Tonspuren

Inzest, Porno, Rattengift. Ein ganz normaler Normalstörfall. Steven Uhly und sein Familienroman "Mein Leben in Aspik". Von Peter Zimmermann

Die Psychoanalyse hat aus uns allen Patienten gemacht, zu Leidenden an uns selbst, deren Elend damit anfängt, von Geburt an einer Familie ausgeliefert zu sein. Die Familie ist der Anfang vom Ende, die Wurzel lebenslanger Kalamitäten. Darüber haben schon viele Autorinnen und Autoren geschrieben, kaum einer allerdings in der Radikalität Steven Uhlys.

Das Romandebüt des deutschen Schriftstellers handelt von der Familie als in sich geschlossenes, sich selbst in Betrieb haltendes Kraftwerk des Unglücks. Da wird von der Großmutter bis zum Enkel kreuz und quer geliebt und fortgepflanzt und gehasst und nach dem Leben getrachtet. Da wird keine Übertreibung ausgelassen, das Komische ist bloß, dass die Geschichte, je mehr sie sich zuspitzt, immer gewöhnlicher wird: zu einem ganz normalen Normalstörfall eben.

Sendereihe

Gestaltung

  • Peter Zimmermann