Max Roach

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Ö1 Schwerpunkt

Max Roach wäre 100

Politischer Kopf, musikalischer Pionier - Zum 100. Geburtstag des Jazzschlagzeugers Max Roach

"Max, kannst Du das spielen?", fragt der vier Jahre ältere Saxofonist Charlie "Bird" Parker den Schlagzeuger seiner Band, Max Roach, als dieser zum wiederholten Male nicht pünktlich zu einer Probe erschienen ist. Dann spielt Bird mit seinen zwei Händen und Füßen auf dem Drumset gleichzeitig vier verschiedene Rhythmen. Diese eindrucksvolle Demonstration von Polyrhythmik überzeugt Max, von nun an immer pünktlich zu erscheinen und wieder mehr zu üben.

Maxwell Lemuel Roach wird am 10. Jänner 1924 in Newland Township, North Carolina, geboren. Dieses Datum steht zumindest in seiner Geburtsurkunde. Vielleicht ist es aber auch der 8. Jänner. Roach hat in Interviews erwähnt, dass ihm seine Familie erzählt hatte, er wäre zwei Tage früher geboren. Er wächst in einem musikalischen Umfeld auf, seine Mutter ist Gospelsängerin.

Duke Ellington, Dizzy Gillespie, Charlie Parker

Er selbst beginnt schon als Knirps, Signaltrompete in Marching Bands zu spielen. Im Alter von zehn Jahren wechselt er zum Schlagzeug. Seinen ersten großen Auftritt hat er mit 16 Jahren, als er kurzfristig bei einem Konzert des Duke Ellington Orchestra einspringt. Mit knapp über 20 Jahren spielt er dann in den Bands des Trompeters Dizzy Gillespie und von Charlie Parker, aus dieser Zeit stammt auch die Eingangsanekdote. Max hat auf jeden Fall nie wieder seine Kunst schleifen lassen.

Er war nach dem fast bis auf den Tag zehn Jahre älteren Kenny Clarke einer der ersten Schlagzeuger des Bebop und steht damit am Beginn der Entwicklung des Modern Jazz. Nebenbei studiert er bis zum Abschluss im Jahr 1952 an der New Yorker Manhattan School of Music Komposition und Musiktheorie. Im gleichen Jahr gründet Roach mit dem Bassisten Charles Mingus auch die Plattenfirma Debut Records, eines der ersten von Musikern geführten, unabhängigen Labels. Zehn Jahre später sind die einstigen Freunde dann nicht mehr ein Herz und eine Seele.

Magie dank Spannung

Im September 1962 nehmen der Pianist und Komponist Duke Ellington, Mingus und Roach das Album "Money Jungle" auf. Oft erwähnt werden die widrigen Umstände der Session - Mingus überwarf sich mit Roach und weigerte sich, weiterzuspielen. Nur durch Ellingtons Schmeicheleien konnte er zum Bleiben überredet werden. Angeblich fand Mingus, dass er und Roach, die vorher jahrelang zusammengespielt hatten, ein unterschiedliches Time Feeling entwickelt hätten.

Es ging also um das Verhältnis zum musikalischen Puls, der bei Livemusik natürlich nie so exakt wie ein elektronisches Metronom sein kann. Der Grund waren aber wohl eher persönliche Spannungen zwischen Mingus und seinem früheren Freund Max Roach. Alle drei Musiker hatten ein unterschiedliches Time Feeling, aber gerade diese musikalische Spannung erzeugt auf "Money Jungle" bisweilen eine Magie, die nur beim Aufeinandertreffen wirklich großer Musikerpersönlichkeiten entsteht. Letztlich ist auch diese Episode - wie die Anekdote mit Charlie Parker - eine Fußnote.

Ständige Suche

Max Roach war wie der Trompeter Miles Davis einer der wenigen Jazzmusiker, die ständig neue stilistische Ufer ansteuerten. Er arbeitete unter anderem auch als einer der ersten Jazzer mit Rappern und Breakdancern zusammen.

Ohne Zweifel ist Roach einer der einflussreichsten Schlagzeuger der Jazzgeschichte. Im Jahr 2002 zieht sich Max Roach wegen einer Alzheimer-Erkrankung aus dem Musikbusiness zurück. Der im wahrsten Sinne des Wortes Jahrhundertmusiker stirbt im Alter von 83 Jahren am 16. August 2007 in einem New Yorker Krankenhaus.

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