Drosendorf

EMIL JOVANOV

Moment-Schwerpunktwoche

Private Kulturinitiativen in Österreich

Vier Beispiele, wie privates Engagement neues Leben in alte Strukturen bringt.

Ein Begegnungsort in Rangersdorf im Kärntner Mölltal

Ohne ihre Initiative wäre der vielleicht älteste Stadl des Mölltals heute Geschichte: eine ehemalige Gymnasiallehrerin, ein Wirtschaftsprüfer, ein pensionierter Bautechniker und ein Transportunternehmer schlossen sich zur "Wirt zu St. Peter Projektentwicklungs OG" zusammen und kauften vor vier Jahren ein historisches Gasthaus und das angrenzende Wirtschaftsgebäude, dessen Ursprünge bis ins 16. Jahrhundert zurückreichen. Im "Wirtsstadl" finden heute Kulturveranstaltungen statt, nebenan - mitten im Ortskern von Rangersdorf im Mölltal - wird das alte Gasthaus "Wirt zu St. Peter" saniert und zu einem Mehrgenerationenhaus umgestaltet. Ziel ist nicht die Rendite, sondern die Wiederbelebung des Ortskerns der 1.700-Einwohnergemeinde.

"Pavelhaus". Das Kulturzentrum der steirischen Slowenen

Im Mai 1998 wurde im kleinen Ort Laafeld bei Bad Radkersburg an der slowenischen Grenze das Museum und Kulturzentrum "Pavelhaus" gegründet. Betrieben wird es vom "Artikel-VII-Kulturverein", der sich für die im Staatsvertrag festgelegten Rechte der slowenischen Volksgruppe in der Steiermark einsetzt. Insgesamt geben 2.200 Steirerinnen und Steirer Slowenisch als ihre Muttersprache an. Im "Pavelhaus" werden Kunstausstellungen gezeigt und zweisprachige Lesungen, Konzerte und Diskussionsrunden abgehalten. Außerdem findet wöchentlich ein Slowenisch-Kurs statt und der steirisch-slowenische Chor probt.

Seit vielen Jahren kooperiert das "Pavelhaus" mit dem slowenischen "Museum of Madness" im Schloss Obermureck, das direkt an der Grenze zu Österreich liegt. Bis 2004 befand sich im Schloss eine psychiatrische Einrichtung. Das Museum widmet sich heute auch dem Umgang mit psychisch erkrankten Menschen im Laufe der Geschichte.

Ein Paar und sein privates Kulturzentrum

Maria und Konrad Neubauer aus Weyer in Oberösterreich kauften in der Pension ein Bürgerhaus aus dem 16. Jahrhundert. Viele Jahre war das Gebäude ungenutzt, die historische Bausubstanz in schlechtem Zustand. Monat um Monat arbeitete das Ehepaar und restaurierte sein "Prevenhuberhaus". "Heute könnte ich diese Kräfte nicht mehr aufbringen", sagt Konrad Neubauer. Der frühere Volksschullehrer ist Fotograf, das Paar interessiert sich schon lange für zeitgenössische Fotografie und Medienkunst. Seit 2021 ermöglichen sie im "Prevenhuberhaus" Ausstellungen und Vorträge, Lesungen und Konzerte. Sie bieten niederschwellig Kultur an - es wird in der Gemeinde gut angenommen.

Stadtleben im Waldviertel an der tschechischen Grenze

Im nördlichen Waldviertel und an der Thaya gelegen, ist die kleine, rund 1.200-köpfige Gemeinde Drosendorf-Zissersdorf ein großer Anziehungspunkt für Städter. Besonders gern kommen Wiener Gäste hier "herauf" an die tschechische Grenze. Manche von ihnen entschließen sich zu einem Zweitwohnsitz und entfalten rege Tätigkeiten - die Künstlerin, die hier einen Eissalon eröffnet. Der Unternehmensberater, der in mühevoller Kleinarbeit eine 30er-Jahre-Villa renoviert. Die Politikwissenschaftlerin, die eine Brotbackschule betreibt. Er hat jetzt doch keine Lust nach Kanada auszuwandern: ein Drosendorfer Bauernsohn, der mit seiner Frau den Camping-Tourismus an der Thaya ankurbeln will.