Krieg der Mafia & Kampf gegen Trump

Mit "Tage der Toten", einem Thriller über den Drogenkrieg der USA, landete Don Winslow einen internationalen Bestseller, seinen Roman "Zeit des Zorns" hat Oliver Stone verfilmt. Auf Deutsch ist soeben der erste Band einer neuen, im Original bereits vollendeten Trilogie erschienen, der Titel des Romans: "City on Fire". Die Trilogie bedeutet das Ende seiner Schriftstellerkarriere, denn fortan will sich Don Winslow ganz dem Kampf gegen eine neue Präsidentschaft Donald Trumps widmen.

2. Juli 2022, 02:00

Die Demokratie an sich ist bedroht

"Eine zweite Amtszeit von Trump würde noch schlimmer werden", sagt Don Winslow, "weil er jetzt aufgestachelt ist. Dieser Mann hat die letzte Wahl ohne irgendeinen Zweifel um sieben Millionen Stimmen verloren, und danach versucht, durch Korruption eine demokratische Regierung zu stürzen; und als das nicht gelang, sogar zu Gewalt aufgerufen. Wenn er jetzt damit davonkommt, wenn es keinerleit Konsequenzen für ihn und die Leute aus seinem Team gibt, was soll ihn dann davon abhalten, so etwas wieder zu tun?"

Der Schauplatz von "City on Fire" ist Rhode Island, die Küstenregion zwischen New York und Boston, zeitlich bewegen wir uns in der Mitte der 80er-Jahre.

Der letzte Kampf

Damals geriet das organisierte Verbrechen in eine Krise, was die Sache für einen Krimiautor spannend macht. "Man denkt, der Kampf ist heftiger, wenn es um viel geht", so Don Winslow, "aber das Gegenteil ist der Fall: So richtig grausam wird es, wenn es nur mehr wenig zu gewinnen gibt."

Eine italienische und eine irische Mafia-Familie liefern sich da einen erbitterten Kampf. Eingeleitet hat Winslow die Teile seines Romans mit Ausschnitten aus Homers Illias. Doch nicht nur da kommt die griechische Sagenwelt ins Spiel.

Danny "Aeneas" Ryan

"Die Morettis sind die Griechen, die Troja erobern wollen", erzählt Winslow, "und Danny, mein Protagonist, ist ein moderner Aeneas, der in der Illias zwar nur eine Nebenfigur darstellt, gerade das hat mich aber gereizt."

Über drei Romane zieht sich Dannys Kampf. Der erste, "City on Fire", ist soeben auf Deutsch erschienen. Don Winslow hat die Trilogie aber bereits beendet und damit seinem Schriftstellerdasein den Rücken gekehrt.

Auf dem Schlachtfeld der sozialen Medien

Schreiben sei zwar immer eine Sucht für ihn gewesen, sagt Winslow, jetzt gelte es aber eine neuerliche Präsidentschaft Donald Trumps zu verhindern, um die amerikanische Demokratie zu verteidigen. Und dafür gäbe es nur einen Kampfort: die sozialen Medien.

"Ich habe fast eine Million Follower auf Twitter und meine Videos haben mehr als 25 Millionen Menschen gesehen", sagt Don Winslow. "Es hilft nichts: Man muss diese Schlacht einfach dort schlagen, wo sie stattfindet."

HARPER COLLINS

Amerikaner sind für schärfere Waffengesetze

Abscheulich sei Donald Trumps jüngste Rede auf der Jahresversammlung der US-Waffenlobby gewesen, nur wenige Tage nach dem schrecklichen Massaker im texanischen Uvalde. Und nicht die amerikanische Bevölkerung, sondern die Republikaner seien schuld an den noch immer viel zu lockeren Waffengesetzen.

"Konkrete Umfragen zeigen", erzählt Don Winslow, "dass 90 Prozent der Amerikaner für eine strengere Prüfung von Personen sind, die eine Waffe erstehen wollen. Wäre dieses Gesetz in Kraft, hätte dieser Jugendliche das Gewehr nicht kaufen können. Genauso sind 90 Prozent der Amerikaner für eine Anhebung des Mindestalters. Dieser Jugendliche hat sich mit seinen 18 Jahren in Texas kein Bier, aber ein Sturmgewehr kaufen können. Und auch dagegen ist der Großteil der Amerikaner: dass Sturmgewehre überhaupt erhältlich sind. Verhindert wird so eine Gesetzesverschärfung von republikanischen Senatoren, die der Waffenlobby hörig sind."

Mit neuen Freunden an die Front

Für seine aktionistischen Videos hat Don Winslow bereits in der Vergangenheit prominente Mitstreiter gewinnen können, darunter Bruce Springsteen und den Schauspieler Jeff Daniels. Wen er in Zukunft noch ins Boot holen will? Bleiben Sie dran, sagt Don Winslow.