Mit Sprache unterwegs - literarische Reportagen nach Joseph Roth

"Davon war nie die Rede, das war nie im Gespräch ..." Erinnern an die Roma im Burgenland. Von Martin Pollack. Es liest Karl Menrad

Sie kamen nachts, prügelten Männer, Frauen, Kinder und Alte auf Lastwagen und brachten sie in ein Zigeunerlager nach Lodz. Bereits im Lager starben viele an Flecktyphus. Mitte Jänner 1942 werden die Überlebenden ins Vernichtungslager Kulmhof gebracht und ermordet. Etwa 5.000 burgenländische Roma wurden Opfer des nationalsozialistischen Rassenwahns. Sie bildeten, wie der von Hitler eingesetzte burgenländische Landeshauptmann Tobias Portschy schrieb, einen auf bestimmten biologischen Gegebenheiten beruhenden Fremdkörper, und es ist daher kein Wunder, wenn man sie als minderwertig bezeichnet.

Der österreichische Schriftsteller, Übersetzer und Journalist Martin Pollack hat im polnischen Lodz recherchiert und sich dann ins Burgenland begeben. Er suchte in Goberling, in Stegersbach, in Kemeten und in Neustift an der Lafnitz. Martin Pollack suchte nach einer Tafel. Nach irgendeiner Art des Gedenkens oder Erinnerns an 5.000 ermordete burgenländische Roma. Aber entweder wollte man nicht, sah keinen Grund und Anlass oder versuchte, Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen und Widerstände zu vermeiden. Erinnerungs- oder Gedenktafel gibt es bis heute keine. "Davon", sagt einer der Bürgermeister, "war bei uns noch nie die Rede, das war nie im Gespräch ..."

Service

Manfred Müller (Hsg.), Kurt Neumann (Hsg.): Mit Sprache unterwegs (Buch Edition Atelier)

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