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Im Gespräch | 21 07 2005
Marie Jahoda
Doris Stoisser im Gespräch mit der Sozialforscherin Marie Jahoda
24. Oktober 2025, 15:21
Marie Jahoda, die Wiener Sozialforscherin und Sozialdemokratin, die gemeinsam mit Paul Lazarsfeld und Hans Zeisel im Jahr 1933 eine Studie publizierte, hatte die "Die Arbeitslosen von Marienthal" zum Inhalt. Es war dies die erste große empirische Studie über die Folgen langer Arbeitslosigkeit. Der kleine Ort Marienthal, im Steinfeld südöstlich von Wien gelegen, war jahrzehntelang das klassische Beispiel für Industrialisierung und Aufstieg. Die Textilfabrik gab mehr als 1.000 Menschen Arbeit. Mit Schließung der Fabrik um 1930 wurde Marienthal zum Exempel für den Absturz eines ganzen Ortes in die Arbeitslosigkeit.
Von 1934 bis 1936 leitete Marie Jahoda die Österreichische Wirtschaftspsychologische Forschungsstelle, die sie, als Mitglied der Revolutionären Sozialisten, auch als Deckadresse für illegale politische Aktivitäten gegen beide Spielarten des Totalitarismus genutzt haben dürfte. Im Jahr 1936 wurde Jahoda auf Grund ihrer politischen Aktivitäten verhaftet und erst nach massiven Interventionen und unter der Auflage, außer Landes zu gehen, freigelassen. Marie Jahoda wurde die österreichische Staatsbürgerschaft aberkannt, sie emigrierte nach Großbritannien, wo sie, nach einem Zwischenaufenthalt in den USA, ab 1958 an der Universität Sussex als Sozialpsychologin bis zu ihrer Emeritierung 1973 lehrte. Die Bedeutung der Arbeitslosigkeit lag für die Wissenschafterin und Sozialdemokratin Jahoda "sehr viel tiefer als nur in der Lohntüte", das Schrecklichste daran war für sie die "soziale Isolierung der arbeitslosen Menschen".
2001 verstarb Marie Jahoda in Sussex.
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