Anthony Hopkins in "The Father"

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Demenzdrama

Anthony Hopkins als "The Father"

Es war eine der größten Überraschungen der heurigen Oscarverleihung, als Sir Anthony Hopkins für das Demenzdrama "The Father" als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet worden ist. Sein zweiter Oscar - 29 Jahre nach jenem für die Rolle des Hannibal Lecter in "Das Schweigen der Lämmer". "The Father" ist das Kinodebüt des französischen Schriftstellers Florian Zeller, der mit diesem Film sein vielfach ausgezeichnetes Theaterstück "Le Père" für die Leinwand adaptierte.

Es ist nicht der Verlauf einer Krankheit, der in "The Father" erzählt wird, sondern eine sich schleichend verändernde Wahrnehmung der Welt. Der achtzigjährige Anthony leidet an Demenz. Und als Zuschauer wird man mit diesem Mann immer wieder völlig unvorbereitet getroffen, wenn er in seiner Londoner Wohnung desorientiert ist oder sich an etwas nicht mehr erinnern kann.

Wie auf einer Drehbühne verändern sich mit einzelnen Szenen die Räume und die Menschen in ihnen. Dialoge und Bilder werden in kleinen Details variiert. Erinnerung und Gegenwart verschwimmen. Anthony verwechselt Namen und Gesichter. Warum ist wieder eine neue Pflegerin in der Wohnung? Hat die Tochter angekündigt, ins Ausland zu gehen?

 Imogen Poots, Olivia Colman und Anthony Hopkins.

Imogen Poots als Pflegerin, Olivia Colman in der Rolle der Tochter und Anthony Hopkins als Vater

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Es ist ein Erzählzugang der überrascht, der anfänglich irritiert und mit dem es Regisseur Florian Zeller gelingt, das Publikum in die subjektive Wahrnehmung der Figur hineinzuholen. Der Film solle sich wie das Spiel mit einem Puzzle anfühlen, bei dem ein Stein fehlt. Irgendwann könne man die Handlung nur noch auf einer emotionalen Ebene verstehen, so Zeller, der "The Father" als Spiel der kleinen Irritationen inszeniert und das Publikum so in eine aktive Rolle drängt: "Wenn man etwas auf der Leinwand sieht, dann hinterfragt man das nicht. Es wird als real angenommen. Und wenn dann in der nächsten Szene etwas zu sehen ist, das dem widerspricht, dann entsteht ein Spannungsfeld. Das Publikum muss sich immer neu orientieren."

Großes Schauspielkino mit Colman und Hopkins

Anthony ist mal ein Grantler, verletzlich und einsam, reagiert mal verzweifelt, mal misstrauisch oder gar boshaft auf seine Orientierungslosigkeit. Und dann kommt zwischen der Angst aber auch der alte Charmeur durch. Hopkins reicht in manchen Momenten nur eine hochgezogene Augenbraue, ein stärker betontes Wort oder ein kurzer Blick, um die Gefühlswelt dieses Mannes greifbar werden zu lassen. Und gleichzeitig sind auch die Erschöpfung und der tägliche Kampf der von Olivia Colman gespielten Tochter in den Film eingeschrieben.

Es sei einfach gewesen, diese Rolle zu spielen, winkte Sir Anthony Hopkins beim Toronto Filmfestival ab. Und er streute seiner Leinwandpartnerin Rosen: "Ich spiele zwar nicht Tennis. Ich bin kein Sportler. Aber mit Olivia am Set zu arbeiten, muss in etwa so einfach sein, wie einen Ball über das Netz zu schlagen." Hopkins und Coleman sind ein kongeniales Schauspielduo, dem Florian Zeller in seinem Regiedebüt aber auch den nötigen Freiraum gibt, um vor der Kamera die Dynamik und den Rhythmus der einzelnen Szenen mitdiktieren zu können.

Olivia Colman

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