Wassertropfen aus einem Gartenschlauch

APA/DPA/FRANK RUMPENHORST

Radiokolleg

Trinkwasser in Österreich

Österreicherinnen und Österreicher haben ein besonderes Verhältnis zu Wasser. Die reichen und hochwertigen Wasservorkommen des Landes sind Teil unserer Identität. Kaum eine Tourismus-Werbung kommt ohne Bilder klarer Bergseen und sprudelnder Quellen aus. Kein Wunder, wenn die Privatisierung dieser Ressource nicht nur äußert kritisch gesehen wird, sondern eine vehemente Gegnerschaft auf den Plan gerufen hat

Zuletzt löste das Ibiza-Video, in dem Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache den Ausverkauf des Österreichischen Wassers in Aussicht stellte, allgemeine Empörung bei den Österreicherinnen und Österreichern über diese Absicht aus.

Das gesamte Trinkwasser Österreichs wird aus Grundwasser gewonnen. Das ist eine Besonderheit. Nahezu alle europäischen Länder müssen für ihre Wasserversorgung auch auf Oberflächenwasser, also Seen und Flüsse, zurückgreifen. Österreich ist reich an Wasser. Stellen wir uns die gesamte Landesfläche als Behälter vor, füllt sich dieser jährlich 1,20 Meter hoch mit Regenwasser. Bis zu 40 Prozent davon infiltrieren in den Untergrund und füllen die Grundwasserreserven. Dort entnehmen es die Wasserversorger und bringen es in die Haushalte.

Auch hier ist Österreich ein Spezifikum, weiß Manfred Eisenhut von der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und Wasserfach. Durch die stufenweise und kleinteilige Besiedelung gibt es ungefähr 5.500 Wasserversorgungsunternehmen, die unterschiedlich organisiert sind, etwa genossenschaftlich, aber auch privatrechtlich. „Alle aber stehen unter ‚beherrschendem Einfluss der öffentlichen Hand‘.“

Kaltes, klares Wasser - ein öffentliches Gut

Wasser ist in Österreich öffentliches Gut und als solches sogar in der Bundesverfassung eingetragen. Im Juli 2013 wurde in der österreichischen Verfassung eine Absicherung der öffentlichen Wasserversorgung explizit festgeschrieben. Darin heißt es: "Die Republik Österreich bekennt sich zur Wasserversorgung als Teil der Daseinsvorsorge und insbesondere dazu, das öffentliche Eigentum an der Trinkwasserversorgung und die Verfügungsgewalt darüber im Interesse von Wohl und Gesundheit der Bevölkerung in öffentlicher Hand zu erhalten."

Die Privatisierung von Trinkwasser ist hierzulande ein Tabuthema. Zurecht, sagt die auf Wasserrecht spezialisierte Juristin Silke Laskowski. „Wir müssen darauf achten, dass die demokratische Kontrolle über die Wasserressourcen gewährleistet ist.“ Das sei nur fern von Kommerz möglich. Soeben ist eine neue EU-Trinkwasserrichtlinie in Kraft getreten, die nicht nur Schutz und hohe Qualitätsstandards fordert, sondern auch Zugang zu Wasser für den menschlichen Gebrauch. „Das ist ein Meilenstein“, sagt Laskowski, denn das bedeute, dass allen, etwa auch Obdachlosen, der freie Zugang zu Trinkwasser und sanitären Anlagen ermöglicht werden muss. Hier bestehe auch in reichen Ländern Handlungsbedarf.

Folgt man dem Wasser, wird deutlich, wie eng Umweltschutz, Wasserrecht und das ‚Menschenrecht auf Wasser‘ zusammenhängen. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund des Klimawandels, der auch in Österreich die Wasserwege verändern wird, treten diese Zusammenhänge zutage. „Selten ist uns bewusst, dass wir viel Wasser brauchen und aus viel Wasser bestehen“, sagt die Gewässerökologin und Künstlerin Christina Gruber. Sowohl in ihrer Tätigkeit als Gewässerökologin als auch in ihrer künstlerischen Arbeit, findet sie es augenöffnend, sich selbst als einen Fluss zu denken. „Wenn ich ein Leben lang an der Donau wohne, bin ich tatsächlich zu einem großen Bestandteil Donau.“

Gestaltung: Julia Grillmayr