LEO MAYR

JOSEPH THANHÄUSER

Ö1 Talentebörse

Leo Mayr, Bildhauerei

Phuu ... Ich glaube ich bin ein sehr humorvoller und liebevoller Beobachter. Ich liebe die Menschen und die Welt die mich umgibt, auch wenn die Menschen noch so grauslich zueinander sind und ich die Welt selten so richtig verstehe. Aber darum geht es vermutlich in meiner Kunst. Ums Beobachten, Hinterfragen und verstehen wollen.

Was ist Kunst?

Bei dieser Frage muss ich immer an die Performance von Raša Todosijević denken. Eigentlich gibt’s darauf keine richtige Antwort. Und immer wenn ich versuche sie zu beantworten bin ich nachher unzufrieden. Drum lass ich es lieber.

Wie sind Sie zur Kunst gekommen?

Gezeichnet hab ich eigentlich schon immer. Und als Kind hatte ich ein Erdloch im Garten. Ich komme aus einer Gegend nahe der Traun und der Boden im Garten war sehr lehmhaltig. Das Loch hat mir als unerschöpfliche Quelle an Material für das Bauen kleiner Dörfer, bewohnt von Lehmmenschen, gedient. Nach dem Regen war alles weg und ich habe von vorne begonnen. Darum hat Kunst für mich bis heute immer auch etwas mit spielen zu tun.

Kommt Kunst von können, müssen oder wollen?

Wenn ich mich entscheiden muss, dann eher vom wollen. Ich find sowohl die Vorstellung vom alles könnendem Künstler*innen-Genius, als auch vom Getriebenen der nicht anders kann, etwas eigenartig und antiquiert.

Wo würden Sie am liebsten ausstellen?

Abseits der großen Einzelausstellung im MoMA würd Ich schon länger gern was am Zentralfriedhof machen.

Mit wem würden Sie gerne zusammenarbeiten?

Ich würde gerne mal mit einer Blasmusikkapelle zusammenarbeiten. Vielleicht erfüllt sich der Wunsch im September im Rahmen einer Performance.

Wie viel Markt verträgt die Kunst?

Die Kunst selbst verträgt ihn eigentlich garnicht. Aber so wie der gesellschaftliche Zugang zu ihr und die Produktionsbedingungen für KünstlerInnen organisiert sind, kann man als KünstlerIn einfach nicht ohne ihn leben.

Und wie viel Kunst verträgt der Markt?

Ich weiß nicht ob es da überhaupt eine Grenze nach oben gibt. Für den Markt ist es aber sicher Super wenn hinter jedem/r in einer Galerie vertretenen KünstlerIn eine Armee von anderen steht, bereit deren Platz einzunehmen.

Wofür würden Sie Ihr letztes Geld ausgeben?

Essen vermutlich.

Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?

Ich bin manchmal schon damit überordert das nächste halbe Jahr zu planen. Aber ich würd mich freuen wenn ich in 10 Jahren noch die meiste Zeit im Atelier verbringen kann.

Haben Sie einen Plan B?

Natürlich, Ich habe auch einen Plan C und D.

Wann und wo sind Sie das letzte Mal unangenehm aufgefallen?

Ich bin vor ein paar Wochen bei einer Podiumsdiskussion zum Thema künstlerischem Forschen in der ersten Reihe gesessen und hatte einen sehr lauten Lachanfall. Das ist aber jetzt etwas schwer zu erklären. Ich fall immer wieder mal unangenehm auf, aber zum Glück ist am Ende selten jemand böse.

Wollen Sie die Welt verändern?

Auf jeden Fall. Aber nicht unbedingt mit meiner Kunst. Meine künstlerische Arbeit ist durchaus politisch. Das ist das Abbilden von Menschen immer. Und ich möchte damit auch Fragen an Gesellschaft und System aufwerfen. Aber ich befürchte, dass die künstlerischen Medien, die ich bediene (sprich Keramik, Malerei und Druckgrafik) nicht unbedingt die geeignetsten sind wenn es darum geht politische Kunst zu schaffen, die Einfluss auf soziale Bewegungen ausüben will. Wenn es um das verändern der Welt geht gehe ich dann doch lieber auf die Straße.

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Leo Mayr