"Der Fuchs", Filmstill: Mann und Frau auf einer Wiese, Mann hält Fuchs in den Armen

ALAMODE FILM

Ringen um Versöhnung

"Der Fuchs" von Adrian Goiginger

Wenn Eltern ihre Kinder weggeben, dann ist das immer eine traumatische Erfahrung, so auch für Franz Streitberger, den Urgroßvater des österreichischen Regisseurs Adrian Goiginger, der für Filme wie "Die beste aller Welten" und zuletzt "Märzengrund" bekannt ist. "Der Fuchs" heißt der neue Film des 32-jährigen Salzburgers, in dem er einen wichtigen Abschnitt im Leben seines Urgroßvaters schildert.

Das Wasser musste mühsam von einer Quelle geholt werden, zum Essen gab es meist nur Kartoffeln, oft gingen die Kinder hungrig zu Bett. Die Not der Großfamilie Streitberger auf einem Pinzgauer Bergbauernhof im Jahr 1927 war groß und hatte Folgen: Der achtjährige Franz, der Jüngste in der Familie, wird von seinem Vater (Karl Markovics) zu einem Großbauern weggegeben, um sein Überleben über den Winter zu sichern.

Seit ich die Menschen kenne, liebe ich die Tiere

So seltsam das klingt, für den Vater ein Akt der Liebe - für den kleinen Franz hingegen ein Schock, der ihn für immer prägen wird. Regisseur Adrian Goiginger: "Durch diese schlimme Zeit bei diesem reichen Bauern ist mein Urgroßvater so enttäuscht worden von den Menschen, dass er kaum Hoffnung hatte, jemals wieder gute zwischenmenschliche Beziehungen aufbauen zu können."

Adrian Goiginger

Adrian Goiginger

APA/KLAUS TITZER

Fuchs mit beim Fronteinsatz

Schon als Soldat im Zweiten Weltkrieg ist dem Franz (Simon Morzé) kollektive Kameraderie suspekt. Lebenslang wird er emotional verschlossen und ein Außenseiter bleiben, und dennoch eine Fähigkeit zu tiefen Gefühlen entwickeln. Nicht zu Menschen, sondern zu einem Fuchswelpen, den er 1940 verletzt in einem Wald findet, in seine Obhut nimmt, und für ein ganzes Jahr quasi geheim auf seinem Fronteinsatz in Frankreich als Motorradkurier mitnimmt.

"Ich glaube, dass er dann für Fuchs genau jener Vater sein wollte, den er sich für sich selbst immer gewünscht hat, also eine Art gespiegelte Vater-Sohn-Beziehung", so Adrian Goiginger.

Zwischen Schmerz und Vergebung

Die Basis für den Film waren lange Gespräche von Goiginger mit seinem Urgroßvater, über das Ringen mit dem eigenen Schicksal, und die Schwierigkeit der Versöhnung. Immer wieder versucht Franz im Film einen Brief an den Vater zu schreiben, die angemessenen Worte zwischen Schmerz und Vergebung zu finden.

Die Kriegsereignisse sind im Film "Der Fuchs" die äußere, manchmal laute Kulisse für eine intime, leise Geschichte von ungewöhnlicher Freundschaft, Einsamkeit, Zweifel und Selbstfindung; das Porträt eines eigenwilligen Charakters, für den wohl ein Zitat von bis heute ungeklärter Urheberschaft Gültigkeit hat: "Seit ich die Menschen kenne, liebe ich die Tiere."

Gestaltung

  • Arnold Schnötzinger