
WINTERSPORTMUSEUM MÜRZZUSCHLAG
Wintersportmuseum Mürzzuschlag
Die Ursprünge des Skilaufs im Mitteleuropa liegen in Mürzzuschlag in der Steiermark. Daher hat man hier - bereits 1947 - ein Museum eingerichtet, das allerdings nicht nur dem Skisport gewidmet ist, sondern auch dem Eislaufen und Eishockey, dem Stockschießen und Rodeln, der Alpinistik und der Bergrettung. Das WinterSportMuseum befindet sich im Zentrum des Industriestandorts Mürzzuschlag, der zuletzt auf sanften Tourismus gesetzt hat.
21. September 2020, 05:00
WinterSportMuseum
Wiener Straße 13, 8680 Mürzzuschlag
Objekt: Holzski des Wintersportpioniers Max Kleinoscheg
Max Kleinoscheg und Toni Schruf sind die Namen der lokalen Ski- und Winterfremdenverkehrspioniere, die den Skilauf nach Mürzzuschlag und damit nach Mitteleuropa brachten. Der Grazer Max Kleinoscheg hatte das 1891 in deutscher Übersetzung erschienen Buch des Polarforscher Fridtjof Nansen über dessen Durchquerung Südgrönlands gelesen und dachte, was hoch oben im Norden funktioniert, das könnte er doch auch in der Steiermark ausprobieren. Aus Norwegen ließ er sich 1890 ein paar Holzski kommen; es wird berichtet, er habe sie in Graz ausprobiert, in der Nacht, um nicht ausgelacht zu werden.
"Danach ist er dann zu seinem Freund Toni Schruf, der hier bei uns Gastwirt des Hotel Posts war und auch schon sehr weitblickend gedacht hat", schildert Hannes Nothnagel, Leiter des WinterSportMuseums in Mürzzuschlag, "gemeinsam, so wird es beschrieben in der Sprache der Zeit, haben sie das Flämmchen zur Flamme erhoben und sie wurden zu den ersten Aposteln des Weißen Sportes." Konkret bedeutete das: "Gemeinsam bestiegen sie etwa 1892 das Stuhleck als ersten Alpengipfel mit Ski, ließen Hütten umbauen, um sie auch als Skihütten verwenden zu können, brachten Wintermarkierungen in der obersteirischen Bergwelt an, verfassten unzählige Artikel übers Skifahren und schwangen diesbezüglich vielbeachtete Reden", so Nothnagl. Während Mathias Zdarsky als Begründer des alpinen Skilaufs gilt, machten sich Kleinoscheg und Schruf vor allem um den Fremdenverkehr verdient.

KAROLINE KARNER
Wintersportgäste aus Wien und Graz
Der Anschluss an die Südbahn und die Möglichkeit, mit dieser ab 1854 den Semmering zu überqueren, ermöglichte es den Städtern und Städterinnen (auch Frauen fuhren damals - wenngleich auch durch Kleid oder Rock sportlich benachteiligt) ins Gebirge zu fahren, um mit hölzernen Brettern herumzurutschen. Bereits 1893 veranstalteten Schruf und Kleinoscheg das erste Rennen in Mitteleuropa, eben in Mürzzuschlag, mangels Rennlaufordnung noch mit den Kriterien des Radrennsports.
In der Dauerausstellung des WinterSportMuseums präsentiert Hannes Nothnagl sein persönliches "Objekt der Begierde", zugleich ein Gründungsobjekt der Sammlung: jenen originalen Ski, den Max Kleinoscheg aus Trondheim importieren ließ, um erste Ski-Versuche zu unternehmen: "Ja, es war eigentlich schon alles gegeben, was heute ein Ski hat. Die Länge des Skis, der relativ schmal ist. Die Spitze vorne aufgebogen, damit man am Schnee gleiten kann. Das Brett ist dort leicht aufgewölbt, wo das Körpergewicht lastet, damit man die Gleitfläche auf den Schnee bringt. Und ganz wichtig waren und sind die Bindungen", so Nothnagl.
Nachgebaute Urhütte
Ein Schaudepot präsentiert die Ausrüstung der Ski-Stars von heute, von Bode Miller, Mikaela Shiffrin, Anna Veith, Tina Maze und natürlich Marcel Hirscher. Geordnet sind sie nach den Fachbereichen Sprung, Langlauf, Hochgeschwindigkeitsski und Alpinski; durch Verbindungen zur Ski-Industrie, zu Ausrüstern, Funktionären und Sportlerinnen gelangen immer wieder neue Stücke in die Sammlung. Außerdem im WinterSportMuseum aufgebaut ist eine Berghütte, aus Altholz und nach fotografischer Vorlage nachgebaut. Das Vorbild, die Scheffelhütte, ist ein nachweislich bereits 1899 als Skihütte verwendeter Getreidekasten in einem Ausläufer der Fischbacher Alpen, unweit von Mürzzuschlag.
Gestaltung
- Anna Soucek