Anna Hostek

LEA SOPHIA MAIR

Ö1 Talentebörse

Anna Hostek, Bildhauerei

Ich arbeite mich an meinem Schnellnäher auf dunkel gebeizten Holzflächen an gesammelten, geschenkten und vererbten Geweben ab. Massen aus Puppenarmen, Ballkleidern und Patchwork übernehmen die Zimmer und Ecken und schieben Weinranken von den Tischen. Ein ineffizientes Büro, in dem ich Textilen durch Maschinen ziehe, um sie vom Wäschetrog in Laden und Fächer zu verwalten.

Was ist Kunst?

Für mich, die Verhandlung von Information und Emotion jeglicher Art in der durch die eigene Praxis entwickelten Sprache.

Wie sind Sie zur Kunst gekommen?

Ich habe immer schon gerne Menschen bei alltäglichen Abläufen, in ihren Beziehungen zueinander und in fast unbeobachteten Momenten verfolgt. Und nachdem dieses Schauen und unabsichtliche Sammeln von Geschichten dahin getröpfelt ist meinte die Paula, dass es da so eine Klasse an der Angewandten gibt. Und ohne jemals dort gewesen zu sein oder einen Rundgang besucht zu haben, also eigentlich ohne jemals was mit der Kunstszene zu tun gehabt zu haben, bin ich mit meiner absurd großen Mappe hin und es hat geklappt.

Kommt Kunst von können, müssen oder wollen?

Eher vom Scheitern.

Wo würden Sie am liebsten ausstellen/auftreten/inszenieren?

Ich träume von Kollaborationen mit Theater- und Opernfundi. Es wäre eine Möglichkeit immer wieder getragene, umgearbeitete und reparierte Kostümbilder aufzureißen, einzuschneiden und Nähte über Nähte zu legen bis sich diese Geschichten zu einer neuen Form zusammenfügen.

Mit wem würden Sie gerne zusammenarbeiten?

Ausgehend von der Idee, Präsentationsformate außerhalb konsistenter Ausstellungsflächen zu entwickeln, entstand das von Laurids Oder gegründete Projekt E++. Ich habe die Freude seit 2018 Mitglied dieser dynamischen Plattform zu sein. Gezeigt werden zeitbasierte Auftritte von KünstlerInnen in Form von Gruppenausstellungen oft in bestehenden Infrastrukturen wie vergessene Internet Cafés, abseits liegenden Parkhäusern oder verstaubten Bars. Diese Events laufen immer nur 1 Tag und setzen oft an einem performativen Diskurs an. Dieser Ansatz scheint mir so passend, weil in meiner Praxis der Ausstellungskörper im besten Fall einer Inszenierung gleicht, in der die Arbeiten die Rollen von Körpern, Props und der Bühne im weitesten Sinn übernehmen können.

Wie viel Markt verträgt die Kunst?

Mir stellt sich nicht die Frage nach dem Markt, sondern an die Verteilung von Budget und Profit. Ich hoffe, dass sich in den kommenden Jahren die Auszahlung von fixen Honoraren an KünstlerInnen etabliert. Es ist Realität, dass die Möglichkeit, insbesondere im institutionellen Kontext, auszustellen als Bezahlung gesehen wird. Die Forderung nach Entlohnung der AustellerInnen wird nicht nur in meinem Umfeld immer lauter.

Und wie viel Kunst verträgt der Markt?

Ich bin die Falsche um diese Frage zu beantworten. Dabei hätte ich fast Betriebswirtschaftslehre studiert, dann stünden wir jetzt an einer anderen Stelle.

Wofür würden Sie Ihr letztes Geld ausgeben?

Wein.

Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?

Umschlungen von Stoffresten aus Hinterlassenschaften, Todesfällen und Frühjahrsputzen.

Haben Sie einen Plan B?

Ich arbeite Tag und Nacht und habe mich dabei überzeugt, dass sich das schon irgendwie alles ausgehen wird.

Wann und wo sind Sie das letzte Mal unangenehm aufgefallen?

Der letzte Prosecco der durch die Gegend geschäumt ist, hat beim Niederprasseln den Junggesellinnenabschied wenig erfreut.

Wollen Sie die Welt verändern?

Die Weltseele verändert sich selten durch eine einzelne Person. Jede Handlung erzeugt eine Reaktion, dessen versuche ich mir bewusst zu sein.