Blick auf Barolo

ORF/URSULA BURKERT

Ö1 Reiseatlas

Piemont (Italien)

Mit Respekt und Genuss reisen. Ein kulinarisch-kultureller Ausflug rund um Turin.

Piemont (Italien)

Carlo Petrini, der internationale Slow-Food-Präsident, fordert, dass Lebensmittel gut, sauber und fair sein sollen. Das heißt, sie sollen ausgezeichnet schmecken, ökologisch und nachhaltig hergestellt werden und den Produzentinnen und Produzenten einen fairen Preis einbringen. Slow Food arbeitet weltweit daran, die biologische Vielfalt unserer Lebensmittel zu bewahren, indem es Verbindungen zwischen Erzeuger/innen und Verbraucher/innen schafft und die Aufmerksamkeit auf die dringenden Themen unseres Lebensmittelsystems richtet. Ein solcher Kontakt lässt sich im Piemont leicht herstellen. In der Domäne Torrone della Colombara, nicht weit von Vercelli, ist in einem historischen Gehöft, ein Reis-Museum und eine moderne Reismühle untergebracht. Auf dem umliegenden ca 150 Hektar Ackerland wird ausschließlich Carnaroli angebaut und der erstklassige Acquerello produziert. Hier erfährt man von Umberto Rondolino viel über die Herstellung von Reis und kann sich im Atelier der deutschstämmigen Künstlerin Claudia Haberkern umsehen, die sich vor Jahrzehnten hier niedergelassen hat.

Asti wurde eigentlich durch den Salzhandel wohlhabend, der Einfluss der Savoyer ist überall zu spüren und die Kulinarik wird hier groß geschrieben. Das berühmte Vitello soll hier entstanden sein. Außerdem wurde in Asti der Rechtsanwalt und Cantatore Paolo Conte geboren und der Radrennfahrer Giovanni Gerbi, der am Beginn des 20. Jahrhunderts als Diavolo Rosso, der rote Teufel von Asti lokale Berühmtheit erlangte. Ihn ließ Giovanni Guareschi in seinem Buch Camillo & Peppone vorkommen und Paolo Conte setzte ihm mit dem Lied "Diavolo Rosso" auf seinem Album "Appunti Die Viaggio" ein Denkmal.
Davide Barbero, der Sohn des Radrennfahrers, war weniger dem Sport zugeneigt. Er installierte in der Fahrradfabrik des Vaters eine Süßwaren-Manufaktur und wurde bald für die Spezialität der Region berühmt. Er verfeinerte den traditionellen weißen Torrone, eine Mischung aus Honig, Eiweiß, Glukose und Haselnüssen und entwickelte auch eine mürbe Version - den Torrone Morbido. Heute führt der Enkel des Diavolo Rosso Gianni Barbero - Gerbi die Geschäfte im Zentrum von Asti weiter.

Bra, Raschera, Castelmango, Robiola oder Tuma sind die Namen von typischen Käsesorten des Piemont und Beppino Occelli besitzt den besten Käsekeller der Region. Er liegt auf 900 m Seehöhe, mitten im Bergland, im Dorf Valcasotto. Seit Jahrzehnten bringt Beppino Occelli die nach alter Tradition hergestellten Käse hierher und hat dem Dorf dadurch neues Leben eingehaucht. Auf Brettern aus Kirsch-, Apfel- oder Birnbaumholz reifen die Laibe aus Ziegen-, Schafs- oder Kuhmilch und entwickeln an der Oberfläche natürliche Schimmelkulturen. Im ersten Stock befindet sich ein Lehrsaal der Slow Food Universität Pollenzo. Dort wird über Strategien diskutiert, wie im Jahr 2020 das Lebensmittelsystem in ökologischer, sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht wirklich nachhaltig gestaltet werden könnte. Und in der Locanda del Mulino kann man sämtliche Spezialiäten der Region verkosten: Käse, Kastanien und Polenta.

Ö1 Ambiente Sendung vom 8. März 2020
Gestaltung & Redaktion: Ursula Burkert

Service

Slowfood
Acquerello
Hulls
Barbero Cioccolato
Occelli

Buchtipp:
Sabine Becht:
Piemont mit Ausflügen ins Aostatal Reiseführer. Individuell reisen mit vielen praktischen Tipps.
Michael Müller Verlag

Übersicht