Ana Marwan

Franco Volpi

46. Tage der deutschsprachigen Literatur

Bachmann-Preis an slowenische Autorin Ana Marwan

In Klagenfurt gingen am 26. Juni 2022 die 46. Tage der deutschsprachigen Literatur mit der Preisverleihung zu Ende. Ana Marwan setzt sich gegen 13 Mitbewerber:innen durch. Das Bachmann-Preis-Wettlesen fand zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie wieder mit Live-Publikum statt.

Ana Marwan wurde für ihren lakonisch-hintergründigen Text "Wechselkröte" ausgezeichnet. Die 1980 im slowenischen Murska Sobota geborene und heute in der Nähe von Wien lebende Schriftstellerin erhielt von der Jury die höchste Punktzahl für ihre Erzählung über eine Frau, deren zurückgezogenes Leben mit Mann, Einfamilienhaus und Pool von einer Amphibie und einer Schwangerschaft durcheinandergebracht wird. Es sei ein "zarter und leiser Text, der mit der Sprache einen eigenwilligen Tanz aufführt", sagte Juror Klaus Kastberger. Marwan, die sich von der Preisvergabe mehr als überrascht, geradezu geschockt zeigte, treibe das Deutsche vor sich her, als hätte sie nie in einer anderen Sprache gelebt, so Kastberger.

Die Jury bestand aus Insa Wilke, Mara Delius, Vea Kaiser, Klaus Kastberger, Brigitte Schwens-Harrant, Philipp Tingler und Michael Wiederstein.

Mehr zum Bachmann-Preis in

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Der Preis ist der in Klagenfurt geborenen Schriftstellerin Ingeborg Bachmann (1926-1973) gewidmet. Voriges Jahr hatte ihn die im Iran geborene, in Deutschland aufgewachsene und in Österreich lebende Nava Ebrahimi gewonnen.

Diesmal wurde das mehrtägige Wettlesen zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie wieder mit Autorinnen und Autoren sowie Publikum vor Ort durchgeführt statt bloß online.

Außerdem war ein neues Punktesystem eingeführt worden, das die Jury-Abstimmung der vergangenen Jahre ablöste. Wie auch im Vorjahr war die Veranstaltung von großer Diversität im Teilnehmerfeld geprägt.

Gruppenfoto der Preisträger:innen

Juan S. Guse (Kelag Preis) , Alexandru Bulucz (Deutschlandfunk-Preis), Ana Marwan (Bachmann-Preis Gewinnerin) , Elias Hirschl (Publikumspreis) und Leon Engler (3Sat-Preis)

APA/GERT EGGENBERGER

Die weiteren Preise

Der Deutschlandfunk-Preis, gestiftet von Deutschlandradio in der Höhe von 12.500 Euro wurde dem sichtlich gerührten, aus Rumänien stammenden Autor Alexandru Bulucz zuerkannt, der sich - selten in Klagenfurt - mit einem Lob der Jury bedankte. Laudatorin Insa Wilke nannte "Einige Landesgrenzen weiter östlich" einen Widerstandstext durch dessen Form. Die Präzison der Grammatik und der Bildführung sei ein Freiheitsfanal. Ohne Sentimentalität und mit enormer Klugheit erzähle Bulucz von der Verletzlichkeit des Menschen.

Der KELAG-Preis, gestiftet von der Kärntner-Elektrizitäts-Aktiengesellschaft in der Höhe von 10.000 Euro, ging an Juan Guse. Laudatorin Mara Delius lobte Guses Beschreibung einer Welt aus Brüchen und Spiegelungen. Vor allem seine Ironie und das Arbeitsprinzip der Auslassung begeisterten die Jury, so Delius. Guse stehe für die unerschöpfliche Arbeit der Literatur am Rätselhaften.

Der 3sat-Preis, gestiftet von 3sat, dem Gemeinschaftsprogramm der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten ZDF, ORF, SRG und ARD in der Höhe von 7.500 Euro ging an Leon Engler. Laudator Philip Tingler fühlte sich durch "Liste der Dinge, die nicht so sind, wie sie sein sollten" an "The Catcher In The Rye" erinnert und hob die ironische Grundhaltung Englers hervor, die die Vereinheitlichungstendenzen der Gesellschaft wie eine Säure angreife.

Der von der BKS Bank mit 7.000 Euro dotierte Publikumspreis, der per Onlineabstimmung ermittelt wurde, ging an Elias Hirschl, der mit seinem Text "Staublunge" vor allem die fehlende Empathie seiner Protagonist:innen zur Sprache bringen wollte.

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