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Reparieren: so einfach und so schwierig

Die Müllberge wachsen und damit auch die Berge an Elektroschrott. 136.500 Tonnen Elektrogeräte wurden im Vorjahr österreichweit gesammelt, einen Zuwachs von 8,5 Prozent gab es allein bei der Sammlung von Elektro-Kleingeräten. Dabei müsste längst nicht jedes Gerät, das nicht mehr funktionsfähig ist, sofort durch ein neues ersetzt werden.

Reparieren statt wegwerfen wäre die Lösung in einer Zeit, in der immer mehr Menschen voll Sorge auf die Zukunft unseres Planeten blicken. Viele wollen auch mithelfen, den Wegwerfkult zu stoppen - etwa in österreichweiten Repair-Cafés, wo abgelegten Geräten oft ein neues Leben eingehaucht wird.

Aus Alt mach Neu

Ein sonniger Spätherbsttag im überdachten Innenhof eines Grazer Stadtlokals - das Grazer Repaircafé macht an diesem Tag hier Station. Auf zusammengerückten Tischen liegen verschiedene Elektrogeräte, die Besitzerinnen und Besitzer vorbeigebracht haben. Sie alle haben einen Defekt, und vielleicht kann man sie ja noch reparieren.

"Vielleicht kann man ja hier etwas machen."

Zum Wegwerfen sei ihr die TV- Fernbedienung zu schade, sie ist ja erst knapp drei Jahre alt, meint etwa eine Repaircafé-Kundin, „und vielleicht kann man ja hier etwas machen.“ Tatsächlich stehen die Chance gut, denn rund ein Dutzend technisch und handwerklich begabte Freiwillige ist zum Reparier-Treffen gekommen, um Geräte aller Art zu reparieren - vom Laserdrucker und der Kaffeemaschine, bis hin zu Smartphones, Tablets oder auch dem kaputten Emblem auf der Lieblingstasche.

Reparaturwissen weitergeben

Gemeinsam mit den Besitzer/innen der Geräte wird getüftelt, getestet und überlegt - denn einer der Grundpfeiler der Repaircafé -Philosophie ist es, das Interesse der Betroffenen am Reparaturvorgang zu wecken - und ihnen Mut zu machen, sich künftig selbst an kleinere Reparaturen zu wagen. Die Reparaturkundigen selbst kommen aus verschiedenen Branchen: Studierende der Elektrotechnik sind ebenso dabei, wie ein pensionierter Uhrmacher, eine passionierte Schneiderin oder ein Experte einer Haushaltsgeräte-Reparaturfirma. Sie alle stellen ihre Freizeit und ihr Wissen ehrenamtlich zur Verfügung.

Reparaturtrend aus den Niederlanden

Das Repaircafé ist eine internationale Freiwilligen-Bewegung, die von den Niederlanden ausgehend vor mehr als zehn Jahren auch nach Österreich kam. Rund 150 Repaircafés gibt es österreichweit, weiß Matthias Neitsch, Geschäftsführer des Vereins Repanet, der als österreichisches Netzwerk rund um Reparieren und Wiederverwerten auch als Interessenvertreter der österreichischen Repaircafés fungiert.

Wachsende Forderung: Recht auf Reparatur

Die sind neuerdings bei der Ausübung ihrer Tätigkeit auch versichert, freut sich Matthias Neitsch über einen aktuellen Erfolg für die vielen Freiwilligen, die ihr Knowhow in ihrer Freizeit zur Verfügung stellen. Auch das Interesse der Politik, die Reparierbarkeit von Geräten zu fördern, begrüßt der Repanet-Geschäftsführer sehr: die Öko-Design-Richtlinie, den vom Umweltministerium angekündigten bundesweiten Reparaturbonus, oder den Reparatur-Index, der von der EU-Kommission derzeit diskutiert und in Frankreich bereits an einigen Produktgruppen getestet wird. Auf einer Skala von 0 bis 10 gibt er Auskunft über die Reparierfreundlichkeit von elektronischen Geräten.

Nach Ersatzteiltausch noch lange nutzbar

Ein Reparaturmodell, das an Bedeutung gewinnt, ist auch der Markt von Refurbished-Produkten, also von gebrauchten Smartphones, Tablets und weiteren Elektrogeräten, die generalüberholt und zum Teil mit neuen Komponenten ausgestattet wieder verkauft werden. So können abgelegte Geräte oft lange genutzt werden, wobei eine von der Verkaufsplattform ausgestellte Garantie für den nötigen Konsumentenschutz sorgen soll.

Selbst an der Kreislaufwirtschaft mitwirken

Bei manchen Anbietern kann auch das eigene abgelegte Smartphone in den Refurbishment-Kreislauf einfließen - ein nicht unwichtiger Punkt, denn letztlich geht es auch um die Verringerung der weltweiten Müllberge und darum, dass Altgeräte auch wichtige Ressourcen für neue Produkte sind. Das Bewusstsein dafür scheint in der Gesellschaft jedenfalls zu wachsen.

Gestaltung: Sylvia Andrews

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