Brian D'Addario

Brian D'Addario (c) AFP/SEBASTIEN BOZON

"Everything Harmony"

Album von The Lemon Twigs

Mit 15 bzw. 17 Jahren haben sie ihr erstes Album veröffentlicht. Heute sind die New Yorker Brüder Brian und Michael D’Addaria 24 und 26 Jahre alt. Ihre Lieder werden gern als "viel zu reif und klug für ihr Alter“ beschrieben.

Vier Alben hat das Brüderpaar bislang unter dem Namen The Lemon Twigs veröffentlicht. Sie arbeiteten mit Weyes Blood und 70er Rock Held Todd Rundgren. Zu ihren Fans zählen Elton John, Questlove oder Iggy Pop. Der typische Retro-Cocktail der Band findet sich auch auf ihrem neuen, mittlerweile bereits fünften Album, das am Freitag erscheint und den programmatischen Titel "Everything Harmony" trägt.

Ähnlichkeiten mit bereits bestehenden Hits und Schlagern sind weder unabsichtlich noch zufällig. The Lemon Twigs wissen genau, wie sie klingen wollen und sie erreichen ihre Ziele mit federnder Unbekümmertheit. Ein Stück wie "In My Head" riecht förmlich nach Sonnencreme, Strand und Beach Boys. In knapp über drei Minuten spielt die Komposition alle Trümpfe der Band eiskalt aus: das Händchen für Melodien, die feingliedrigen Arrangements, der butterweiche Harmoniegesang der Brüder.

"Ich hatte die Idee zum Refrain und dem Lalala-Teil mit der gleichen Melodie. Dann wollte ich auch das Gitarrensolo", erklärt der jüngere der beiden Brüder Michael D’Addario. "Brian kam dann aber mit der Überleitung, der Bridge, definitiv der beste Teil des Songs."

Von Long Island an den Broadway

Die D’Addario Brüder kommen aus Long Island bei New York. Als Kinder spielten sie schon in Broadway Musicals wie in "Les Miserables", seit dem Teenageralter auch in Filmen. Musik war zuhause immer präsent. Der Vater war neun als die Beatles bei Ed Sullivan gastierten. In den 1970ern entdeckte er dann die Beach Boys für sich. Seine beiden Söhne verlassen diesen akustischen Kosmos nur selten.

Unser Song klingt besser als alles andere

Die Eröffnungsnummer "When Winter Comes Around" erinnert im Tonfall und in der ausladenden Geste an Stücke wie "Bridge Over Troubled Water" von Simon and Garfunkel. Der Soft Rock der 70er Jahre prägt das Lied "Anytime of Day". "Dieser Sound scheint den Leuten gerade zu gefallen", sagt Michael D’Addario. "Ich finde unser Song klingt besser als alles andere, was es derzeit in dieser Art gibt. Einfach weil wir mit Bandmaschine und analog aufnehmen." Nicht zufällig haben die Lemon Twigs mit einem Helden dieser Ära, Todd Rundgren, auf dessen letztem Album gearbeitet.

Früher gab es bei ihnen zwei Kategorien, erzählt Michael D’Addario - Songs rund um einen Sound und Songs rund um Arrangements. "Everything Harmony" ist ein Balladen-Album und setzt auf Arrangements. "Brians Balladen sollten bestmöglich zur Geltung kommen", fasst Michael D’Addario den Aufbau des Albums zusammen.

Unverbrauchter Vintage-Pop

Ein Stück, das etwas aus dem Rahmen fällt, ist die Single "Every Day Is The Worst Day Of My Life" - bestehend aus nur dieser Zeile. "Die Leute kommentieren ständig, wie negativ dieses Lied wäre. Dabei habe ich es eher komisch angelegt, ich habe mich schon so gefühlt, aber es war lustiger gedacht als es nun gehört wird", sagt D’Addario.

Geschrieben, aufgenommen, produziert und bearbeitet wurden diese 13 Lieder vom Brüderpaar höchstpersönlich. Einmal langsam und klebrig süß, dann mit dem Fahrtwind im Haar, einmal mit Gitarren, dann mit Streichern. Die Lemon Twigs liefern Gute Laune Pop aus Meisterhand. Zwei popversessene Jungs aus Long Island, die sich mit Sack und Pack in die 70er träumen. Ein Album als hingebungsvolle Anbetung wie auch als eigenes Statement. Voller Spielfreude und Finesse. Vintage und doch nicht Second-Hand.

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