Chick Corea

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Nachruf

Jazzlegende Chick Corea ist tot

Der legendäre Jazz-Pianist Chick Corea ist tot. Der Musiker und Komponist starb im Alter von 79 Jahren an einer Krebserkrankung. Die Erkrankung war demnach erst vor sehr kurzer Zeit diagnostiziert worden. Corea starb bereits am Dienstag.

Der 1941 in Chelsea im US-Bundesstaat Massachusetts als Armando Anthony Corea geborene Musiker galt als einer der bedeutendsten Vertreter des Rockjazz und nahm dutzende Alben auf. In seiner langen Karriere gewann der Pianist und Keyboard-Spieler 23 Grammys und wurde insgesamt 67 Mal nominiert. Er gewann mehr Jazz-Grammys als jeder andere Musiker.

Chick Corea, 2015

Chick Corea, 2015

AP/CHRIS PIZZELLO

Corea spielte unter anderem mit dem Trompeter Miles Davis und gründete 1971 die Formation "Return To Forever". Als Komponist schrieb Corea unter anderem den Latin-Jazz-Klassiker "Spain", seinen vermutlich berühmtesten Hit. Andere bekannte Stücke, die als Jazz-Standards gelten, sind "500 Miles High" und "La Fiesta".

"Die Welt braucht mehr Künstler."

In einer Stellungnahme auf der Facebook-Seite von Chick Corea wird eine letzte Botschaft Coreas übermittelt. Die Welt brauche mehr Künstler, wurde er darin zitiert. Er dankte seinen Weggefährten. Und weiter: "Meine Mission war es immer, die Freude am Gestalten zu bringen, wo immer ich konnte, und dies mit all den Künstlern zu tun, die ich so sehr bewundere - das war der Reichtum meines Lebens."

Nachdem der als Armando Anthony Corea geborene Sohn eines Trompeters und Bassisten bereits mit vier Jahren am Klavier gesessen und früh Unterricht genossen hatte, spielte er in jungen Jahren mit Saxofonlegende Stan Getz und Dizzy Gillespie zusammen. Beeinflusst wurde er sowohl von Herbie Hancock und Thelonious Monk als auch von lateinamerikanischen Rhythmen. Star-Trompeter Davis erkannte Coreas Talent und nahm ihn statt Hancock mit auf Tour - mit dem Corea später allerdings auch noch auf eine Welttournee gehen sollte.

Als seien all diese Namen nicht genug, begann Corea musikalisch auch Ausflüge in andere Genres, etwa im brasilianisch angehauchten Album "Light as a Feather", auf dem er mit "500 Miles High" und "Spain" brillierte. Ob mit E-Gitarrist Bill Connors, Flamenco-Klängen im Album "My Spanish Heart" oder seinem rockigen Elektro-Jazz der 80er und 90er Jahre: Während Coreas Finger über die Tasten schwebten, verwandelte sich sein Jazz in ein musikalisches Kaleidoskop. Nicht umsonst taufte er sein 1992 gegründetes Label "Stretch Records", das Grenzen dehnen und Kreativität anstelle von Genres stellen sollte.

Publikum wie Kritiker faszinierte, dass dem Lockenkopf selbst die vielseitige und wandelbare Musikrichtung des Jazz offenbar nicht genug Raum ließ. Hinzu kam eine unverkennbare Liebe zum Spiel über fünf Jahrzehnte, in denen Corea als Bandleader und Solist mehr als 100 Alben veröffentlichte. Wie verbunden er der Musik war, zeigte sich schon daran, dass er nach einem gelungenen Konzert oft stundenlang allein weiterspielte, anstatt sich an einer Bar unters Volk zu mischen.

Den gern kolportierten Gegensatz von klassischer Musik und Jazz verkehrte Corea mit seinem Spiel oft ins Gegenteil, etwa mit seinem Album "The Mozart Sessions", das er mit Bobby McFerrin und dem Saint Paul Chamber Orchestra aus Minnesota aufnahm. Unvergessen dürfte die Aufführung seines zweiten Klavierkonzerts "The Continents" im Wiener Mozartjahr 2006 bleiben.

Text: apa