"Self-Portrait,1964", Kiki Kogelnik

KIKI KOGELNIK FOUNDATION

Pionierin der Pop-Art

Kiki Kogelnik im Kunstforum Wien

Wenn von der weiblichen Pop-Art die Rede ist, fällt der Name einer Kunstpionierin, deren Werk lange unterschätzt wurde. In ihrer Malerei und ihren Skulpturen entwickelte die Kärntner Künstlerin Kiki Kogelnik eine eigene, um nicht zu sagen eigenwillige Formen- und Materialsprache, die die Ästhetik von Werbung und Kitsch kritisch befragt. Zeit ihres Lebens bliebt Kiki Kogelnik, die 1935 in Graz geboren und im Kärntner Ort Bleiburg aufgewachsen ist, eine Nomadin. 1961 übersiedelte Kogelnik nach New York, wo sie mit der Kunst von Roy Lichtenstein und Andy Warhol in Berührung kam.

"Fallout", zirka 1964 (Ausschnitt)

"Fallout", zirka 1964 (Ausschnitt)

KIKI KOGELNIK FOUNDATION

Sie malte schablonenhafte Figuren in knalligen Farben, schnitt menschliche Umrisse aus bunter Vinylfolie und gilt bis heute als weibliche Pionierin der Pop-Art. "Great!" 25-mal "großartig!" soll Andy Warhol, Meister der lapidaren Wortspenden, über Kiki Kogelnik gesagt haben. Wie facettenreich Kiki Kogelniks künstlerisches Vermächtnis ist, zeigt nun eine Ausstellung im Bank Austria Kunstforum. Sie spannt einen großen Bogen von den 1960er Jahren bis zu den 90er Jahren auf.

"Kiki Kogelnik wird immer als die einzige österreichische Pop-Art-Künstlerin bezeichnet. Tatsächlich hat Kogelnik ein künstlerisches Vokabular entwickelt, das die Grenzen der Pop Art sprengt", so Lisa Ortner-Kreil, Kuratorin der Ausstellung "Kiki Kogelnik. Now is the Time", eine Schau, die in enger Zusammenarbeit mit der Kogelnik Foundation entstanden ist und viele Werke zeigt, die bisher kaum zu sehen waren.

Kiki Kogelnik, 1965

KIKI KOGELNIK FOUNDATION

Kiki Kogelnik, 1965

Frau im "Boys Club" der Pop-Art

Die gebürtige Kärntnerin Kiki Kogelnik verstand sich als frühe Kosmopolitin. Aus der österreichischen Provinz zog es die junge Künstlerin bereits 1961 in die unangefochtene Kunstmetropole der Dekade, nach New York. "In New York lässt sich Kogelnik vom beschleunigten Rhythmus einer Metropole inspirieren. Doch im ‚Boys Club‘ der Pop-Art spielt sie als Frau nur eine Nebenrolle", so Kuratorin Lisa Ortner-Kreil.

Erste Erfahrungen als Kunststudentin und Künstlerin macht Kiki Kogelnik in Wien. Die 1950er Jahre sind für Kogelnik eine Phase der Orientierung und Findung. Sie folgt dem Zeitgeist, orientiert sich zunächst am Informell, vertieft sich in die Abstraktion. Doch ihre lichte, farbenfrohe Farbpalette hebt sich von der düsteren Farbgebung, welche die Malerei ihrer männlichen Kollegen - darunter Arnulf Rainer und Markus Prachensky - grundiert, deutlich ab. Kogelnik will sich von dieser bleiernen Schwere, dem Pathos der großen Geste freispielen.

1961 stellt sie erstmals in der Galerie St. Stephan (später Nächst St. Stephan) aus, damals das Epizentrum der österreichischen Nachkriegsavantgarde. Auch abstrakte Bilder dieser ersten Ausstellung sind im Bank Austria Kunstforum zu sehen. Eindrucksvoll wird damit die große Entwicklung erlebbar gemacht, die Kogelnik im Laufe ihrer Karriere vollzogen hat.

Lob der Oberfläche

Auch wenn Kogelnik sich selbst nicht der Pop-Ar-Künstlerin verstand, der Umzug nach New York wird ihre künstlerische Handschrift entscheidend prägen. In New York entdeckt Kiki Kogelnik die bunte Welt der Waren, der Werbung und des Comics, die ganz unverhohlen von einer neuen Künstlergeneration aufgegriffen und abgebildet wird. Zum Fokus künstlerischer Betrachtung wird die Alltags- und Populärkultur einer modernen Konsumgesellschaft, die sich anderes als das kriegsversehrte Europa nicht vom großen kulturellen Kahlschlag erholen muss.

Das Lob der Oberfläche, das am alten Kontinent den Anstrich des Obszönen hat, hier stimmt man es an. "Ich finde es außergewöhnlich, wie Kogelnik die Ästhetik des Pop mit Inhalten auffüllt, die beinahe visionär Themen aufgreifen, die uns bis heute umtreiben: Geschlechterverhältnisse, Körperbilder, sexuelle Identität, das Thema Modeindustrie und Fast Fashion. Man gewinnt mitunter den Eindruck, sie sei ein Seismograf aus der Zukunft", so Kuratorin Lisa Ortner-Kreil.

Ein Seismograf aus der Zukunft?

Als glamouröse Erscheinung - Mode und auffällige Accessoires werden geradezu zu Versatzstücken einer großen Performance -, sorgt Kiki Kogelnik in New York für Aufsehen. Sie verkehrt mit den Größen der Pop-Art, bewegt sich im Zirkel rund um Claes Oldenburg, Roy Lichtenstein und Andy Warhol. Doch für die Pionierin weiblicher Selbstbestimmung bleibt das Eintrittsticket in diese Welt, die den Schulterschluss von Glamour und Kunst hemmungslos zelebriert, die körperliche Attraktivität.

Kogelniks Ateliernachbarin, die feministische Performancekünstlerin Carolee Schnemann, macht sich über die Rolle der Frau in der New Yorker Kunstszene der 1960er Jahre keine Illusionen. "Wir waren sexy Maskottchen", erinnert sie sich in einer TV-Dokumentation von Ines Mitterer. Ein Rollenbild, das Kiki Kogelnik als Paradiesvogel der Szene bedient und gleichzeitig konterkariert hat. Kogelnik ist Komplizin und Rebellin. Sie will gefallen und verstören.

Service

Die Ausstellung "Kiki Kogelnik: Now Is the Time" ist von 2. Februar bis zum 25. Juni im Kunstforum Wien zu sehen.

Gestaltung