Fiston Mwanza Mujila

LEONHARD HILZENSAUER/PAUL ZSOLNAY VERLAG

Neuer Roman

Fiston Mwanza Mujilas "Tanz der Teufel"

Der Dichter und Schriftsteller Fiston Mwanza Mujila wurde im Kongo geboren, schreibt auf Französisch und lebt seit mehr als zehn Jahren in Graz. Sein Debütroman "Tram 83" sorgte mit seiner rhythmischen Sprache für Begeisterung bei den Kritikern, jetzt ist übersetzt von Katharina Meyer und Lena Müller sein neuer Roman "Tanz der Teufel" auf Deutsch erschienen. Schauplatz des wilden Figurenreigens sind die 1990er Jahre in Zaire und Angola.

Lubumbashi, eine Stadt im südlichen Kongo, der damals noch Zaire hieß. An der Macht sitzt, Mitte der 90er-Jahre, nämlich noch der Diktator Mobutu Sese Seko, der Mann mit der Leopardenmütze, ein Kleptokrat ersten Ranges, der das Land in seine eigenen Taschen ausbluten lässt und ein autoritäres Regime führt. "In der Zeit von Mobutu", erinnert sich Fiston Mwanza Mujila, "war es Männern verboten, Krawatten und Frauen verboten, Hosen zu tragen."

Tanzende Figuren

Die Kapitel von "Tanz der Teufel" sind kurz, nehmen immer eine Figur in den Fokus, und von denen gibt es viele. Süchtige Straßenkinder, junge Burschen, die sich einen Platz in der Gesellschaft erkämpfen wollen, ein geheimnisvoller Monsieur Guillaume, der im Hintergrund seine politischen Fäden zieht und ein Wiener Anthropologe.

"In meinem Roman gibt es keine Hauptfiguren", so Mujila. "Alle sind Nebenfiguren, die ich wie Jazzmusiker betrachte. Manche stehen gerade auf der Bühne im Rampenlicht stehen und spielen, manche ziehen sich gerade zurück. Es ähnelt auch dem Besuch in einer Bar. Man tanzt zwei, drei Nummern, danach geht man aufs Klo oder holt sich ein Bier, und anschließend kommt man wieder. Es ist ein dauerndes Kommen und Gehen der Figuren."

Wörter wie Noten

Treffpunkt dieser unterschiedlichen Figuren ist das Mambo de la fête, eine Bar, in der der berüchtigte und titelgebende Tanz der Teufel getanzt wird. Schweiß und Bier fließen in Strömen und mit ihnen Mujilas Sprache, geschrieben hat er vorzugsweise nachts, sagt er, bei südafrikanischem Jazz und zairischer Rumba.

"Für mich ist die Sprache ein Instrument", sagt Mujila. "Ich möchte mit Wörtern Noten schreiben."

Buchumschlag

ZSOLNAY VERLAG

Ort des Wissens

Schon in seinem Debütroman "Tram 83" spielte eine Bar eine zentrale Rolle. Da geht es aber nicht nur um Atmosphäre, so Fiston Mwanza Mujila, sondern um die besondere Rolle, die Bars im Kongo gespielt haben und spielen: "An wichtige Informationen kommt man nicht über Radio und Fernsehen, sondern indem man in eine Bar geht. Dorthin kommen irgendwelche Verwandte des Premierministers, und so erfährt man dort Dinge, die man sonst nirgends erfährt. Die Bar ist wie eine Universität, sie ist ein Ort des Wissens."

Magischer Realismus

Der zweite Schauplatz des Romans ist eine Diamantenmine in Angola und dort lässt Mujila die mythische Tshiamuena auftreten, genannt die Madonna, eine ehrfurchtgebietende Frau, die die politischen Wirren überblickt und sogar die Bürgerkriegs-Rebellen zum Schweigen bringt.
"Es gibt auch einen afrikanischen magischen Realismus“, so Fiston Mwanza Mujila, „denn in der heutigen afrikanischen Gesellschaft treffen sich afrikanische Traditionen und eine europäische Lebensweise."

Streifzug durch die Geschichte

Fiston Mwanza Mujila spinnt als schelmischer Erzähler seine Fäden und sorgt als klangverliebter Lyriker für den richtigen Sound. Und die großen politischen Umbrüche streift er in "Tanz der Teufel", so wie sich Tänzer auf der Tanzfläche streifen, immer wieder und aus allen Richtungen. Als würde man die Geschichte der ausgehenden Mobutu-Diktatur aus Rumba-Songs lernen.

Gestaltung

  • Wolfgang Popp

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