AFP/FREDERICK FLORIN
Moment am Sonntag
Von der nicht immer großen Freiheit, mehrere Sprachen zu sprechen (3)
Wie kommt man mehrsprachig durch den Alltag?
Viele Menschen in Österreich sprechen zwei, drei oder mehr Sprachen – im Beruf, in der Familie, unter Freunden. „Es ist eine ganz normale Sache für mich“, sagt der achtjährige Henryk in perfektem Deutsch. Mit seiner Mutter spricht er Polnisch, mit seinem Vater Rumänisch, mit der Schwester beides. Er hat bulgarische Freunde, versteht Italienisch, Französisch gefällt ihm auch. Kinder genießen es meist, mehrere Sprachen zu sprechen; Erwachsene nicht immer. Sie wollen sich „zugehörig“ fühlen und keine Fehler machen – vor allem in der Sprache des Landes, in dem sie leben. Wie ist es, zwei-, drei- oder mehrsprachig zu sein?
4. April 2024, 15:24
Zielgruppe
Unterrichtsfächer
Deutsch | Ethik & Religionen | Digitale Grundbildung | Persönlichkeitsbildung und Soziale Kompetenz | Fremdsprachen
Stichworte
Mehrsprachigkeit | Vielfalt | Sprachkompetenzen | Sprachenimage | Sprachlevel | Kommunikation | voXmi
- zurück zu Ö1 macht Schule – Übersicht
SENDUNG HÖREN
Von der nicht immer großen Freiheit, mehrere Sprachen zu sprechen
Moment am Sonntag | 26.10.2022
Wie kommt man mehrsprachig durch den Alltag? Wie ist es, zwei-, drei- oder mehrsprachig zu sein?
Gestaltung: Andrea Hauer
SENDUNGSDOWNLOAD
Audio mit Rechtsklick speichern (Ziel speichern unter…)
Download
UMFRAGE ZUR SENDUNG
Die Kahoot-Umfrage bezieht sich auf den ersten Teil der Sendung (bis Minute 12) und dient der kritischen Reflexion.
MEHR ERFAHREN
Links
Zentrum für Mehrsprachigkeit (uni-konstanz.de) - Mehrsprachigkeit in der Familie
Mercator-Institut für Sprachförderung - Faktencheck_Mehrsprachigkeit_in_Kita_und_Schule.pdf
derStandard.at - Wenn Kinder ihre Zweisprachigkeit ablehnen
bilingual-erziehen.de - Ablehnung
Videos
Youtube - Jede Sprache ist ein Schatz (16:09)
Youtube - Vorteile von Bilingualität (2:40)
Youtube - Die Vorteile eines zweisprachigen Gehirns (5:06)
Lernziele
Schülerinnen und Schüler
- erkennen, dass die Zugänge zum individuellen Sprachenmix sehr unterschiedlich sind.
- erkennen, dass die eigene Sprachkompetenz und die eigenen Sprechgewohnheiten eine einzigartige und unvergleichbare Sprachbiographie ausmachen.
- erkennen, dass die Gesellschaft Sprachen oft willkürlich und zu Unrecht bewertet.
- erkennen, dass der eigene ungetrübte Blick auf die Sprachen in ihrer Umgebung entwickelt oder bewahrt werden sollte, um die eigenen Vorstellungen und Vorlieben umsetzen zu können.
UNTERRICHTSIDEEN UND AKTIVITÄTEN
Diese Unterrichtsidee ist Teil des Kooperationsprojekts „voXmi und Ö1 machen Schule“. voXmi (voneinander & miteinander Sprachen lernen und erleben) ist ein österreichweites Bildungsnetzwerk. Ziel ist es, an allen Schulen und Institutionen elementarer Bildung die vielen Sprachen, die junge Menschen, deren Eltern und Lehrpersonen mitbringen, inklusiv in den Unterricht und darüber hinaus einzubinden.
Diese Didaktisierung will das freie Nachdenken über die Wertigkeit von verschiedenen Sprachen anregen, auch über Sprachen, die nicht im Umfeld der SchülerInnen direkt verfügbar sind. Sie sollen auch ihre Kommunikationsfähigkeit unabhängig von einem Sprachbeherrschungslevel entdecken und unbefangen an den Spracherwerb herangehen, von welchem Startpunkt auch immer sie ausgehen. Auch die unterschwelligen Dogmen einer mehrsprachigen Familie können durchaus unbewusst fesselnd und belastend wirken. Sprachen in ihrer Vielfältigkeit frei und wertschätzend zu denken, soll in dieser Unterrichtseinheit angeregt werden.
Die Unterrichtseinheit ist für 3 Unterrichtsstunden zu je 50 Minuten konzipiert. Im Fokus stehen die ersten 12 Minuten der Sendung. Zuerst beschäftigen sich die SchülerInnen mit dem "Image" und Zuschreibungen zu Sprachen (Arbeitsblatt, Gruppenarbeit, Diskussion, Kahoot-Umfrage). In der 2. und 3. Stunde folgt eine Gruppenarbeit zum Thema "Sprachenmix in der eigenen Schule" und deren Präsentation (z. B. mit PowerPoint). Darüber hinaus stehen Ideen zur Verlängerung oder Auflockerung der Unterrichtseinheit zur Verfügung.
DURCHFÜHRUNG
1. Erträumen vom eigenen Sprachenmix - Arbeitsblatt ausfüllen
Noch VOR dem Anhören des Beitrages füllen die SchülerInnen in Einzelarbeit das Arbeitsblatt "Sprachenmix deiner Traumfamilie" aus.
Erklärende Worte der Lehrperson: „Viele Familien sprechen untereinander verschiedene Sprachen (– du ja vielleicht auch oder eben nicht). Kinder lernen in diesem Kontext viel einfacher mehrere Sprachen auf einmal, sie müssen dafür nicht einmal lernen. Wie würde der Sprachenmix deiner Traumfamilie aussehen? Wenn du einen Zauberknopf hättest, welche Sprachen würdest du also gerne in deiner Familie selbstverständlich verwenden? In welchen Sprachen sollten deine Eltern von klein auf mit dir gesprochen haben?“
Dauer: 5 Minuten
2. Gruppenarbeit - Arbeitsblatt ergänzen
Nun folgt die Konfrontation in der Gruppe mit der Entscheidung der anderen. Die Motivation zur Sprachwahl (siehe Arbeitsblatt "Sprachenmix deiner Traumfamilie") soll im Gespräch herausgefunden werden.
Erklärende Worte der Lehrperson:
„Vergleicht eure gewählten Sprachen! Versucht abzustimmen, welche der Sprachen eurer Vermutung nach die „Coolste, die „Wichtigste“, die „Schönste“, die „Lustigste“, die „Genaueste“ , die „Herzlichste“, die „Geheimnisvollste“ ist. Besprecht kurz, warum ihr eigentlich die Sprachen in Aufgabe 1 ausgesucht habt! Würdet ihr nach dem Gruppengespräch die gleichen Sprachen für euren Wunschsprachenmix in der Familie „wählen“?
Dauer: 15 Minuten
3. Klassengespräch
Im Plenum werden die Ergebnisse der Gruppen besprochen. Kommen gewisse Sprachen bei gewissen „Eigenschaften“ öfter vor? Warum?
Dauer: 12 Minuten
4. Sendung hören, Umfrage beantworten, Diskussion
Die SchülerInnen hören den ersten Teil der Sendung (bis Minute 12). Anschließend wird durch eine Kahoot-Umfrage im Hörtext Transportiertes kritisch vertieft. Um die Kahoot-Umfrage durchzuführen, ist eine kostenlose und unkomplizierte Anmeldung bei Kahoot durch die Lehrperson notwendig. Die Schülerinnen und Schüler können ohne Anmeldung teilnehmen. Sie benötigen nur den "Spiel-Pin", der für jedes Kahoot generiert wird.
Die Umfrageergebnisse werden besprochen. Spielen die „Sprachlieblinge“ (siehe Arbeitsblatt "Sprachenmix deiner Traumfamilie", Gruppenarbeit) eine Rolle bei den Antworten der SchülerInnen? Hier kann je nach Vorlieben der Lehrkraft mehr oder weniger Zeit investiert werden.
Dauer: 25 Minuten
5. Hören weiterer Sendungsausschnitte und Klassengespräch
Die Lehrperson stellt den SchülerInnen folgende Fragen:
„‚Von der nicht immer großen Freiheit, mehrere Sprachen zu sprechen“, so heißt der Beitrag, dessen Anfang ihr gehört habt, wie könnte das gemeint sein? Welche Gründe kann es geben, Sprachen zu verbieten?“'
Zur Inspiration können weitere Sendungsausschnitte gehört werden:
Jacqueline Bakall freut sich, in Österreich Kurdisch sprechen zu dürfen (Minute 41 bis 43)
Marta erzählt von ihren Anfängen in Österreich (Minute 7 bis 8:30)
Dauer: 10 Minuten
6. Sprachenmix an der Schule - Gruppenarbeit
Im Kontrast zum Extremfall eines Sprechverbotes erarbeiten die SchülerInnen in einem freien Gedankenspiel, wie man an der Schule Sprachen mehr Raum, mehr Sichtbarkeit gewähren könnte. Sie gestalten in Gruppen eine Präsentation (z. B. mit PowerPoint oder einem ähnlichen Präsentationsprogramm)
Auftrag zur Gruppenarbeit:
„Stellt euch vor, eure Schule funktioniert ein wenig wie die Familie von Marta, Cosmin, Henrik und Clara. Alle Sprachen, die ihr an eurer Schule habt, sollen ihren Platz bekommen! Gestaltet eine Präsentation, mit der ihr sichtbar macht, wo wann und wie die Sprachen eurer Schule ihre Bereiche und ihre Sprechzeiten bekommen!
- Wie könnte man das machen?
- Welche Bereiche gebt ihr welchen Sprachen?
- Wie teilt ihr die Sprechzeiten ein?
- Könnten sie im Unterricht, im Pausenhof, im Schulgebäude auftauchen?"
Dauer: mind. 60 Minuten
7. Präsentation der Gruppenarbeit
Die Gruppen präsentieren ihre Gruppenarbeiten via Beamer vor der Klasse.
Dauer: abhängig von Klassen- und Gruppengröße
Erweiterungsmöglichkeiten
Für die Weiterarbeit oder für die Auflockerung der Unterrichtsidee stehen Kopiervorlagen für kreative Aktivitäten bereit.
- Kreatives Umgehen mit den Zuschreibungen an Mentalitäten und Eigenschaften von Sprachen (abstrahiert durch die Zuordnung zu Tieren, die sie repräsentativ sprechen) und durch das Zeichnen eines Comics.
- Auseinandersetzen mit den Sprachkompetenzen in der Kommunikationsfähigkeit, indem man in die „Haut“ von Tieren schlüpft, ein Rollenspiel der wortlosen Ausdrucksformen zwischen den SchülerInnen durch das Ziehen von Tierarten und zu vermittelnden Botschaften mithilfe einer Internetseite. Hinweis: Diese Aktivität ist eher für jüngere SchülerInnen attraktiv.
MATERIALIEN
Arbeitsblatt "Sprachenmix deiner Traumfamilie"
Kopiervorlagen für kreative Aktivitäten
planet-wissen.de - Tierische Lautsprache
planet-wissen.de - Die Körpersprache der Hunde
- zurück zu Ö1 macht Schule - Übersicht
Ö1 macht Schule ist ein Gemeinschaftsprojekt von Ö1, Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung - BMBWF und Pädagogischer Hochschule Wien - PH Wien
Diese Unterrichtsidee entstand im Rahmen des Projekts "voXmi & Ö1 machen (Hoch-) Schule" zum voXmi Jahresschwerpunkt 2023: „Mitsprache mit Sprache“. Lehrende des voXmi-Bildungsnetzwerkes haben ausgewählte Sendungen dieses Schwerpunktes für den Einsatz im Unterricht didaktisiert.
Susana Boskamp Alexandre Landgrebe
unterrichtet seit 2014 Italienisch, Ethik und Deutsch am RG/WRG VIII in Wien und hat Mehrsprachigkeit als Herzensthema. Fasziniert ist sie von der Einzigartigkeit verschiedener Idiome und ihre Wechselwirkungen auf die Gesellschaft. In ihren Unterrichtsstunden ist die Sprachenvielfalt immer wieder Thema.
Dieses Lernmaterial wurde vom „Ö1 macht Schule“ Team erstellt und steht unter einer CC BY-SA 4.0 Lizenz kostenlos zur Verfügung.