Graffitis am Donaukanal zur Corona Krise

APA/HANS PUNZ

Hörbilder

Corona - Tagebuch einer Annäherung

März 2020. Das Coronavirus ist in Österreich angekommen. Zu diesem Zeitpunkt beginnt die Autorin, Janina Böck-Koroschitz, ein akustisches Tagebuch zu führen.

Die ZIB meldet: "Der Ausgang wird überall drastisch eingeschränkt. Kein Lebensbereich bleibt von den Maßnahmen unberührt." Niemand weiß, wie es weiter geht. Die Stimmung schwankt zwischen Hoffnung und Verzweiflung.

"Wir müssen zusammen halten, um dieses Problem gemeinsam zu lösen“

Graffitis am Donaukanal zur Corona Krise

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Ich beginne mit meinen Aufnahmen Anfang März, als das Corona Virus in Österreich angekommen ist. Der Schock und die Angst um meinen Mann Christoph Böck-Koroschitz, der als Anästhesist im Krankenhaus arbeitet, dominieren in den ersten Tagen des Lockdowns. Ich dokumentiere meinen Alltag mit zwei kleinen Kindern zu Hause und beginne, Familienmitglieder und Freund/innen, die in verschiedenen Ländern wohnen, zu ihren jeweiligen Situationen zu befragen.

„Wir sitzen alle im selben Boot. Und wir müssen zusammen halten, um dieses Problem gemeinsam zu lösen“ ist die Aussage des Anästhesisten Stefano Mariconti aus Bergamo, Italien, wo es zu Beginn der Corona Pandemie in Europa zu einer dramatisch hohen Zahl an Infizierten und Toten kam.

„Es reden jetzt alle davon, sich einen Hund zu mieten, damit sie spazieren gehen dürfen.“

Elisa Vladilo, Künstlerin aus Triest, beschreibt den Lockdown in Italien, der dort zu Beginn strenger gehandhabt wird als in Österreich: „Als ich runter gegangen bin, um den Müll weg zu werfen, habe ich einen kleinen Spaziergang am Meer gemacht. Da kam ein Militär Jeep und ich habe zu laufen begonnen. Weil ein kurzer Lauf ist erlaubt.“ Sie sagt auch: „Es reden jetzt alle davon, sich einen Hund zu mieten, damit sie spazieren gehen dürfen.“

"Wir sind im Wald und ich höre ein Flugzeug. Das ist mittlerweile ein komisches Geräusch, weil ja eigentlich keine Flugzeuge mehr fliegen. Da frage ich mich gleich: 'Was für ein Flug ist das? Ein Rückholflug oder ein Flug mit dem Pflegekräfte geholt werden?

Meine Schwägerin, Katrin Böck, arbeitet an einer deutschen Schule in Peru und hat den Ausbruch der Pandemie in einem Entwicklungsland miterlebt. „Es ist nicht 100prozentig gegeben, dass ständig Essen zur Verfügung steht, es ist nicht gegeben, dass das Land an sich ruhig bleibt.“

Maayan Haimovich, Kinderpsychologin aus Tel Aviv, die sich um die psychische Gesundheit der Menschen sorgt: „Alte Menschen sind besonders betroffen. Einige werden diese Zeit nicht überleben, weil sie vereinsamen.“

"Wir haben jetzt fünf Wochen des Lockdowns hinter uns gebracht. Ein lange Zeit, die sich jetzt wie eine neue Normalität anfühlt."

Der Umgang mit der Pandemie ist bei jedem Menschen unterschiedlich und verändert sich auch zum Teil mit der Zeit.

„Beten, das gibt mir viel Kraft und Hoffnung.“

Alessandro Pinna lebt in London und arbeitet als mobiler Kaffeewagenbesitzer. Ihm wurde im März die Lizenz für seine Arbeit entzogen. Die Atemmethode von Wim Hof gibt ihm Zuversicht, ebenso die Zeit, die er mit seiner Familie verbringen kann. Gleichzeitig hilft ihm auch das Wissen, dass die ganze Welt davon betroffen ist und nicht nur er allein.

Meine Großmutter, Regina Berchtold aus Kärnten die meint: „Beten. Das tu ich natürlich immer und das gibt mir viel Kraft und Hoffnung.“

Die Entwicklungen in den einzelnen Lebenswelten der interviewten Freundinnen und Freunde werden dargestellt. Verwoben wird dies mit der Sicht und den Erfahrungen der zwei im Feature vorkommenden Ärzte. Stefano Mariconti: „Die Geschichte lehrt uns, dass nach Krisen oft der falsche Weg eingeschlagen wird. Nach der Krise von 1929 gab es Populismus und Rassismus. Ich hoffe, die Geschichte wiederholt sich nicht.“

Gestaltung: Janina Böck-Koroschitz