
APA/AKADEMIE F. SPRACHE UND DICHTUNG/KATHARINA HINSBERG
Literatur
Georg-Büchner-Preis an Oswald Egger
Der Georg-Büchner-Preis 2024 geht an den Südtiroler Lyriker und experimentellen Sprachkünstler Oswald Egger. Das Kulturjournal hat den Dichter für ein erstes Interview erreicht.
19. August 2024, 02:00
Judith Hoffmann hat den Dichter telefonisch erreicht und mit ihm über die Auszeichnung und über sein Schreiben gesprochen.
Große Breitenwirkung oder gar Gefälligkeit kann man dem diesjährigen Georg-Büchner-Preisträger wahrlich nicht vorwerfen.
Die Bücher, die ich mache sind sehr komponiert, mehr Aufführungsformen eines Textverhaltens und ich denke nie an ein Publikum.
Freitagvormittag hat die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung ihre Entscheidung bekanntgegeben: Der mit 50.000 Euro dotierte Preis geht an den 61-jährigen Südtiroler Oswald Egger, einen der großen experimentellen Dichter der Gegenwart, der, so die Jurybegründung, seit seiner ersten Veröffentlichung im Jahre 1993 die Grenzen der Literaturproduktion überschreitet und erweitert.
Jurybegründung
Mit Oswald Egger zeichnet die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung einen Schriftsteller aus, der seit seiner ersten Veröffentlichung im Jahre 1993 die Grenzen der Literaturproduktion überschreitet und erweitert. Er arbeitet an einem Werkkontinuum, das Sprache als Bewegung, als Klang, als Textur, als Bild, als Performance begreift und sich in der Fortschreibung und Veränderung des Sprachgebrauchs entwickelt. Seine Prosagedichte und Textgewebe widersetzen sich der raschen Lektüre, laden zum assoziierenden Entschlüsseln von Bedeutungen ein und unterminieren spielerisch Erklärungssysteme, die wir zu kennen glauben. Eggers Wortkosmos fußt in der Mehrsprachigkeit und den Landschaften seiner Südtiroler Herkunft. Am Leitfaden der sinnlichen Wahrnehmung, im Gang über die Wortfelder der deutschen Sprache und ihrer Varietäten schreibt Oswald Egger die große Tradition einer Physiognomik der Naturformen fort, von den Steinen bis zu den Wolken. Die in seinem Werk enthaltene Welt entzieht sich der Verfügbarkeit, so wie seine Textlandschaften auf das Unverfügbare der Kunst verweisen.
1963 in Südtirol geboren, studierte Oswald Egger Philosophie und Germanistik und gab ab den 90er Jahren mehrere Literaturzeitschriften heraus. Seit 1993 veröffentlichte er zahlreiche grenzüberschreitende Sprach- und Lautkunstwerke an der Schnittstelle von Poesie, Bildender Kunst und Prosa, darunter „Val di Non“, „Lustrationen“ oder das monumentale Werk „Die ganze Zeit“. Daneben schreibt er Hörspiele, auch für das Ö1 Kunstradio, etwa 2019 die SWR-Koproduktion „Triumph der Farben“.
Hören Sie einen Ausschnitt aus der Ö1 "Kunstradio"-Koproduktion Triumph der Farben, hier mit dem Dichter Bodo Hell.
Der Dichter wurde schon mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem H.C.-Artmann-Preis, dem Clemens-Brentano-Preis und dem Ernst-Jandl-Preis. 2021 erschien der Band „Entweder ich habe die Fahrt am Mississippi nur geträumt, oder ich träume jetzt“ bei Suhrkamp, in dem Egger seine Texte erstmals um farbige Aquarelle ergänzte.
Entgegennehmen wird Oswald Egger die Auszeichnung am 2. November in Darmstadt und dort auch seine Büchner-Preis-Rede halten.
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Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung - Georg-Büchner-Preis