden-Verlag "Schenk. Das Buch: Ein intimes Lebensbild" herausgebracht, zu dem Schenk selbst einen Autorbiografischen Text beigesteuert hat. Einen gut 230 Seiten starken Bild- und Textband über den großen Volksschauspieler, Menschendarsteller und Menschenfresser - wie sich Schenk selbst bezeichnet.

Weil ich keine andere Nahrung vertrage als den Mensch. Im Theater.

Schenk und Horowitz kennen einander seit fast 50 Jahren und sind auch privat freundschaftlich verbunden. Diese Nähe und Vertrautheit dürfte auch der Grund sein, warum das Buch ein sehr persönliches Werk geworden ist. Mit Gastkommentaren sind im Buch etwa Heinz Marecek, Michael Niavarani, Rudolf Buchbinder, Hilde Dalik, Erwin Steinhauer und Marianne Nentwich vertreten, um dem Jubilar auf diesem Weg zu gratulieren.

Ein glücklicher "Beender"

In all den 70 Jahren im Dunst der Bühne, habe er immer Verführer gebraucht, die ihm Arbeiten angetragen und zugetraut hätten, so Otto Schenk. Ganz egal ob er spielte, inszenierte, filmte, schrieb oder das Theater in der Josefstadt leitete. "Es hat sich alles bei mir ergeben. Das Leben hat mich wunderbar gelebt, und ich hab mich nicht dagegen wehren können." Jetzt sei er ein glücklicher Beender und begehe wunschlos seinen 90. Geburtstag.

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Michael Horowitz, Otto Schenk, "Schenk. Das Buch: Ein intimes Lebensbild", Molden

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