Nicholas Ofczarek, Daniel Jesch und Lili Winderlich

APA/BURGTHEATER/MATTHIAS HORN

Burgtheater

"Geschichten aus dem Wienerwald"

Hochkarätig besetzt mit Nicholas Ofczarek, Sarah Viktoria Frick, Martin Schwab oder Maria Happel, kommt Ödön von Horvaths Drama "Geschichten aus dem Wiener Wald" zur Premiere im Burgtheater. Regie führt der Niederländer Johan Simons, der eine ganz neue Sichtweise auf das hierzulande sehr bekannte und oft verfilmte Stück mitbringt.

Ofzcarek, der heuer 50 Jahre alt geworden ist, und erst jüngst in der Medien-Miniserie "Die Ibiza Affäre" als Privatdetektiv zu sehen war, kehrt damit nach längerer Zeit wieder ans Theater zurück.

Verzerrte Stimmen, Schreie, Schläge, Störgeräusche - so klingt bei Johan Simons, die stille Gasse im achten Bezirk, in der Horvath sein Stück ansiedelt. Fleischerei, Trafik und Puppenklinik - sind reduziert auf Schweinskopf, Zigarette und Skelett - auf der unendlich tiefen schwarzen Bühne, ziehen die Horvathschen Figuren, wie Planeten, einsam ihre vorgegebenen Bahnen. In ihren hässlichen Kleidern, mit ihren kaputten Träumen und verkrusteten Seelen kreisen sie permanent um sich selbst.

Die Menschen im Zentrum

"Das sind auch Himmelskörper, die versuchen Kontakt zu haben, aber das gelingt nicht. Man könnte aus diesem Stück auch eine zehnteilige Netflix-Serie machen." Nicht die Sprachfeinheiten oder das Wiener Lokalkolorit, die er als Niederländer sich nicht anmaße zu kennen, so Johann Simons, stehen im Zentrum seiner Inszenierung, sondern die Menschen.

"Ich komme selbst aus einfachen Verhältnissen, ich kenne diese Schicht. Das sind Leute, die haben ihren Stolz, ihre Würde, ihre blöde Seite, die kann man lieben, mit denen kann man Mitleid haben, aber die sind kurz gesagt - sehr menschliche Figuren."

Bald ist das Jahr der Trauer vorbei und morgen leg ich meinen Flor ab und nächstes Wochenende ist offizielle Verlobung und Weihnachten Hochzeit. Ein Bussi, Mariann.

Partitur aus Stimmen, Stille und Musik

Nicholas Ofzcarek ist als Fleischhauer Oskar zurück auf der Burgtheater-Bühne, Sarah Viktoria Frick spielt die Marianne, die junge Frau, die hofft durch ihre Beziehung zum Spekulanten Alfred, den Felix Rech spielt, ausbrechen zu können aus ihrer kleinbürgerlichen Welt.

Wie eine Partitur aus Stimmen, Stille und Musik habe er den Horvathschen Text gelesen, sagt Johann Simons. "Es lädt auch ein, um Musik zu benutzen, es ist eine Abwechslung aus Text-Stille und in diese Stille hinein Musik. Und es gibt zwei lange Tänze, zwischen Alfred und Marianne und am Ende zwischen Oskar und Marianne."

Felix Rech, Sylvie Rohrer, Sarah Viktoria Frick, Oliver Nägele und Nicholas Ofczarek

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"Die Geschichte ist am Ende"

Oliver Nägele ist als Zauberkönig, Silvy Rohrer als Trafikantin Valerie zu sehen. Diese Gesellschaft hat ihrer eigenen Auslöschung angesichts von Weltwirtschaftskrise, Faschischmus und drohendem Krieg nichts entgegenzusetzen. Aber, so betont Johann Simons, diese Zeit mit Heute zu vergleichen, stimme nicht mehr. Denn die Geschichte wiederholt sich nicht.

"Die Geschichte ist am Ende und es ist nicht viel Lebenszeit mehr übrig, in 300 Jahre ist die Welt einfach kaputt - die Menschen gibt es nicht mehr, die in dieser Welt sind. Wir sind nicht vor dem Abgrund, sondern wir hängen über dem Abgrund. Wir stehen vor einem schwarzen Loch und dieses Stück ist für mich ein schwarzes Loch."

Horvath in ungewöhnlichem Gewand

Am Ende hat man Zeit, um über das Ende der Zeit zu reflektieren. Dann nämlich, wenn Marianne und Oskar zum finalen, verzweifelten Paartanz antreten, sich zehn Minuten lang ineinander verbeißen, verkeilen, und resignieren. Ein altbekannter Horvath - in höchst ungewöhnlichem Gewand. Premiere ist heute Abend.

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