Spindelstrauch oder auch Pfaffenkapperl

SABINE GLASL-TAZREITER

Vom Leben der Natur

Tollkirsche, Seidelbast & Co - attraktiv, aber gefährlich

Sie sind trügerisch: Mit leuchtenden Farben und einladend fleischigen Früchten reizen sie geradezu zum Hineinbeißen - doch manche Herbstfrüchte sind giftig. Ihre Wirkung beim Verzehr reicht von leichter Übelkeit bis zum Tod.

Das hängt allerdigs davon ab wer sie zu sich nimmt. Grünfinken vertragen die Früchte des Seidelbastes, während Rinder Vergiftungserscheinungen nach dem Verzehr aufweisen. Beim Menschen führen die Inhaltsstoffe der Früchte zu Kopfschmerzen, Schwindel, Krämpfen und erhöhter Herzfrequenz. Ab einer bestimmten Anzahl sind die Früchte für den Menschen letal.

Es gibt viele verschieden Arten der Pflanze, in unseren Breiten gibt es vor allem den sogenannten Gemeinen Seidelbast, der sehr früh blüht und einen intensiven Geruch verbreitet, und den Lorbeerseidelbast. Die Früchte des Gemeinen Seidlbast sind klein und rot, die des Lorbeerseidelbasts sind schwarz.

Seidelbastblüten

Seidelbastblüten

Enrico Blasutto - GEMEINFREI

Die für den Menschen hochtoxische Tollkirsche wiederum ist für andere Lebewesen nicht gefährlich. Kaninchen besitzen Enzyme, die ohne Probleme die Tropanalkaloide der schwarzglänzenden Beere aufspalten können. Auch Meerschweinchen und Vögel habe kein Problem mit den Inhaltsstoffen der Tollkirsche.

Die Früchte der Tollkirsche sind schwarz, glänzend und sehen auf Grund ihres starken Glanzes sehr attraktiv aus. Das tückische an dieser Giftpflanze ist, dass ihre süßen Früchte sehr gut schmecken.

Tollkirsche

Tollkirschen

CC BY-SA 4.0

Der lateinische Name der Pflanze lautet Atropa belladonna. Der Artname belladonna bedeutet „schöne Augen“ und bezieht sich auf die Wirkung der Tollkirsche die Pupillen zu erweitern. Daher hat man den Saft der Tollkirsche früher zum Schminken verwendet und sich auch in die Augen getropft. Heute dient das Atropin der Tollkirsche als Vorlage für viele Arzneistoffe. Es wird synthetisch hergestellt und kommt zum Beispiel in der Augenheilkunde oder zum Lösen von Magen-Darmkrämpfen zum Einsatz.

Hühner haben Probleme mit der ebenfalls schwarzen Einbeere. Sie enthält Steroid-Saponine. Die Pflanze wird manchmal mit der Heidelbeere verwechselt, allerdings schmecken die Früchte nicht sehr gut. Daher kommt es beim Meschen kaum zu Vergiftungserscheinungen wie Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen.

Die Eibe besitzt schöne rote Beeren, die einen Samenmantel bilden. Der Samen ist giftig, enthält er doch Taxanderivate, die auch in den Nadeln zu finden sind. Schlecht für Pferde und Esel, die daran knabbern. Die Nadeln des Baumes wurden früher dazu verwendet ein Pfeilgift her zu stellen. Daher war die Eibe auch unter dem Namen Todesbaum bekannt. Die Taxanderivate der Eibe haben aber auch die Eigenschaft das Wachstum von Zellen zu unterbinden. Daher werden sie in der Tumortherapie eingesetzt.

Spindelstrauch oder auch Pfaffenkapperl

Spindelstrauch oder auch Pfaffenkapperl

Wikipedia Commons - GEMEINFREI

Das rosa-orange-rote Pfaffenkapperl schaut wie eine Bischofsmütze im Miniaturformat aus, enthält aber herzwirksame Digitalis-Glykoside. Pferde, Schafe, Ziegen können sich vergiften, und der Mensch leidet an kolikartigen Krämpfen, die bis zum Kreislaufkollaps führen können, wenn die Früchte gegessen werden. Langzeitschäden an der Niere und Leber sind möglich.

Früher wurde das Holz der Pflanze auf Grund seiner Zähigkeit zum Drecheln von Spindeln verwendet. Daher wird die Pflanze auch Spindelstrauch genannt. Die Samen der Blüten wurden zu Pulver verarbeitet. Dieses Pulver wurde wegen seiner Insektiziden Wirkung, äußerlich, gegen Parasiten wie Läuse oder Krätzmilben angewandt.

Und warum hat die Pflanze überhaupt diese Giftstoffe? Sie will überleben und weiterverbreitet werden. Die Tiere fressen die Frucht, der Samen wird ausgeschieden - ein neuer Standort besiedelt!

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