
ORF/JOSEPH SCHIMMER
Ö1 Talentebörse
Anton Tkachuk, digitale Musik & Sound Art
Anton Tkachuk alias Antuum, geboren 1997 in Schytomyr (Ukraine), begann als klassischer Gitarrist und Dirigent und gründete die Eventagentur „СХО“. Mit der COVID-Pandemie verlagerte er seine Kunst ins Digitale und zog nach Österreich, um an der Kunstuniversität Graz Computermusik und Klangkunst zu studieren. Dort spezialisierte er sich auf digitale Musik und Sound Art, arbeitete mit renommierten Künstlern zusammen und beteiligte sich an Forschungsprojekten. Er realisierte Installationen und Performances in europäischen Städten wie Berlin, Wien und Graz.
25. Juli 2025, 14:52
Arbeitsvorhaben
Im Rahmen des Ö1-Stipendiums würde ich über ein Jahr hinweg verschiedene Metalle auf Schrottplätzen sammeln, sie einschmelzen und mit speziellem Formsand arbeiten, in den ich Gesten prägen kann – Ausdruck meiner inneren Zustände, Emotionen, Erfahrungen im jeweiligen Moment meines Lebens. Anschließend wird das flüssige Metall in diese Sandformen gegossen, wodurch monolithische Bild-Skulpturen entstehen – Objekte, die über Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte hinweg die Fragilität des Menschen bewahren, so wie es bislang nur große Industriemaschinen mit Metallen vermochten.
Ich habe bereits Kontakte zu privaten Ateliers, die sich für die Arbeit mit Metallen eignen. Was mir fehlt, ist finanzierte Zeit – die Möglichkeit, meine Grundbedürfnisse gedeckt zu wissen und mich dieser Arbeit widmen zu können. Mich inspiriert die Idee, mit etwas zu arbeiten, das über mein eigenes Leben hinausreicht.
Ich sehe das Ö1-Stipendium als eine reale Möglichkeit, diesen Traum zu verwirklichen.
Kommentar des Künstlers
Im Zentrum dieses Projekts steht für mich die Kommunikation mit kommenden Generationen. Was kann ich ihnen als Künstler mitteilen, sollte unsere Zivilisation eines Tages verschwinden? Welche ethischen Botschaften lassen sich durch ästhetische Mittel vermitteln?Manchmal besuche ich Schrottplätze in Graz und bleibe stehen, um zuzusehen, wie eine riesige mechanische Klaue mit einer fast beiläufigen Geste ein Auto aufnimmt und es in einen anderen Haufen Metall wirft. Metall lebt nicht – aber es erinnert. Es speichert industrielle Wunden, Narben der Vergangenheit. Metall erinnert sich an industrielle Traumata – aber was ist mit menschlichen Traumata?
Ich möchte beginnen, Altmetall einzuschmelzen und daraus Bilder und Skulpturen zu formen, in denen ich Erfahrungen meines Lebens hinterlassen kann – Schmerz oder Freude, aber vor allem Erfahrung in ihrer unverfälschten Form.

A-x-Myxomycete, 2024
biological sound sculpture
A-x-Myxomycetes ist ein Projekt, das sich mit der Zusammenarbeit mit nicht-menschlichen Wesen beschäftigt, deren Intelligenz bisher weitgehend unentdeckt geblieben ist. Im Mittelpunkt stehen Myxomyceten – Organismen, die über eine eigene Individualität verfügen und beeinflussen, wie elektrische Ströme durch ihre Vermittlung fließen. Als Leiter des Signalflusses steuern diese Organismen den Widerstand und formen dadurch die Klanglandschaft, die von der Skulptur erzeugt wird.
Myxomyceten besitzen etwas, das der Mensch vielleicht als Gedächtnis bezeichnen würde. Sie erinnern sich an vergangene Interaktionen und nutzen dieses Wissen, um zukünftige Entscheidungen zu treffen. Die genaue Natur ihrer Denkprozesse bleibt für uns jedoch ein Rätsel.
A-x-Myxomycete YouTube Link
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UnBREATHED ZONE
ARKA ARKA
WIEN, AT
2025
eine Klanginstallation von Antuum, präsentiert zur Eröffnung der gleichnamigen Ausstellung von Antuum und Eva Fomitski. Im Zentrum steht ein unkontrollierbarer Würfel, aus dem unbekannte Kräfte zu entweichen versuchen. In seinem Inneren verbirgt sich eine Energie – eine Kraft, der frühere Generationen begegnet sind, die aber heute kaum noch als Bedrohung erkannt wird.
Sie ist unsichtbar, doch spürbar. Manche empfinden Furcht. Manche sind zutiefst erschüttert.
UnBREATHED ZONE YouTube Link
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Corpus Sonans I
Junge Signale, 2023, Graz, At
Cello, Elektronik und den unkontrollierbaren Würfel ist eine klangliche Auseinandersetzung mit der Installation. Der Atem und die Stimme des Cellos durchdringen das Rauschen dieser verborgenen Kräfte. Die Performance macht das Unsichtbare hörbar – ein Zusammenspiel zwischen instrumentaler Geste, elektronischer Spannung und der Präsenz des Würfels, der nicht kontrolliert, sondern erfahren werden will.
Diese Klangskulptur, die aus einem industriellen Rad gefertigt wurde, versucht, Klänge aus einem verlassenen Industrieobjekt zu gewinnen und zu extrahieren, um etwas, das bereits seine Stimme verloren hat, ein zweites hörbares Leben zu verleihen. Das Rad wird durch Solenoide erhitzt, die von einem Mikrocontroller gesteuert werden, sowie durch Wandler in einem offenen, hart verdrahteten Schaltkreis, der mit einer algorithmischen Komposition programmiert ist.
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Ausbildung
- 2024 - Graz, AT Escmedienkunstlabor «a-x-myxomycetes», Biological sound sculpture
- 2024 - Rome, IT, forte prenestino «hole» Kinetic audio-visual installation
- 2023 - Graz, AT junge signale «corpus sonans i» Sound sculpture
- 2023 - Graz, AT Zotl «śūnyatā nritya» Kinetic performance-installation
- 2020 - 2024 Kunstuniversität Graz Institut für Elektronische Musik und Akustik, Computermusik und Klangkunst, Bachelor
- 2017 - 2020 Victor Kosenko Zhytomyr Musikfachschule, Pedagogy, Conducting
- 2006 - 2013 Sviatoslav Richter Zhytomyr Musikschule, klassische Gitarre
Projekte und Ausstellungen (Auswahl)
- 2025 - Wien, AT Arka Arka «UnBREATHED ZONE» Duo Exhibition
- 2025 - Rome, IT Forte Prenestino «EMPTY EMPATHY» Kinetic Sculpture
- 2025 - Berlin, DE Künstlerhaus Bethanien «I REALLY DON’T FUCKING UNDERSTAND» in collaboration with Stephanie Bergwinkl and Inessa Saaritas short artdoc movie
- 2025 - Graz, AT MUMUTH «DO NOT CROSS» projection mapping installation