Neil Diamond

Neil Diamond - AFP/ROBYN BECK

Spielräume

Neil Diamond und Aaron Neville feiern ihren 80. Geburtstag

Außer dem Tag der Geburt, dem 24.Jänner 1941, scheinen der afroamerikanische R&B Sänger Aaron Neville, geboren in New Orleans, und der gebürtige New Yorker Sänger und Songwriter Neil Diamond nicht allzu viel gemeinsam zu haben. Beide sind auf jeden Fall absolute Großmeister auf ihrem jeweiligen Gebiet.

Neil Diamond hat ursprünglich, wie seine Songwriterkollegin Carole King, ab dem Anfang der 1960er Jahre Lieder für andere Leute geschrieben. Und das mit sehr überschaubarem Erfolg. Seinen ersten Welterfolg als Komponist hat er 1966 mit „I´m a believer“.

I´m a believer

Die erste Nummer von und mit Neil Diamond ist, ebenfalls 1966, „Solitary man“. Ende der 1960-er Jahre zieht Diamond nach Los Angeles, und seine Songs bekommen diese typische entspannte kalifornischen Soft Rock Schlagseite. „Sweet Caroline“ hat er angeblich innerhalb einer Stunde in einem Hotel in Memphis, Tennessee geschrieben.

Sweet Caroline

In den 1970-er Jahren wird Neil Diamond zu einem richtigen Popstar. „The jewish Elvis“ wird er genannt, vielleicht, weil er und Elvis Presley sich ein klein bisschen ähnlich sehen.

Im Jahr 1977 veröffentlicht Diamond die wehmütige Ballade „You don´t bring me flowers“. Der Song wurde von der Sängerin Barbra Streisand gecovert. Diamond und Streisand waren Klassenkollegen auf der Highschool. Eine Radio DJ mixte beide Versionen zusammen. Das wiederum veranlasste Diamond und Streisand, das Lied tatsächlich gemeinsam aufzunehmen. Das Ergebnis: Ein weiterer Nummer eins Hit für zwei Weltstars.

You don´t bring me flowers

Viele Coverversionen von Neil Diamond Songs sind kommerziell erfolgreich gewesen. Im Jahr 1987 hat die englische Band UB40 mit Diamonds „Red Red Wine“ aus dem Jahr 1968 einen weltweiten Hit.

Im Jahr 2005 kann Neil Diamond dank des legendären Produzenten Rick Rubin mit dem Album „12 Songs“ ähnlich wie sein Sangeskollege Johnny Cash ein „cooles“ Comeback feiern und seinen Namen auch bei jüngeren Generationen bekannt machen. Wie auch bei Cash lässt Rubin Neil Diamond zu reduzierten Arrangements singen.

Captain of shipwreck

Im Jahr 2018 gibt Neil Diamond bekannt, an der Parkinson Krankheit zu leiden. Konzerte gibt es keine mehr von Neil, aber er hat voriges Jahr im März eine auf die Coronakrise umgetextete Version von „Sweet Caroline“ auf der Videoplattform „Youtube“ hochgeladen. Seine Lieder sind sowieso unsterblich. Für seinen Film „Once upon a time in Hollywood“ aus dem Jahr 2019 hat der Regisseur Quentin Tarantino erneut einen Diamond-Klassiker verwendet: „Brother´s love travelling salvation show“ aus dem Jahr 1969.

Aaron Neville

AFP/JEFF PACHOUD

Aaron Neville, der Mann mit der Engelsstimme

Aaron Neville ist mit seinem unverwechselbaren Vibrato-Gesang einer der großen Stilisten der Popgeschichte. Der Mann mit der Engelsstimme, welche sein etwas grimmiges Aussehen so wunderbar konterkariert.

Sein Gesichtstatoo hat sich Neville bereits mit 16 Jahren stechen lassen, also zu einer Zeit, wo das in den USA eigentlich ein absolutes „No go“ und nur Schwerkriminellen vorbehalten war. Im Jahre 1965 sang Aaron Neville den Welthit „Tell it like it is“. Von den Einnahmen aus der millionenfach verkauften Single hat Neville damals keinen Cent gesehen.

Tell it like it is

Nach seinen anfänglichen Erfolgen kommt Aaron Nevilles Karriere nur schwer in die Gänge. Schuld daran ist ein Mix aus Pech, Drogen und auch kriminellen Aktivitäten. Mit seinen Brüdern Art, Charles und Cyril kann er unter dem Bandnamen „The Neville Brothers“ zumindest einige Achtungserfolge verbuchen. Aber seine außergewöhnliche Sangeskunst spricht sich herum. So ist er zum Beispiel Gast auf dem Album „Lost in the stars: The Music of Kurt Weill“. Zusammen mit seinem afroamerikanischen Sangeskollegen Johnny Adams interpretiert er ein Lied aus der Berthold Brecht/Kurt Weil Oper „Mahagonny“. Auf einem Duoalbum des Bassisten Rob Wasserman singt Neville die Hoagy Carmichael Komposition „Stardust“. Seine mehrstimmigen Chöre hat er dabei nacheinander im sogenannten Overdub-Verfahren aufgenommen.

Im Jahr 1989 nehmen die Neville Brothers unter der Leitung des Produzenten Daniel Lanois das Album „Yellow Moon“ auf. Mit den Singles „Sister Rosa“ und „Yellow moon“ werden die Neville Brothers auch außerhalb von den Vereinigten Staaten bekannt.

Yellow moon

1989 ist eine Art Schicksalsjahr für Neville, der mittlerweile den Drogen und dem unsteten Lebenswandel abgeschworen hat. Das Duett „Don´t know much“ zusammen mit der Sängerin Linda Ronstadt, wird ein Riesenhit, die beiden bekommen dafür einen Grammy. Und Aaron wird endlich von einer großen Plattenfirma entsprechend vermarktet. Das ein wenig glatt produzierte, aber nichtsdestotrotz sehr elegante „My brother, my brother“ von dem Album „The Grand Tour“ stammt aus dem Jahr 1993.

My brother, my brother

Doo-Wop Musik, diese süffige Musik, mit mehrstimmigen Gesangsarrangements, ist ein großer Einfluss auf Nevilles musikalische Entwicklung gewesen. Auf seinem Album „The tatooed heart“ aus dem Jahr 1995, welches ausschließlich aus Coverversionen besteht, widmet sich Neville auch einem Song aus der goldenen Doo-Wop Ära in den 1950er Jahren: Crying in the chapel.

Crying in the chapel

Neben Doo-Wop, Rhythm & Blues und Soul hat sich Aaron Neville auch intensiv mit Repertoire aus der Country & Western Musik auseinandergesetzt. Nevilles Gesangs-Stil und seine flexible Stimme erinnert teilweise an Jodeln, und er selbst hat immer jodelnde Cowboys als stilistischen Einfluss genannt.

Im Jahr 2005 richtet der Hurricane Katrina verheerende Schäden in Aaron Neville´s Heimatstadt New Orleans an. Bei einem von dem Trompeter Wynton Marsalis organisierten Benefizkonzert im Lincoln Jazz Center in New York singt Aaron Neville zusammen mit seinem Bruder Art „Go to the Mardi gras“. In der hochkarätigen Band spielten neben Wynton Marsalis auch der Pianist Allen Touissant, ein früher Förderer von Aaron Neville.

Im Jahr 2014 ist Aaron Neville wieder Gast bei einem Livekonzert aus einem gewichtigen Anlass. Dieses Mal ist es ein erfreulicher. Die Sängerin Mavis Staples feiert ihren 75.Geburtstag. Aaron und Mavis singen zusammen den Soulklassiker „Respect Yourself“. Jetzt feiert er seinen 80. Geburtstag.

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