Da capo: Im Gespräch

30. April 2010, 16:00

Wie wirken sich die täglichen Talkshows, Seifenopern und Printmedien, die mit Vorliebe Sex, Intimität und Beziehungsthemen ausbreiten, auf die Entwicklung von Jugendlichen aus? Welche Folgen hat der Konsum von Pornografie im Internet bei pubertierenden Computerkids? Verschieben sich Scham- und Intimitätsgrenzen bei den Teenagern?

Faktum ist, die Sexualisierung durchdringt viele Lebensbereiche des Alltags. Das kann irritieren und stören. Wer aber gelernt hat, sich in einem solchen Alltag zurechtzufinden, hat eine gute Chance, mit seinen Gefühlen und seiner Einstellung zur Sexualität gelassener umzugehen als die Generationen davor. Wissenschafter wie Gunter Schmidt, Professor für Sexualwissenschaft an der Universität Hamburg, beschreiben die Sexualmoral der Jugendlichen heute als "friedlicher, kommunikativer, rationaler und berechenbarer" als die früherer Generationen. Mit einem Wort - herrschaftsfrei.

Faktum bleibt, dass die Erwachsenen, so sie überhaupt mit Jugendlichen über Sexualität sprechen, meist über Fortpflanzung, über Verhütung und mögliche Krankheiten sprechen. Lust und Leidenschaft, also die Dimension der Emotion, bleiben zu oft ausgeblendet. "Das Ignorieren der emotionalen Komponente von Wunsch, Fantasie und dem Bedürfnis, sexuell erwachsen zu sein, verhindert einen offenen Dialog zwischen Erwachsenen und Jugendlichen zum Thema Sexualität", meinen DSA Bettina Weidinger und Mag. Wolfgang Kostenwein vom Österreichischen Institut für Sexualpädagogik.

Fragen nach der "emotionalen Aufklärung", den negativen Folgen einer normierten Sexualität durch Internet-Pornografie und einer geänderten Sexualpädagogik stehen im Mittelpunkt des Gesprächs in der kommenden Stunde.

Service

Bettina Weidinger, Wolfgang Kostenwein und Daniela Dörfler, "Sexualität im Beratungsgespräch mit Jugendlichen", erschienen ist dieses Buch, dem ein umfassender Fragenkatalog beigefügt ist, bei Springer, Wien - New York

Johannes Gernert, "Generation Porno. Jugend, Sex, Internet", Fackelträger Verlag, Köln

Helene Hegemann, "Axolotl Roadkill", Ullstein, Berlin

Ariadne von Schirach, "Der Tanz um die Lust". Die provokative Bestandsaufnahme von Sexualität, Erotik und Liebe der jüngeren Generation ist als Taschenbuch im Goldmann Verlag, München, erschienen

Franz X. Eder, "Kultur der Begierde. Eine Geschichte der Sexualität", Beck'sche Reihe des Verlags C. H. Beck, München

Allan und Barbara Pease, "Warum Männer immer Sex wollen und Frauen von Liebe träumen", Ullstein, Berlin

Hellmuth Karasek, "Ihr tausendfaches Weh und Ach. Was Männer von Frauen wollen", Hoffmann und Campe, Hamburg

Elisabeth Badinter, "XY - Die Identität des Mannes". Aus dem Französischen von Inge Leipold. Die deutsche Ausgabe ist im R. Piper Verlag, München erschienen

Hans-Joachim Maaz, "Die neue Lustschule. Sexualität und Beziehungskultur", Verlag C. H. Beck, München

Meredith Haaf-Susanne Klinger-Barbara Streidl, "Wir Alphamädchen. Warum Feminismus das Leben schöner macht", Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg

Aufklärungsfilm für Jugendliche
ISP

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