Gedanken für den Tag

von Hedwig Pirker-Partaj. "Über Familie und andere Heimsuchungen"

Um ein Kind aufzuziehen, braucht es ein Dorf. Um Gott auf der Erde zu empfangen, müssen die Menschen zusammenarbeiten. Wenn viele den Himmel hochhalten, wird keiner müde, heißt es in Sprichwörtern. Hedwig Pirker-Partaj ist Pfarrerin der evangelischen Gemeinde in Leonding und Autorin des Kalenders "Schatzsuche", der (Bibel-)Texte für jeden Tag hinterfragt. In den "Gedanken für den Tag" in der zweiten Adventwoche erzählt sie ungewöhnliche Familien- und Menschheitsgeschichten - von der Zeit Jesu bis heute.
Gestaltung: Alexandra Mantler-Felnhofer

1+1 ist 2

Ein Mensch und noch ein Mensch sind zwei Menschen. -  Aber das stimmt nicht immer: Wenn sich eine Frau und ein Mann zusammentun - dann kann manchmal mehr heraus kommen als nur zwei Menschen. Am Ende sind sie dann manchmal zu dritt, zu viert, fünft, sechst oder noch viel mehr. Das Leben, die Biologie hält sich nicht immer an diese Logik und die Mathematik von Adam Riese. - Wenn man zum Vergleich die Landwirtschaft heranzieht. Auch dort sieht man: Wenn wir Körner - anstatt sie zu essen - ausstreuen, können sie wachsen und geben Nahrung für ein ganzes Jahr. Die weggeworfen Körner müssten ja eigentlich ein Minus sein. Aber aus Minus wird nicht nur ein Plus - sondern ein Vielfaches - die Körner potenzieren sich. Albert Schweizer sagte: "Das Glück kann man nur multiplizieren, indem man es teilt." Wenn wir etwas hergeben, bekommen wir oft viel mehr als wir gegeben haben. Verschenken ist so gesehen der beste Weg der Wertsteigerung.

Und das passt ziemlich gut zum heutigen Tag. Nikolaus von Myra lebte in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts als Bischof in Kleinasien. Geboren als Sohn reicher Eltern soll Nikolaus sein ererbtes Vermögen unter armen Menschen verteilt haben. Zahlreiche Legenden ranken sich um seine Freigiebigkeit: Eine Legende erzählt von drei Mädchen, die nicht heiraten konnten, weil ihre Familien nicht genug Geld hatten,  um die notwendige Mitgift aufzubringen - ihnen wäre nur noch der Weg in die Prostitution übrig geblieben, aber Nikolaus - so erzählt es die Geschichte, hat in drei aufeinanderfolgenden Nächten ihnen heimlich je einen Goldklumpen durchs Fenster geworfen. Ihre Mitgift war also gesichert.

Dass Kinder in vielen Ländern traditionellerweise heute beschenkt werden, fußt auf diesen Legenden. Ich finde, das ist ein schöner Brauch: Denn Geschenke, die von Herzen kommen, sind mehr als der bloße Sachwert. Und: Wachstum geschieht durch Großzügigkeit.

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Titel: GFT 111206 Gedanken für den Tag / Hedwig Pirker-Partaj
Länge: 03:49 min

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