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Spaces of Freedom
Das 57. ORF musikprotokoll in Ö1
Seit 1968 werden in Graz die aktuellen Musikströmungen der Zeit in ihrer Vielfalt protokolliert. Auch in seiner 57. Ausgabe bietet das ORF musikprotokoll im steirischen herbst vom 3. bis 6. Oktober 2024 ein breites Spektrum experimenteller Klänge.
25. September 2024, 12:11
Das musikprotokoll in Ö1
Sound Art: Zeit-Ton | 01 10 2024
Sound Art: Kunst zum Hören | 03 10 2024
Sound Art: Zeit-Ton | 04 10 2024
Klassik-Treffpunkt | 05 10 2024
Sound Art: Zeit-Ton | 08 10 2024
Sound Art: Zeit-Ton | 11 10 2024
Supernova | 13 10 2024
Sound Art: Zeit-Ton | 14 10 2024
Sound Art: Zeit-Ton | 18 10 2024
Das ORF musikprotokoll öffnet künstlerische Freiräume: Von elektronischen Sounds bis zum Orchesterkonzert, von der interaktiven Computerspielinstallation bis zur mechanischen Klaviermaschine, vom intimen Liederabend bis zum 3D-Audio-Wettbewerb für die mehr als 100 Lautsprecher des Dom im Berg. Ein Konzertmarathon ist dem Werk des 1994 verstorbenen einflussreichen steirischen Komponisten Hermann Markus Preßl gewidmet.
18 Kompositionsaufträge, 18 Konzerte
Das diesjährige musikprotokoll-Motto lautet "Spaces of Freedom". Susanna Niedermayr, Rainer Elstner und Fränk Zimmer haben unter der Festivalleitung von Elke Tschaikner zu diesem Thema ein dichtes Programm mit 18 Konzerten konzipiert. 18 Kompositionsaufträge wurden vergeben, in denen die Komponist:innen Freiräume erkunden.
Österreich-Premiere: Jubelhemd
Musikalisch vielfältige Statements zum Thema Freiheit präsentiert das ORF Radio-Symphonieorchester Wien unter Roland Kluttig: Die schwedische Komponistin Lisa Streich wird als Österreich-Premiere ihr Stück Jubelhemd vorstellen. Der Titel des Siegerstücks des letztjährigen International Rostrum of Composers bezieht sich auf ein Meisterstück des österreichischen Künstlers Markus Schinwald: ein Jubelhemd, das mit verkehrt angenähten Ärmeln zur Jubelgeste zwingt.
Inspiration KI
Der US-Amerikaner George Lewis ist nicht nur eine zentrale Stimme im Diskurs um Dekolonisation, sondern auch Pionier auf dem Gebiet des künstlerischen Umgangs mit künstlicher Intelligenz. Sein neues Werk für das musikprotokoll beschäftigt sich mit Mechanismen der Netzwerkanalyse. Die Kanadierin Nicole Lizée, Komponistin und DJ, lässt sich von unvorhersehbaren Fehlern künstlicher Intelligenz inspirieren. Der österreichische Komponist Bernd Richard Deutsch bezieht sich in "Phantasma" auf Gustav Klimts Beethovenfries in der Wiener Secession - ein Gebäude, das für künstlerische Freiheit steht.
MAURICE WEISS
Mensch-Maschine-Abenteuer
Das mechanische Automatenklavier, das Winfried Ritsch entwickelt hat, übersteigt die Grenzen menschlicher Fingerfertigkeit. Das Grazer Ensemble Zeitfluss lässt sich als erste Musikformation auf ein musikalisches Match mit dem Apparat ein. Dieses Mensch-Maschine-Abenteuer bietet Uraufführungen von Orestis Toufektsis, Elisabeth Harnik, Alisa Kobzar und Dimitri Papageorgiou sowie ein Werk des Maschinenzauberers Winfried Ritsch.
Akustische Forschungsreise
Zwischen KI und der Poesie von Luftballons tänzeln drei neue Kompositionen für PHACE von Grzegorz Pieniek, Nava Hemyari und Alessandro Baticci. Dazu kommt ein Werk der neuen Grazer Kompositionsprofessorin Annesley Black. Das Splitter Orchester und das Trondheim Jazz Orchestra untersuchen die Dynamik des gemeinsamen Musizierens. Die Leechkirche, die älteste Kirche von Graz, ist Ausgangspunkt einer akustischen Forschungsreise durch Elisabeth Schimanas Komposition Virus. Die von Schimana elektronisch generierten Klänge werden von Musiker:innen des Black Page Orchestra in Echtzeit interpretiert. In hohen und tiefen Extremlagen findet Schimana klingenden Ausdruck für die gesellschaftspolitische Stimmung unserer Zeit.
MARKUS BRUCKNER
Einblicke in die europäische Szene
SHAPE+ bietet Einblicke in die jüngsten Entwicklungen europäischer Szenen. Drei Künstler:innen aus dem Pool des EU-Festivalnetzwerks werden ihre Musik präsentieren. In zwei SHAPE+-Artist Residencies schaffen Künstler und Künstlerinnen aus dem befreundeten Ausland mit jeweils zwei lokal verwurzelten Kunstschaffenden neue Werke.
Der ägyptische Poet und Musiker Abdullah Miniawy lädt zu einem akustischen Spaziergang durch jene Welt, die wir – so der Glaube aller Weltreligionen – nach unserem Tod betreten werden. Das Publikum erlebt diese fiktive Nachwelt aus der Sicht eines atheistischen Ex-Moslems. Zu hören ist auch ein "anti-linguistisches Trauerspiel" des Styria-Artist-in-Residence-Musikers Ruhail Qaisar, der aus dem Hochgebirge des nordindischen Himalayas in die steirische Landeshauptstadt reist.
Freiheit und Politik thematisiert die ukrainische Sängerin, Dirigentin und Pianistin Viktoriia Vitrenko. Sie begleitet sich am Klavier – bei einem Liederzyklus, der Maryja Kalesnikawa gewidmet ist, einer seit mehr als vier Jahren in Belarus inhaftierten Musikerin und Oppositionellen.
OLIVER ROECKLE
Eat and great und offene Impro-Session
Das Festival ist eng mit der lokalen Szene verknüpft und um Austausch mit dem Publikum bemüht, sei es beim "eat and greet" mit Komponistinnen und Komponisten oder bei der offenen Impro-Session im Grazer Szene-Treff Café Wolf. Dazu kommt eine Workshop-Reihe der Kunstuniversität Graz und ein Diskursprogramm mit den Grazer ARTikulationen, die sich mit den Freiheiten künstlerischen Forschens beschäftigen.