Verschiedene Ausstellungsstücke im MAK zum Thema Big Data.

MAK/STEFAN LUX

Das Objekt der Begierde

Museum für angewandte Kunst

1864 eröffnete das Museum für Kunst und Industrie, das heutige Museum für angewandte Kunst (MAK) in Wien. Und diese angewandte Kunst, das war das traditionelle Design - immer auf ein bestimmtes Objekt bezogen, erklärt Marlies Wirth, Leiterin der MAK-Sammlung Design.

Etwa kunstvolles Porzellan, orientalische Teppiche, Möbel aus der Wiener Werkstätte. Im traditionellen Teil des Museums für angewandte Kunst kann man Thonet Stuhl und seine Wiener Geschichte besichtigen, aber auch die asiatische Teeschale oder die 100 besten Plakate Österreichs. Gustav Klimts Zeichnung zum Stoclet-Fries sind hier ausgestellt oder Objekte von den Architekten Adolf Loos und Josef Hoffmann.

Lampen hängen in einem Ausstellungsraum.

MAK/STEFAN LUX

Marlies Wirth stellt dem traditionellen Verständnis von Design ein gegenwärtiges gegenüber. Kein Gegensatz, sondern eine Ergänzung, erklärt sie. Stichwort Social Design. "Wir müssen verstehen, dass der heutige Design- und Gestaltungsbegriff einfach etwas ist, das unsichtbar abläuft," so Wirth. Um Social Design zu erklären, führt sie das Smartphone an. "Abgesehen von so einem Oberflächendesign geht es hier um ein Interaction Design. Es geht drum, welche Welt sich durch dieses Ding eröffnet hat, nämlich zum Beispiel App Development." Ganze Businesszweige gründen sich heute auf Basis von Apps. Neue Kommunikationsformen sind durch Apps entstanden und vieles mehr. "Das heißt, hier geht das Design eigentlich weit über das Objekt hinaus", so Wirth.

Was Design im 21. Jahrhundert sein und leisten kann

Im eigens eingerichteten Design Lab wird das neue Verständnis von Design vermittelt. Design als "Haltung, ein Weg, Veränderungen anzustoßen, neue Lösungsansätze denk- und greifbar zu machen, und die menschlichen Handlungs- und Entscheidungsmöglichkeiten zu erweitern", wie es auf der Webseite heißt. Die Objekte dieser Ausstellung werden von Designer/innen, Künstler/innen, Architekt/innen, Programmierer/innen, Aktivist/innen und Idealist/innen gleichermaßen entworfen.

Wandaufschriften wie "Biohacking" und "Virtual Reality" werfen die Besucherin schon im Treppenflur aus dem frühen 20. Jahrhundert in die Zukunft. Unten im Design Lab angekommen, präsentiert Marlies Wirth das Objekt der Begierde. Es heißt "Prospects", Ausblicke und wurde von mischer'traxler studio und LWZ gestaltet. Es vermittelt all das, was Design im 21. Jahrhundert sein und leisten kann. An der Wand sind mehrere - zunächst weiße - Bildschirme angebracht. Davor baumeln wie bei einem Mobile runde, durchsichtige Scheiben.

Das Objekt der Begierde: Prospects

Die runden Polfilterscheiben, die vor den Bildschirmen hängen, machen, dass man das, was am Screen ist, auch sehen kann. Normalerweise ist der Polarisationsfilter direkt auf dem Bildschirm angebracht, etwa beim Computer oder Handy. "Die Elektroden dahinter brauchen diesen Filter, der als Linse davor gelegt wird", erklärt Marlies Wirth. "Dieses Linsen-Prinzip ist jetzt hier so gelöst, dass es abgelöst ist von der Screen Oberfläche und frei im Raum davor hängt."

"Mit Thonet-Stühlen hat das hier wirklich nicht viel zu tun. Hinsetzen kann man sich hier nicht, nur mit Bewegung, durch Mitmachen, wird es farbig und informativ. Die Besucher müssen sich wenden und bücken, um zum Beispiel Dinge sehen zu können, die weiter unten sind. Sie bekommen eine körperliche Erfahrung davon, was es heißt, mit Design zu interagieren", erklärt Marlies Wirth.

Übersetzer zwischen Disziplinen

"Design nutzt Fantasie zum Querdenken", erfährt man dann in kleinen Animationsfilmchen. Oder: "Design entwickelt Lösungsmethoden für die Postwachstumsgesellschaft". "Prospects" ist im Rahmen eines Forschungsprojektes entstanden, bei dem das MAK mit dem "Institute for Design Research Vienna" sowie der Sozialwissenschaftlichen Forschungsgesellschaft FAS Research und verschiedenen Designerinnen zusammenarbeitete.

"Design ist Übersetzer zwischen Disziplinen. Design kann Gewohnheiten verändern. Design erhält und repariert die Umwelt." Das sind weitere drei der hoffnungsvollen Zukunftsbotschaften, die uns das Objekt "Prospects" im MAK vermitteln will. Und noch etwas zeigt es: dass wir alle mitwirken können, um Design in Zukunft für alle profitabel zu gestalten. Es sei jetzt an uns, diese Zukunft auch gemeinsam zu gestalten, meint Marlis Wirth, und die analogen menschlichen Fähigkeiten mit den immer komplizierteren, komplexeren, aber auch mächtiger werdenden digitalen Werkzeugen zu verbinden.

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