Rudolf Burger, Martin Haidinger und Anton Pelinka

ORF/WOLFGANG ARESIN

Ö1 Science Arena

„Sicher frei? Die Zukunft des Liberalismus“

Rudolf Burger, Philosoph vs. Anton Pelinka, Politologe.

Der Liberalismus ist ein Gegenstand, der sich seit 1945 als Dauerthema durch die Tagungen des Europäischen Forums zieht. Nicht umsonst waren führende Denker, die Alpbach prägten, wie etwa der Gründer Otto Molden oder der Stammgast Karl Popper als Liberale anzusprechen.

Doch das 21. Jahrhundert scheint keine gute Zeit für den liberalen Gedanken zu sein, wie immer man ihn auch interpretieren mag. Die Krisen der Welt begünstigen Autokraten, Diktatoren und illiberale Herrschaftsformen in allen Schattierungen.

Hat der liberale Rechtsstaat als Zukunftsmodell ausgedient?

Darüber diskutierten am 24. August 2020 im Camineum der Österreichischen Nationalbibliothek vor einem interessierten Publikum zwei führende Vertreter ihrer Wissenschaftsdisziplinen: Rudolf Burger und Anton Pelinka.

"Wird es neue Formen geben, die andere Generationen als freier ansehen?"

Dass die liberale Moderne eine alt gewordene Gestalt des Geistes geworden sei, das meint der Philosoph Rudolf Burger, ehemaliger Rektor der Universität für angewandte Kunst in Wien und seit Jahren für seine pointierten Stellungnahmen bekannt.

Dabei möchte er aber nicht missverstanden werden:

"Das die liberale Demokratie die höchste Form der Vergesellschaftung sei, an der ich auch selber hänge und die ich als verteidigungswürdig halte, da besteht kein Zweifel. Die Frage ist: Wird es sich halten? Oder wird es neue Formen geben, die andere Generationen als freier ansehen, als wir heute?"

"Wo ist die Antithese? Wo ist das, was immerhin der Marxismus, Leninismus gekonnt haben?"

Nicht minder pointiert bringt Anton Pelinka seine Positionen auf den Punkt. Der Politologe und emeritierte Professor in Innsbruck und Budapest sieht die liberale Demokratie nach wie vor als die beste aller bekannten Formen politischer Ordnung.

"Winston Churchill hat einmal gesagt: 'Die liberale Demokratie ist fürchterlich schlecht, aber alles andere, was wir bisher erfahren haben, ist noch viel schlechter.' Ich sehe keine Alternative zur liberalen Demokratie, die aus Moskau oder Peking kommen kann."

Zusammengezählt füllen die von den beiden Professoren verfassten Bücher ganze Bibliotheken, wenn auch vielleicht nicht immer dieselben.

"Es gibt keine demokratischen Werte. Wenn man das Wort Demokratie ernst nimmt, dann hat der Demos auch die Möglichkeit all seine Entscheidungen zu revidieren. Was es aber sehr wohl gibt sind liberale Prinzipien, wie Gewaltenteilung, Rechtsstaatlichkeit, Schutz von Minderheiten."

Zwei Geister, zwei Zugänge in der Science Arena!

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