AP/YASUSHI KANNO
Radiokolleg
Bedrohte Sprachen. Kann man tote Sprachen wiederbeleben? (Teil 3)
Erfolgreiche Reanimation - der Sonderfall Hebräisch
Es ist eine faszinierende Tatsache, dass das Hebräische eigentlich schon ausschließlich als Schriftsprache nur einer belesenen Elite zugänglich war, dann aber fast künstlich belebt als Nationalsprache wiederauferstanden ist. Jetzt wird sie wieder im Alltag gesprochen. Welchen Problemen begegnet eine antike Sprache, die sich in einer modernen Gesellschaft mit deren differenzierten Bedürfnissen behaupten soll?
16. Februar 2024, 16:12
Zielgruppe
Unterrichtsfächer
Deutsch | Geschichte, Sozialkunde und Politische Bildung | Geographie und Wirtschaftskunde | Ethik & Religionen
Stichworte
Lingua franca | Schriftsprache | Kultur | Identität | Sprache | Schimpfwörter | Sprachreinheit | Sprachkontrolle | Fremdwörter | Hebräisch | Israel | Judentum | voXmi
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Erfolgreiche Reanimation - der Sonderfall Hebräisch
Radiokolleg - Wort.Schätze. Die Ö1 Sprachviertelstunde | 20.01.2022
Bedrohte Sprachen. Kann man tote Sprachen wiederbeleben?
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QUIZ 1 ZUR SENDUNG
Quizlet-Spiel VOR dem Anhören der Sendung
Absolviere dieses Quizlet-Spiel VOR dem Anhören der Sendung, um wichtige Begriffe in der Sendung verstehen zu können. Eine (kostenlose) Registrierung auf Quizlet ist notwendig.
Link zum Quizlet
QUIZ 2 ZUR SENDUNG
Learningapp-Quiz NACH dem Anhören der Sendung.
MEHR ERFAHREN
Links
DW - Akademie - Artikel zur identitätsbildenden Funktion von Sprache
Babbel - Die Wissenschaft des Fluchens
Goethe-Institut - Alles muss raus! Der lange Kampf gegen die Fremdwörter
wissenschaft.de - Wenn Sprachen sterben
Feuilleton - FAZ - Anglizismen keine Bedrohung für Deutsch
Videos
Youtube - Wie sterben Sprachen aus? (23:08)
Youtube - Englisch als Sprache der Zukunft? Die neue Lingua franca...(4:29)
Youtube - Hebräisch - ganz einfach! (Playlist)
Youtube - Jiddisch - Sprache einer alten Heimat (15:57)
UNTERRICHTSIDEEN UND AKTIVITÄTEN
Lernziele
Schülerinnen und Schüler
- erlangen Verständnis für die Einzigartigkeit des Wiederbelebens einer Sprache
- verstehen, dass sich die Wiederbelebung auf Kosten anderer Idiome erfolgreich durchgesetzt hat
- erkennen Elemente, die für SprecherInnen eine Sprache einzigartig macht (Beispiel: Schimpfwörter)
- erkennen den Zusammenhang aus Kultur, Individualität und Sprache
- reflektieren über die Sinnhaftigkeit von Kontrolle und Einflussnahme auf Sprachentwicklungen im Verlauf der Zeit
- stellen Stopmotion-Filme mit geeigneten Tools her
Diese Unterrichtsidee ist Teil des Kooperationsprojekts „voXmi und Ö1 machen Schule“. voXmi (voneinander & miteinander Sprachen lernen und erleben) ist ein österreichweites Bildungsnetzwerk. Ziel ist es, an allen Schulen und Institutionen elementarer Bildung die vielen Sprachen, die junge Menschen, deren Eltern und Lehrpersonen mitbringen, inklusiv in den Unterricht und darüber hinaus einzubinden.
Die Unterrichtsaktivitiät besteht aus 3 Teilsequenzen:
1. Hörbeitrag zum Sprachensterben – Verständnis (Reproduktion/Transfer)
Mit einem Quizlet werden sprachwissenschafltiche Grundbegriffe geklärt sowie notwendige Vorkenntnisse erworben, um den Inhalt der Sendung inhaltlich erfassen zu können. Nach dem Anhören der Sendung sichert ein Zuordnungs-Quiz das erworbene Wissen. Eine anschließende Diskussion regt zum Wissenstransfer an.
2. Hebräisch verdrängt andere Sprachen – individuelle Parallelen (Transfer/Reflexion)
Im Fokus steht der Zusammenhang von Sprache mit Kultur und Identität. Nach einem Gedankenexperiment zu den individuellen Bereichen der Sprache werden in einer Gruppenarbeit Stopmotion-Filme zum Thema "Fluchen und Schimpfwörter" erstellt. Für die Erstellung stehen mehrere kostenlose Tools zur Verfügung (siehe unter "Materialien")
3. Hebräisch besteht aus kontrolliertem und neu geschaffenem Vokabular – gesellschaftliche Parallelen (Transfer/Reflexion)
Die Hüter des hebräischen Vokabulars versuchten mit Werbemaßnahmen für eigene Wörter, den Einfluss von anderssprachigen, meist englischen Begriffen einzudämmen. Das wird auch in der deutschen Sprache immer wieder versucht. Analog dazu wird in einer Gruppenarbeit eine kreative "Sprachinitiative" für die eigene Schule entworfen. Die Ergebnisse werden auf einer virtuellen Pinnwand (Padlet) gesammelt.
Jede Teilsequenz kann alleine für sich durchgeführt werden und dauert jeweils ca. 50 Minuten. Die SchülerInnen benötigen ein digitales Endgerät mit Internetzugang sowie Kopfhörer. Für die Präsentation ist die Verwendung eines Beamers empfehlenswert.
DURCHFÜHRUNG
1. Teilsequenz - Hörbeitrag zum Sprachensterben – Verständnis (Reproduktion/Transfer)
a) Quizlet spielen und Begriffe gemeinsam klären (ca. 20 Minuten)
Noch vor dem Anhören der inhaltlich anspruchsvollen Sendung erarbeiten die Schüler und Schülerinnen mit Hilfe des Quizlet-Sets wichtige Begriffe und erwerben Hintergrundwissen. Angeraten wird, zuerst ein wenig die Lernkarten durchzuklicken und dann „Zuordnen“ zu spielen. Um mehr als 9 Lernkarten aufrufen zu können, ist eine kostenlose Registrierung bei Quizlet erforderlich. Im Anschluss an das Quiz können noch einige Begriffe gemeinsam geklärt werden.
b) Sendung hören und Verständnissicherung (ca. 25 Minuten, fakultativ)
Nach dem Anhören der 12-minütigen Sendung (individuell oder im Plenum) spielen die SchülerInnen das Learningapps-Quiz. Dabei müssen Satzteile aus der Sendung zu sinnvollen Sätzen zusammengefügt werden. Natürlich kann die Sendung stattdessen mit den Jugendlichen nachbesprochen werden.
c) Diskussion: „lingua franca: Englisch“ (ca. 10 Minuten)
In Gruppen plädiert jeder für eine Sprache seiner Wahl, die er im Zuge der Diskussion als „lingua franca“ vorschlägt und verteidigt. Am Ende stimmt die Gruppe ab (keiner darf für sich selbst stimmen) und wählt die interne „lingua franca“. Je nach Zeit könnten die Gruppen einander die Ergebnisse präsentieren.
Gesamtdauer der 1. Teilsequenz: ca. 50 Minuten
2. Teilsequenz: Hebräisch verdrängt andere Sprachen – individuelle Parallelen (Transfer/Reflexion)
a) Zusammenhang von Sprache mit Kultur und Identität (ca. 15 Minuten)
Lesen des Beitrags Sprache ist Identität und/oder ansehen des Videos "Wie sterben Sprachen aus?" bis (mind.) Minute 5:30.
Anschließend folgt eine Diskussion im Plenum:
Welche Gründe werden im Artikel/ im Video genannt, warum die SprecherInnen von seltenen Sprachen selbst verbreitetere Sprachen sprechen wollen? Welche Gründe finden die SchülerInnen noch? Was für Gründe sprechen FÜR die Verwendung einer Minderheitensprache?
b) Individuelle Bereiche der Sprache (ca. 10 Minuten)
Gedankenexperiment: was würde fehlen, wenn wir unsere Muttersprache nicht mehr sprechen dürften oder wollten? Welche Bereiche wären auf der Ebene einer „lingua franca“ (z.B. Englisch) schwierig?
Spezialfokus (z.B.):
Schimpfen – Schimpfwörter In welcher Sprache fluchen die SchülerInnen? Was bedeutet das für sie? Was verbinden sie mit ihrem „Lieblingsschimpfwort“? Was wäre anders, wenn sie in einer anderen Sprache fluchen müssten?
Träumen – In welcher Sprache träumen die SchülerInnen? Was bedeutet das für sie? Was träumen sie bewusst „sprachlich“? Was wäre anders, wenn sie in einer Fremdsprache träumten?
Zählen - In welcher Sprache spielt sich das Kopfrechnen der SchülerInnen ab? Wie zählen sie und rechnen sie? Was wäre anders, wenn sie in einer Fremdsprache rechneten?
c) Spezialfall Fluchen und Schimpfwörter, Umsetzung in Stopmotion (ca. 25 Minuten)
Die SchülerInnen informieren sich auf de.babbel.com (Artikel, Video) über die "Wissenschaft des Fluchens". Anschließend gestalten sie in Gruppen Stopmotion-Filme. Dabei soll das eingeschränkte Ausdrucksvermögen eines Menschen im Mittelpunkt stehen, der die ihm nächste Sprache nicht mehr verwenden kann/darf. Die SchülerInnen stellen in ein- bis zweiminütigen Stopmotion-Filmen dar, wie sich ein Mensch fühlt, der nicht mehr fluchen und schimpfen darf (in welcher Sprache auch immer). Es liegt auf der Hand, dass hier die Anleitung sein muss, im Rahmen der zumutbaren Ausdrücke zu bleiben oder eben Kraftausdrücke nur anzudeuten.
Empfehlenswert: Als vorbereitende Hausübung sollten sich die SchülerInnen-Gruppen bereits mit unterschiedlichen Möglichkeiten, Tools und Apps für einfache Stopmotion-Filme vertraut gemacht und sich auf eine Methode geeinigt haben.
Gesamtdauer der 2. Teilsequenz: ca. 50 Minuten
3. Teilsequenz: Hebräisch besteht aus kontrolliertem und neu geschaffenem Vokabular – gesellschaftliche Parallelen (Transfer/Reflexion)
a) Parallele der Einflussnahme auf Sprache für Deutsch (ca. 20 Minuten)
in der Ö1 Sendung werden einige Beispiele genannt, wie die Hüter des hebräischen Vokabulars versuchen, in die Sprachentwicklung des Hebräischen einzugreifen. Manche haben funktioniert, andere sind gescheitert.
Das wird auch in der deutschen Sprache immer wieder versucht. Im Artikel des Goethe-Instituts über deutschen Sprachpurismus "Alles muss raus! Der lange Kampf gegen die Fremdwörter" werden einige dieser Versuche angeführt.
Anschließend machen die SchülerInnen das Quiz "Der Tageleuchter und seine gescheiterten Kollegen – Zeilenhacker": Hier werden einige Beispiele von Sprachpuristen angeführt, darunter auch Vorschläge, die die Sprachgesellschaften aus dem Barock ausgedacht haben.
Nun werden im Plenum Wörter gesammelt, die heute „verhindert“ werden sollten.
b) kreative Gruppenarbeit – Sprachinitiative für die eigene Schule entwerfen (ca. 20 Minuten)
Die Jugendlichen diskutieren, welche der „unerwünschten“ Wörter sie wodurch ersetzen würden und überlegen sich Möglichkeiten, dies in der eigenen Schule zu bewerben. Sie sammeln ihre Ergebnisse auf einem Mentimeter oder einem Padlet
c) Präsentation der Ergebnisse (ca. 10 Minuten)
Gesamtdauer der 3. Teilsequenz: ca. 50 Minuten
MATERIALIEN
Zu Teilsequenz 2
Sprache ist Identität - Artikel
Youtube - "Wie sterben Sprachen aus?" bis (mind.) Minute 5:30.
de.babbel.com - Die Wissenschaft des Fluchens (Artikel, Video)
Stopmotion-Filme - Möglichkeiten
Stopmotion mit Windwows Movie Maker - Tutorial
Stop Motion Studio - App
Zu Teilsequenz 3
"Alles muss raus! Der lange Kampf gegen die Fremdwörter" - Artikel des Goethe-Instituts über deutschen Sprachpurismus
Quiz, Artikel - Der Tageleuchter und seine gescheiterten Kollegen
Mentimeter - Tutorial
Padlet
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Ö1 macht Schule ist ein Gemeinschaftsprojekt von Ö1, Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung - BMBWF und Pädagogischer Hochschule Wien - PH Wien
Diese Unterrichtsidee entstand im Rahmen des Projekts "voXmi & Ö1 machen Schule" zum Ö1 Jahresschwerpunkt 2022: „Sprachen. Vielfalt. Verstehen.“
Lehrende des voXmi-Bildungsnetzwerkes haben ausgewählte Sendungen dieses Schwerpunktes für den Einsatz im Unterricht didaktisiert.
MMag. Susana Boskamp Alexandre Landgrebe
unterrichtet seit 2014 Italienisch, Ethik und Deutsch am RG/WRG VIII in Wien und hat Mehrsprachigkeit als Herzensthema. Fasziniert ist sie von der Einzigartigkeit verschiedener Idiome und ihre Wechselwirkungen auf die Gesellschaft. In ihren Unterrichtsstunden ist die Sprachenvielfalt immer wieder Thema.
Dieses Lernmaterial wurde vom „Ö1 macht Schule“ Team erstellt und steht unter einer CC BY-SA 4.0 Lizenz kostenlos zur Verfügung.