Szenenausschnitt

CONSTANTIN TELEVISION/MIKE KRAUS

Literaturverfilmung als Serie

"Wir Kinder vom Bahnhof Zoo"

1978 schrieben Reporter des deutschen Magazins "stern" die Geschichte der Christiane F. nieder. Mit ihren Berichten gab sie dem Teufelskreis zwischen Drogenabhängigkeit, Gewalt und Prostitution unter Jugendlichen in Berlin ein Gesicht.

Das Buch wurde zum Bestseller, dessen Verfilmung 1981 zu einer der schonungslosesten deutschsprachigen Kinoerzählung über Sucht und Abhängigkeit. Jetzt ist "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" als Serie neu adaptiert worden.

1981 war es die Musik von David Bowie, die der Verfilmung von "Wir Kinder vom Bahnhofzoo" jenen atmosphärischen Rahmen gab, durch den die jugendlichen Darsteller die Geschichte von Christiane F. tragen konnten. Und Bowie und das nachgebaute Berlin der 70er Jahre sind es auch, die jetzt die Serienadaption in die damalige Zeit zurückwerfen.

Was bedeutet es, wenn Drogen stärker werden als die Freundschaft?

Unsterblich fühlt sich Christiane, die aus der tristen Hochhaussiedlung kommend, mit Schulfreunden in das Berliner Nachtleben eintaucht. Und wenn dann Bowie von Techno abgelöst wird, zeigt das den Spagat, den die Serienmacher gesucht haben: zwischen Sound, Kostümen, Sprache und Setdesign, zwischen der Nähe zur Originalzeit und einem Lebensgefühl von heute, mit dem auch ein junges Publikum abgeholt werden soll.

Gefühlschaos zwischen Pubertät & Drogen

"Die Interpretation von Uli Edel ist damals ja in einer ganz großen zeitlichen Nähe entstanden und hat einen fast dokumentarischen Gestus, weil er in die Welt und die Originalschauplätze eintauchen konnte, die noch da waren," sagt Produzentin Sophie von Uslar mit Blick auf die Verfilmung aus den 80er Jahren. "Wir haben versucht Bilder zu finden, für die Art, wie die sich fühlen."

Mit "die" meint von Uslar die jugendliche Clique. Die Serie erzählt nicht mehr nur von Christiane, gespielt von der österreichisch-australischen Hauptdarstellerin Jana McKinnon, sondern auch von ihren Freunden und den jeweils unterschiedlichen Familiengeschichten und sozialen Kontexten - zwischen Villenviertel, Hochhaus und Burschen-WG, mit Matratzenlager, Spritzbesteck und Kanarienvogel. Und auch die Perspektive der Eltern wird in die Handlung hineingeholt. Verschiedene Figuren und Generationen, die Regisseur Philipp Kadelbach abwechselnd unter das Vergrößerungsglas der Erzählung holt.

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Freundschaft in Gramm aufgewogen

Die Rauheit, mit der Uli Edel einst die kalten Berliner Nächte zwischen jugendlichem Welteroberungsdrang und sozialer Misere, Rausch, Absturz und Drama erzählt hat, bricht Kadelbach immer wieder auf: mit einer erstaunlichen Wärme, die er in die Szenen bringt, ohne aber drastische Bilder auszuklammern. Wenn die Nadel gesetzt wird, wenn sich die Jugendlichen für den nächsten Schuss prostituieren und der Preis für Konzertkarten in Gramm aufgewogen wird. "Auch wenn es uns wichtig war, Dinge nicht auszusparen - es ging uns nicht darum, Schockmomente zu kreieren", betont von Uslar: "Wir wollten zeigen, was auf der emotionalen Ebene passiert, wenn Drogen stärker werden als Freundschaft."

Wo die Verfilmung aus den 80er Jahren endet, folgt die Serie dem Buch weiter. Zum nächsten Entzug, dem nächsten Rückfall, dem nächsten Versprechen. Und sie endet dort, wo die öffentliche Geschichte der Christiane F. begonnen hat. Mit zwei Reportern, die anfangen Fragen zu stellen: "Wie sollen wir dich nennen? Christiana. Christiane F." Ab dem 19. Februar ist die mit Constantin Television koproduzierte Serie beim Streaming Anbieter Amazon Prime Video zu sehen.

Gestaltung