Strommast in der Dunkelheit

AFP/RICARDO ARDUENGO

Salzburger Nachtstudio

Blackout - und dann ward es Dunkelheit

Was wird sein, wenn plötzlich in ganz Österreich, mehr noch: in ganz Europa der Strom ausfällt? Denn Fachleuten kommt das Wort „Blackout“ erst bei überregionalen, breitflächigen Zusammenbrüchen über die Lippen. Was wäre dann also? Nun, es würde tatsächlich eine Kaskade an großen und immer größer werdenden Problemen losgetreten.

Expert:innen teilen das Szenario in drei Phasen ein. Zunächst würde einmal Panik ausbrechen. Denn so ziemlich alle Bereiche unseres gewohnten Alltags wären betroffen: öffentlicher Verkehr, Ampelregulation, Telekommunikation, Lebensmittelversorgung, Krankenhäuser, Wirtschaft und nicht zuletzt die Energiebereitstellung.

Je nachdem, wie gut die Notstromvorsorge in den einzelnen Bereichen gegeben ist, würden Schritt für Schritt sämtliche Dinge, die wir sonst als selbstverständlich wahrnehmen, genau das nicht mehr sein. Letztlich hängt es aber auch vom Verhalten jedes und jeder Einzelnen ab, wie die nächsten Phasen verlaufen würden. Ein Beispiel: Verhielten sich Menschen panisch oder gar aggressiv, dann käme es auch zu vermehrten Verletzungen, die die ohnehin bereits angespannte Situation in Spitälern zusätzlich eskalieren würden.

Wie wahrscheinlich ist ein Blackout?

Doch wie wahrscheinlich ist es überhaupt, dass dieses Szenario „Blackout“ eintritt? Bundesheer, Zivilschutz und einige Fachleute warnen schon länger vor einem ernst zu nehmenden Problem. Die Gründe dafür sind mannigfaltig: Die Notwendigkeit einer Energiewende bei gleichzeitig steigendem Stromverbrauch, vermengt mit Engpässen aufgrund von Krieg und globalen Krisen. Und noch so einiges mehr. In Frankreich mussten im Sommer beispielsweise mehrere Atomkraftwerke heruntergefahren werden. Der Grund? Einerseits führten viele Flüsse aufgrund der Hitzewelle zu wenig Wasser - die Kühlung der Atommeiler konnte nicht ausreichend gewährleistet werden. Andererseits sind die AKWs in Frankreich veraltet und müssen gewartet werden - nach wie vor sind 27 der 56 Atomkraftwerke nicht in Betrieb. Weswegen das auch für die österreichische Bevölkerung von Interesse ist? Wir hängen alle im europäischen Verbundsystem - und damit sitzen wir im selben von diversen Energieproduzenten angetriebenen Boot.

Verschiedene Interessen am Thema "Blackout"

Gerade im Zuge der Coronapandemie hat die Debatte nochmals an Fahrt aufgenommen. Der Verkauf von Generatoren und anderem Selbstversorger-Equipment boomt. Kein Wunder. Wird doch selbst von offizieller Seite dazu geraten, genügend Lebensmittel und Erste-Hilfe-Versorgung zu bunkern. Das Sicherheitsgefühl der Menschen wurde nachhaltig erschüttert - und so einige Medienberichte tragen hier nicht gerade zur Entspannung bei.

Dabei sollte man eines nicht außer Acht lassen: die jeweiligen Interessen. Auch die sind vielschichtig und nicht immer auf den ersten Blick erkennbar. Manch einer kritisiert etwa, dass auch die Erzeuger und Anbieter fossiler Energieformen, aber auch AKW-Befürworter und gewisse Wirtschafts- und Politikverbände im Schatten des Blackout-Horrorszenarios ihr eigenes Süppchen kochen und das Thema am Köcheln halten wollen.

Vorbereiten - ohne Panik

Hier kann der kühl(end)e wissenschaftliche Blickwinkel manchmal Abhilfe schaffen. Das aktuelle Forschungsprojekt ISIDOR etwa. Mit an Bord sind hier unter anderem das Innenministerium, die Österreichische Akademie der Wissenschaften, das Institut für Technikfolgenabschätzung und die Wiener Universität für Bodenkultur. Sie wollen untersuchen, wie sich ein Blackout auf unsere Gesellschaft auswirken würde, die zunehmend von digitaler Infrastruktur abhängig ist, aber auch, wie man sich am besten darauf vorbereiten könnte - ganz ohne Panik.

Denn was wäre, wenn plötzlich der Strom ausfällt - und damit auch das Internet? Die Antwort: Es hängt davon ab. Von den Lösungsstrategien, vom Ausmaß, von der Dauer - und letztlich wieder vom Verhalten der Menschen. Fest steht: Die Stromversorgung ist äußerst komplex und das Thema mehr als einen Lauscher wert.

Gestaltung: Daphne Hruby