Kulturkrise oder Krisenkultur?

Griechenlands Kultur im Zeichen der Krise

Die Kunstschaffenden des unterfinanzierten griechischen Kultursektors sind Krisenmanagement gewöhnt. Trotzdem trifft sie die Finanzkrise hart. Die Subventionsbehörde wird aufgelöst. In Zukunft soll verhindert werden, dass Gelder an politische Günstlinge vergeben werden.

Kulturjournal, 04.05.2010

Zuschauerschwund

Die Athener Theatersaison geht gerade zu Ende. Die erste, in der die lang schwelende wirtschaftliche Krise des Landes nicht mehr zu übersehen war. Auf die Produktionen an den immerhin gut 100 Theatern in der Stadt hatte das bisher noch kaum Einfluss, auf die Zuschauerzahlen allerdings schon, sagt der Theaterleiter vom "Theatro tou Neou Kosmou", Vangelis Theodoropoulos.

"Es gab heuer einen Zuschauerschwund von rund 20 Prozent", erzählt Theodoropoulos. "Und nächstes Jahr wird es wohl noch schlimmer. Unser Theater hatte zum Beispiel rund 15 Prozent weniger Zuschauer. Hinzu kommt, dass wir die Preise für die Eintrittskarten trotz Mehrwertsteuererhöhung gleich gelassen haben, wir hatten gar keine andere Wahl!"

Kultur aktuell, 04.05.2010

Reformen der Subventionsvergabe

Ob Theodoropoulos für die nun zu Ende gehende Saison Subventionen erhalten wird und in welcher Höhe, weiß er noch nicht. Bisher zumindest wurden die Subventionen erst im Nachhinein ausgezahlt, die Theaterleute überlebten mit Krediten und blieben auf den Zinsen eben sitzen. Nun entscheidet das griechische Parlament dieser Tage über eine grundlegende Reformen bei der Subventionsvergabe. So soll in Zukunft auch verhindert werden, dass Gelder an politische Günstlinge vergeben werden.

Auch wird die Subventionsbehörde in ihrer bisherigen Form aufgelöst. Ins Leben gerufen hatte sie die konservative Vorgängerregierung. Schockiert haben die Griechen dieser Tage erfahren, dass die Betriebskosten dieser Behörde bei 1,5 Millionen Euro jährlich lagen. Und das bei einer Gesamtsumme an zu vergebenden Subventionen von 4,5 Millionen.

Private Sponsoren springen ab

Durchsichtig und demokratisch soll die Subventionsvergabe in Zukunft sein, hat Kulturminister Pavlos Geroulanos versprochen. Die griechischen Kulturschaffenden können das nur hoffen, zumal ihr wirtschaftliches Überleben in Zeiten der Wirtschaftskrise immer schwieriger wird, wie der Dramaturg Vangelis Theodoropoulos erklärt:"Leider springen auch private Sponsoren ab, wir hatten zum Beispiel drei Sponsoren, die zehn Prozent unserer Ausgaben gedeckt haben, und sie sind heuer alle drei abgesprungen."

Gekürzt wird allerdings auch auf staatlicher Seite. Das Greek Festival, das sich unter der Leitung von Giorgos Loukos gerade erst neu erfunden hatte, muss mit knapp einem Fünftel weniger an Subventionen auskommen. Auch Theodoropoulos plant Einschnitte: Statt der heuer elf neuen Produktionen wird es an seinem Theater im nächsten Winter nur fünf geben. Mit knapp 20, anstatt der heuer 38 Schauspieler.

Krisenmanagement gewöhnt

Für manch ein Athener Theater wird aber wohl in nicht allzuweit entfernter Zukunft das Aus kommen, schätzt Theodoropoulos - und übt sich dennoch in Optimismus: "Das wirkliche Ausmaß der Krise in der Kultur werden wir in der nächsten Saison erfahren. Und wir werden manche Dinge auch neu beantworten müssen: Etwa, warum wir Theater machen. Und was für ein Theater wir brauchen. Ein armes Theater ist jedenfalls nicht unbedingt ein schlechtes Theater!"

Und immerhin sind die Kunstschaffenden des chronisch unterfinanzierten griechischen Kultursektors das Krisenmanagement gewöhnt.