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Matrix
Reparieren: so einfach und so schwierig
Die Müllberge wachsen und damit auch die Berge an Elektroschrott. 136.500 Tonnen Elektrogeräte wurden im Vorjahr österreichweit gesammelt, einen Zuwachs von 8,5 Prozent gab es allein bei der Sammlung von Elektro-Kleingeräten. Dabei müsste längst nicht jedes Gerät, das nicht mehr funktionsfähig ist, sofort durch ein neues ersetzt werden.
13. Dezember 2021, 02:00
Reparieren statt wegwerfen wäre die Lösung in einer Zeit, in der immer mehr Menschen voll Sorge auf die Zukunft unseres Planeten blicken. Viele wollen auch mithelfen, den Wegwerfkult zu stoppen - etwa in österreichweiten Repair-Cafés, wo abgelegten Geräten oft ein neues Leben eingehaucht wird.
Martina hat für #NachhaltigInGraz hat ein wenig was über #RepairCafe Initiativen geschrieben.
— Repair Café Graz (@repaircafe_graz) July 26, 2021
Wer noch nicht viel von uns gehört hat oder sich für Details interessiert findet alles und noch mehr in ihrem Posting: https://t.co/3JwgTkgUoi
Aus Alt mach Neu
Ein sonniger Spätherbsttag im überdachten Innenhof eines Grazer Stadtlokals - das Grazer Repaircafé macht an diesem Tag hier Station. Auf zusammengerückten Tischen liegen verschiedene Elektrogeräte, die Besitzerinnen und Besitzer vorbeigebracht haben. Sie alle haben einen Defekt, und vielleicht kann man sie ja noch reparieren.
"Vielleicht kann man ja hier etwas machen."
Zum Wegwerfen sei ihr die TV- Fernbedienung zu schade, sie ist ja erst knapp drei Jahre alt, meint etwa eine Repaircafé-Kundin, „und vielleicht kann man ja hier etwas machen.“ Tatsächlich stehen die Chance gut, denn rund ein Dutzend technisch und handwerklich begabte Freiwillige ist zum Reparier-Treffen gekommen, um Geräte aller Art zu reparieren - vom Laserdrucker und der Kaffeemaschine, bis hin zu Smartphones, Tablets oder auch dem kaputten Emblem auf der Lieblingstasche.
Reparaturwissen weitergeben
Gemeinsam mit den Besitzer/innen der Geräte wird getüftelt, getestet und überlegt - denn einer der Grundpfeiler der Repaircafé -Philosophie ist es, das Interesse der Betroffenen am Reparaturvorgang zu wecken - und ihnen Mut zu machen, sich künftig selbst an kleinere Reparaturen zu wagen. Die Reparaturkundigen selbst kommen aus verschiedenen Branchen: Studierende der Elektrotechnik sind ebenso dabei, wie ein pensionierter Uhrmacher, eine passionierte Schneiderin oder ein Experte einer Haushaltsgeräte-Reparaturfirma. Sie alle stellen ihre Freizeit und ihr Wissen ehrenamtlich zur Verfügung.
Reparaturtrend aus den Niederlanden
Das Repaircafé ist eine internationale Freiwilligen-Bewegung, die von den Niederlanden ausgehend vor mehr als zehn Jahren auch nach Österreich kam. Rund 150 Repaircafés gibt es österreichweit, weiß Matthias Neitsch, Geschäftsführer des Vereins Repanet, der als österreichisches Netzwerk rund um Reparieren und Wiederverwerten auch als Interessenvertreter der österreichischen Repaircafés fungiert.
Wachsende Forderung: Recht auf Reparatur
Die sind neuerdings bei der Ausübung ihrer Tätigkeit auch versichert, freut sich Matthias Neitsch über einen aktuellen Erfolg für die vielen Freiwilligen, die ihr Knowhow in ihrer Freizeit zur Verfügung stellen. Auch das Interesse der Politik, die Reparierbarkeit von Geräten zu fördern, begrüßt der Repanet-Geschäftsführer sehr: die Öko-Design-Richtlinie, den vom Umweltministerium angekündigten bundesweiten Reparaturbonus, oder den Reparatur-Index, der von der EU-Kommission derzeit diskutiert und in Frankreich bereits an einigen Produktgruppen getestet wird. Auf einer Skala von 0 bis 10 gibt er Auskunft über die Reparierfreundlichkeit von elektronischen Geräten.
So wird das 10 Jahres-Smartphone Realität:
— Länger nutzen statt öfter kaufen (@RUSZ_Reparatur) October 29, 2021
· Wirklich reparierbare Handys
· Leicht tauschbare Akkus
· Softwareunterstützung für 10 J.
· Leicht zugängliche Ersatzteile + Reparaturinfos
· Repair Scorehttps://t.co/vAHXu1Rj3qhttps://t.co/97KlbDNSEl@RepaNet #10yearphone
Nach Ersatzteiltausch noch lange nutzbar
Ein Reparaturmodell, das an Bedeutung gewinnt, ist auch der Markt von Refurbished-Produkten, also von gebrauchten Smartphones, Tablets und weiteren Elektrogeräten, die generalüberholt und zum Teil mit neuen Komponenten ausgestattet wieder verkauft werden. So können abgelegte Geräte oft lange genutzt werden, wobei eine von der Verkaufsplattform ausgestellte Garantie für den nötigen Konsumentenschutz sorgen soll.
Selbst an der Kreislaufwirtschaft mitwirken
Bei manchen Anbietern kann auch das eigene abgelegte Smartphone in den Refurbishment-Kreislauf einfließen - ein nicht unwichtiger Punkt, denn letztlich geht es auch um die Verringerung der weltweiten Müllberge und darum, dass Altgeräte auch wichtige Ressourcen für neue Produkte sind. Das Bewusstsein dafür scheint in der Gesellschaft jedenfalls zu wachsen.
Gestaltung: Sylvia Andrews
Service
Repaircafé
Repanet
Ökodesign-Richtlinie
Right to Repair Europe