Plattenteller mit Kreissägeblatt

ORF/JOSEPH SCHIMMER

Der Ö1 Kurzhörspielwettbewerb

Track 5‘- Das höre ich zum ersten Mal!

203 Hörspiele wurden für den Kurzhörspielwettbewerb Track 5‘ von Ö1 und der „schule für dichtung“ eingereicht. Die Jurys von Ö1 und der „schule für dichtung“ haben die Besten ausgewählt. Nun stehen die SiegerInnen fest.

Ö1 und die „schule für dichtung“ luden zum 20. Kurzhörspielwettbewerb. Mitmachen konnte dabei jeder, ob Profi oder AmateurIn. Höchstens fünf Minuten lang sollte das Stück sein, ein selbstaufgenommenes Geräusch und den Satz „Das höre ich zum ersten Mal!“ musste es beinhalten.

Die Jury

Christine Ehardt (Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaften, Universität Wien), FALKNER (Schriftstellerinund Hörspielregisseurin, schule für dichtung), Natasa Konopitzky (Ö1 Literatur und Hörspiel) und Fritz Ostermayer (Autor und FM4-Journalist, schule für dichtung) hörten mit Ausdauer und Hingabe zu und kürten die folgenden drei Kurzhörspiele sowie den Träger des Sonderpreises der schule für dichtung.

1. Platz: "Heast"

"Heast" von Stefan Pointner ging als bestes Kurzhörspiel aus dem Wettbewerb hervor und erhält ein Preisgeld von 1.000 Euro. Ein Hörspieldrama mit Horst und Herta. Konzept, Text, Horst, Chor: Stefan Pointner. Hertha, Chor: Birgitta Stummer. Erzählerin, Chor: Petra Horvath. Aufnahme, Schnitt: Markus Grabner

„Heast“ von Stefan Pointner

Die Jurybegründung von Natasa Konopitzky: "Wie sich kommunikative Verzerrungen anhören könnten, exerziert Stefan Pointner in seinem Hörspiel wunderbar durch. In 'Heast' treibt er seine Protagonist:innen Horst und Herta leichtfüßig in ein raffiniertes Stille-Post-Spiel. Die Klarheit der naiv anmutenden Dialoge, die strenge Form des Drei-Akters mit einem alliterierenden Chor und die feinen Wendungen haben die Jury enthusiasmiert. Überschwang löste auch so manche Formulierung aus: Etwa, wenn Horst Herta vorschlägt - weil es ja mit dem Zuhören und Verstehen so schwierig ist - doch einfach auf’s Herz zu hören und Herta auf Wienerisch dagegenhält: "Aber was ist, wenn mein Herz ein Oarschloch ist?'"

2. Platz: "Der elektrische Herrenreiter"

Den mit 500 Euro dotierten zweiten Platz belegt das Hörstück "Der elektrische Herrenreiter" von Anna Maria Pahlke. Dem lange vergessenen Weltchampion im Armdrücken, Cincinnati Wonderbra, geht es nicht mehr gut. Heimsuchung von Dämonen, Operationen am Frontallappen und die Neigung zu Münzspielautomaten machen das nicht besser.

„Der elektrische Herrenreiter“ von Anna Maria Pahlke

Jurymitglied Christine Ehardt: "Geschichten von tragischen Helden und Heldinnen hören wir doch alle gern. 'Der elektrische Herrenreiter' ist so eine Geschichte. Cincinatti Wonderbra, ein durch telepathisches Training ausgebildeter Profisportler im Armdrücken, hatte schon bessere Zeiten. Die Muskelkraft hat ihn längst verlassen, mangelnde Köperhygiene, der Hang zu Münzspielautomaten sowie die Vorliebe für Musik von Elvis und Ronny zeichnen diesen Anti-Helden aus. Das akustische Biopic, dass uns Anna Maria Pahlke hier auftischt, ist fantastisch und liebenswert - und es ist meisterhaft inszeniert. Stimmen, O-Töne und Erzählebenen fahren mit unseren Ohren Achterbahn. Sound und Schnitt machen daraus eine rasante Collage, der man euphorisch zuhört. Ein so ausgefuchstes wie charmantes DokuFiction-Kurzhörspiel muss mit einem Preis belohnt werden."

3. Platz: „Zuhören. Fuge in A Minor(ity)”

Platz drei des Kurzhörspielwettbewerbs und ebenfalls 500 Euro Preisgeld vergab die Jury an Artur und Robert Irmler für „Zuhören. Fuge in A Minor(ity)”. Was geschieht eigentlich gerade? Eine Fuge; eine Flucht. Und wir? Flüchten wir auch? Oder beziehen wir Stellung? Regie, Produktion und Musik: Artur Irmler Text geschrieben und gelesen von: Robert Irmler

„Zuhören. Fuge in A Minor(ity)” von Artur und Robert Irmler

Jurybegründung von FALKNER: „Die Fuge, in der Musik ein besonders kunstvolles Kompositionsprinzip, entfaltet sich in diesem Kurzhörspiel aus dem wiederkehrenden Satz: „Was geschieht eigentlich gerade?“ Eine Frage also. Eine Frage der in diesen Tagen grundsätzlich nur mit Akkuratesse beizukommen ist! Artur und Robert Irmler bringen drei Minderheiten zu Gehör, verschränken drei Fluchtbewegungen ineinander – und lassen diesen sehr komplexen Text, diese Fuge, diese Flucht schließlich kulminiert in dem Satz: „Kein Krieg mehr!“ Das Stück ist mit einem ungeheuren Zug zum Ziel gebaut und kann auch gelesen werden als ein Appell, anstatt uns in Schuldzuweisungen zu ergehen das (Zitat aus dem Stück:) „Weinen gegen unseren Willen“ nicht zu unterdrücken.“

Sonderpreis der schule für dichtung: „Der Turmfalke“

Den mit 1.000 Euro dotierten Preis der schule für dichtung erhielt Paul Schlager für „Der Turmfalke“. Paul Schlager bezeichnet sein Hörspiel als ein Essay über den Turmfalken als solchen.

„Der Turmfalke“ von Paul Eckschlager

Fritz Ostermayr begründet die Wahl folgendermaßen: „Es soll einem Preisträger nichts Schlimmeres passieren, als dass der Jury beim Lauschen seines Stückes die Namen Loriot und Helge Schneider in den Sinn kommen. Die betuliche Gelehrsamkeit, die Loriot gern auf die Schaufel nahm, trifft in diesem Kurzhörspiel auf die abstruse Ausdrucksweise Helge Schneiders und erzeugt durch diesen Kurzschluss von satirischer Figuren-Komik und grotesker Sprechkomik einen humoristischen Mehrwert, der uns höchst preiswürdig erscheint. Sehr sympathisch auch, dass sich der Autor aus der großen Familie von „mad scientists“ ausgerechnet einen „verrückten Ornithologen“ herausgepickt hat. Dafür einen Extrapunkt.“

Unter den Top 10 waren noch: