Umberto Eco

Georg Soulek

Im Gespräch | 03 11 2011

Umberto Eco

"Odio ergo sum" - "ich hasse, also bin ich". Michael Kerbler spricht mit Umberto Eco, Schriftsteller

Dreißig Jahre nach der Veröffentlichung des Romans "Il nome della rosa" ist der Roman Ecos "Il Cimitero di Praga" erschienen, der auch in seiner deutschen Fassung ("Der Friedhof in Prag") vorliegt.

Hauptmann Simon Simonini erleidet in Umberto Ecos Roman "Der Friedhof von Prag" einen Gedächtnisverlust. Das Werkzeug, das der Italiener zur Rekonstruktion seines Gedächtnisses benutzt, ist ein Tagebuch. Und dieses Tagebuch und eine zweite Person, die gemeinsam mit Simonini im Haus wohnt, nämlich der Prälat Dalla Piccola, stehen am Beginn des Romans, der in luzider Weise davon berichtet, wie aus Lüge und Fälschung Geschichte wird. Und wie Geschichte funktioniert. Und was es braucht, um sie in Gang zu halten. Fälscher z. B., von denen Eco einen sagen ließ: "Ich stelle keine Falsifikate her, sondern nur Kopien von echten Urkunden, die verloren gegangen sind oder, aus banalem Versehen, nicht mehr ausgestellt werden konnten, die aber existieren könnten und müssten." Der Roman führt in das Labyrinth von Erinnern und Vergessen, von Fälschung und Lüge. Und zeigt, wie aus all diesen Komponenten Geschichte geformt wird.

Umberto Eco war von der Macht des Wortes überzeugt. Eco - Schriftsteller und politisch engagierter Bürger - hat mit Freunden 2002 eine Initiative gegründet: die Gruppe "Libertà e Giustizia" ("Freiheit und Gerechtigkeit"). Der Name der Gruppe erinnert an die Widerstandsbewegung "Giustizia e Libertà" gegen den Mussolini-Faschismus. Und tatsächlich verstanden sich die Intellektuellen, darunter auch Claudio Magris, als Opposition gegen die Politik von Ministerpräsident Silvio Berlusconi. Das Gespräch mit dem Schriftsteller kreiste um den neuen Roman, die Macht des Wortes und die Kraft der Empörung.

Umberto Eco, 1932 in Alessandria geboren, und 2016 in Mailand verstorben, lehrte als Professor für Semiotik an der Universität Bologna. Er war Gesprächsgast von STANDARD-Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid und Michael Kerbler im Wiener Burgtheater.

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