Duo Kurbasy

KURBASY

Vier Mal live in Ö1

"Das Lied bleibt" Glatt&Verkehrt

Widerständisches und Politisches bei der diesjährigen Ausgabe des Festivals Glatt&Verkehrt.

"Das Lied bleibt." - Das Motto des diesjährigen Glatt&Verkehrt-Festivals, es hat etwas Trotziges an sich. Und zugleich etwas sehr Aktuelles. Wie schreibt doch Albert Hosp, einerseits geschätzter Ö1 Kollege, andererseits seit 2018 künstlerischer Leiter des Festivals in Krems, auf dessen Website? "Überall auf der Welt geschieht es: Menschen, die ihre Stimme erheben, laufen Gefahr, inhaftiert oder vertrieben zu werden. Aber der Protest bzw. die Botschaft selbst lässt sich nicht einsperren. Im Englischen gibt es dazu ein Sprichwort: The singer, not the song."

An kämpferischen Stimmen mangelt es tatsächlich nicht im Glatt&Verkehrt-Programm 2023, vor allem im Rahmen der Hauptkonzerte von 26. bis 30. Juli auf der Bühne der Winzer Krems. Bia Ferreira sei genannt, die 30-jährige brasilianische Sängerin und Artivistin, wie sie sich nennt: Sie verhandelt zu Grooves von Samba bis Afrobeat mit Vorliebe Themen wie Feminismus, Rassismus und Homophobie.

Bia Ferreira, Kurbasy, Derya Türkan

Ferreira ist mit ihrem Trio ebenso erstmals in Österreich zu hören wie die in Duobesetzung anreisende Formation Kurbasy aus Lwiw (Lemberg): Den Sängerinnen Nataliia Rybka-Parkhomenko und Mariia Oneshchak fällt in Kriegszeiten ganz von selbst die Rolle als eindringliche Botschafterinnen ukrainischer Identität zu. Ihren männlichen Ensemble-Kollegen ist zurzeit - aus den bekannten Gründen - die Ausreise aus der Ukraine untersagt.

In Krems werden die Sängerinnen mit einem grenzüberschreitenden Duo interagieren, dem eine politische Dimension ebenso wenig abzusprechen ist: Gelten doch Derya Türkan und Sokratis Sinopoulos seit fast drei Jahrzehnten als einflussreiche Interpreten der türkischen Kemençe bzw. der aus Griechenland stammenden pontischen Lyra. In der Musik überbrücken sie den tiefen politischen Graben, der zwischen ihren beiden Heimatländern besteht.

Bia Ferreira

Bia Ferreira

CAMILA TUON

Atine, Aïda Nosrat, Zur Wachauerin

Ebenso erstmals in unseren Breiten zu erleben sind die Stimmen des Quintetts Atine um die persische Sängerin Aïda Nosrat: Sie schöpfen in ihrem Programm aus mehreren Jahrhunderten persischer Dicht- und Gesangskunst. Darbietungen, die im eigenen Land verboten sind - die Musikerinnen leben seit Jahren im Exil in Paris.

Aus Österreich kommen zwei bemerkenswerte Premieren: Das Trio Zur Wachauerin um die Gitarristen Michael Bruckner und Fabian Pollack sowie den Dialektpoeten Wolfgang Kühn vergrößert sich zum Oktett und gibt ins Wienerische übertragene Songs der Country-Legende Hank Williams zum Besten. Williams, der am 1. Jänner 1953 29-jährig starb, wäre im September 100 Jahre alt geworden.

Ö1 Kompositionsauftrag

Der Ö1 Kompositionsauftrag im Rahmen von Glatt&Verkehrt geht heuer an die Salzburger Soul- und Popsängerin Eva Klampfer alias Lylit, die mit den Kolleginnen Hannah James aus England und Désirée Saarela - die finnlandschwedischer Herkunft ist - ein stilistisch wie geografisch entgrenztes Programm erarbeitet.

Unter dem Musiklabel Pan-Tau-X lädt der Wiener Jazzschlagzeuger Uli Soyka seit Jahren unterschiedliche Musiker:innen zu Konzerten ein, wobei das "X" für die Unbekannte steht, die das Moment der Improvisation stets bedeuten soll. Bei Glatt&Verkehrt leistet sich Soyka eine mit Cooking Drums überschriebene Luxusbesetzung mit zwei weiteren Schlagzeuger:innen - Judith Schwarz und Andi Menrath. Am Bass ist Tobias Vedovelli mit dabei, und Saxofonist Klaus Dickbauer wird über diesem brodelnden Groove-Gebräu seine inspirierten Linien mäandern lassen.

Nils Landgren & Johan Norberg

Den Ausklang von Glatt&Verkehrt 2023 besorgt ein gut gelauntes Duo: Der Posaunist Nils Landgren und der Gitarrist Johan Norberg sind einander um 1980 erstmals begegnet, seit 1987 arbeiten sie im Duo Chapter Two zusammen. Bis heute - obwohl Landgren mit seiner Band Funk Unit inzwischen zu den breitenwirksamsten Jazzmusikern Europas zählt. In Krems werden die beiden Freunde wie gewohnt Jazzstandards wie auch Popsongs in ihre Klangwelt transponieren.

Ö1 überträgt Ende Juli an vier Abenden live vom Hof der Winzer Krems und bringt die Musiker:innen zu Ihnen nach Hause. Und stimmt dabei vollumfänglich mit dem veranstalterischen Ziel überein, das der künstlerische Leiter des Festivals und Ö1 Musikredakteur, Albert Hosp, im bereits angesprochenen Grußwort überaus klug umreißt: "Von einem anregenden Konzert beglückt und gleichzeitig von der Message aufgerüttelt heimzugehen: Solche Erlebnisse möchten wir ermöglichen."

Gestaltung