Szenenausschnitt "Now", Kundgebung

W-FILM/STARHAUS PRODUKTIONEN

Filmkolumne

Umweltfilme im Trend

Die Kinos bleiben geschlossen, die Zahl der aufgeschobenen Kinopremieren wächst und in dieser wachsenden Warteschleife der Kinostarts befinden sich auffällig viele Filme zu den Themen Klimakatastrophe, Umweltzerstörung und Naturschutz. Kein Zweifel: Das Thema brennt unter den Nägeln, und das schon seit geraumer Zeit.

Jung, energisch und vor allem sehr wütend sind die Klimaaktivisten im Zentrum von Jim Raketes neuem Film "Now", der wie eine Fortsetzung der Doku "I am Greta" anmutet. Von dieser energischen Wut erzählt auch das Bio-Pic "Die Stimme des Regenwaldes" über den Umweltaktivisten Bruno Manser. An der Seite des Nomandenstamms der Penan kämpfte er auf der Insel Borneo gegen die Abholzung des Regenwaldes.

Szenenausschnitt "Now", Kundgebung

Szenenausschnitt "Now"

FILMLADEN FILMVERLEIH

Um Abholzung im großen Stil, um die geheimen und verheerenden Machenschaften der Holzmafia geht es auch in Ebba Sinzingers Film "Wood - der geraubte Wald". Was diese Produktionen gemeinsam haben, ist abgesehen vom Wartelistenplatz in Sachen Kinostart auch der selbstverständliche Zusammenhang von Umweltzerstörung und menschlicher Tragödie.

"Wood - der geraubte Wald", abgeholzter Wald

"Wood - der geraubte Wald"

FILMDELIGHTS

Als der Freitagsfisch seine Unschuld verlor

Erstmals in seiner ganzen Tragweite vor Augen geführt hat uns diesen Zusammenhang 2004 Hubert Saupers Film "Darwin's Nightmare". Damals, als wir aufhörten, Viktoriabarsch zu essen, weil wir erschüttert waren von den schmutzigen Waffengeschäften, den tödlichen Arbeitsbedingungen und den vergifteten Gewässern, mit denen unser freitägliches Fischmenü zusammenhängt.

Ein Jahr später machte uns Erwin Wagenhofer das Einkaufen noch schwieriger. An nahezu allen Lebensmitteln aus konventioneller Landwirtschaft, so zeigte seine Doku "We feed the world", haftet die Mitschuld am Zugrundegehen unseres Planeten.

Verlässlicher Garant für aufwühlende Umwelt-Dokus ist natürlich auch Nikolaus Geyerhalter. In "Unser täglich Brot" etwa zeigte er 2005 unkommentiert die mechanischen Abläufe in der Lebensmittelproduktion.

Filmtitel als allbekannte Slogans

Lauter Filmtitel, die sich nachhaltig ins kollektive Gedächtnis und in den allgemeinen Sprachgebrauch eingenistet haben, ebenso wie etwa Al Gores "Eine unbequeme Wahrheit" samt Fortsetzung, oder Leonardo DiCaprios "Before the Flood" von 2016.

Allesamt eindrucksvolle Leinwandstatements mit Bildern zum Aus-der-Haut-Fahren und Rhythmen, die unter die Haut gehen - egal ob mit pochenden Beats oder aufrüttelnder Langsamkeit, wie sie etwa Nikolaus Geyrhalter pflegt.

Visuelle Lust hinter der aufrüttelnden Redlichkeit

Man möchte dem redlichen Ansinnen Dankbarkeit zollen, die Augen öffnende Filmprojekte gerne beklatschen und kann sich doch des Eindrucks nicht erwehren, es sei auch eine gewisse Gier nach Effekt, nach möglichst radikalen, erschütternden Bildern im Spiel.

Edward Bertynsky, Co-Regisseur des Films "Die Epoche des Menschen" macht gar keinen Hehl daraus, dass das Auswahlkriterium der 43 Drehorte vor allem darin lag, wie eindrucksvoll sie das enorme Ausmaß menschlicher Zerstörung vor Augen führen.

Auch in "Eine unbequeme Wahrheit" oder in Nikolaus Geyrhalters "Homo Sapiens" spielt der visuelle Effekt eine tragende Rolle. Dabei lässt sich eine spannende Korrelation zwischen Form und Inhalt beobachten: Je plakativer die Machart, desto simpler zumeist die Botschaft. Umgekehrt hingegen gilt: je subtiler die Filmsprache, desto komplexer die geschilderten Zusammenhänge und desto anspruchsvoller die Mitdenkaufgaben an das Kinopublikum.

Vielleicht wird doch alles gut?

Bei aller Komplexität und scheinbaren Ausweglosigkeit hat sich in den letzten Jahren allerdings ein spannender gegenläufiger Trend etabliert: filmisch dokumentiert wird nicht mehr nur die verheerende Zerstörung, sondern auch der Versuch einzelner, einen Ausweg aus der Umwelt- und Klimakrise zu finden.

Erwin Wagenhofers "But Beautiful" aus dem Vorjahr zum Beispiel, oder Kurt Langbeins Dokumentarfilm "Zeit für Utopien". Und schon 2017 versprühten vier Regisseurinnen rund um Gabriele Schweiger ansteckenden Optimismus in Sachen Klimarettung mit dem Film "Die Zukunft ist besser als ihr Ruf".

Vielleicht wird doch alles gut?

Bei aller Komplexität und scheinbaren Ausweglosigkeit hat sich in den letzten Jahren allerdings ein spannender gegenläufiger Trend etabliert: filmisch dokumentiert wird nicht mehr nur die verheerende Zerstörung, sondern auch der Versuch einzelner, einen Ausweg aus der Umwelt- und Klimakrise zu finden.

Erwin Wagenhofers "But Beautiful" aus dem Vorjahr zum Beispiel, oder Kurt Langbeins Dokumentarfilm "Zeit für Utopien". Und schon 2017 versprühten vier Regisseurinnen rund um Gabriele Schweiger ansteckenden Optimismus in Sachen Klimarettung mit dem Film "Die Zukunft ist besser als ihr Ruf".

Wut als Ventil dieser Tage

Schon wieder so ein Filmtitel, der sich als Slogan ins Gedächtnis brennt. Allein, drei Jahre später, mitten in der Pandemie, mutet er fast etwas zu märchenhaft an. Dann vielleicht doch lieber die wütenden Klimakids und ihre wachrüttelnden Parolen. Passen irgendwie besser zur gegenwärtigen Situation.

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