Im Gespräch
"Der Blick von außen auf das sogenannte Heimatland ist einfach 'milder'". Michael Kerbler im Gespräch mit Felix Mitterer, Schriftsteller
22. Dezember 2011, 21:00
Viele Jahre hat der österreichische Dramatiker Felix Mitterer in Irland gelebt. Vor einigen Monaten ist er nach Österreich zurückgekehrt. Das Heimweh habe ihn nach fünfzehn Jahren irischer Einsamkeit wieder nach Österreich zurückgeführt, sagt Mitterer. Und, fügt er hinzu, es seien ihm "irgendwie die Stoffe ausgegangen".
Stoff für neue Projekte hat er nun offenbar in ausreichendem Umfang. Zuerst lieferte er das Theaterstück "Du bleibst bei mir" für das Wiener Volkstheater ab. Ein sensationeller Erfolg. Dorothea Neff, die große Schauspielerin des Volkstheaters, und ihr Leben steht im Mittelpunkt des Stücks: ihre Beziehung zur jüdischen Modeschöpferin Lilli Wolf, die sie während der Zeit des Nationalsozialismus in ihrer Wohnung versteckte, ihre Begegnung mit dem Psychiater Erwin Ringel, ihre Homosexualität, aber auch ihre zunehmende Erblindung.
Mitterer hat sich in seiner Arbeit immer wieder mit dem Nationalsozialismus beschäftigt. "Als ich zu schreiben begann, in den 70er Jahren, wollte niemand darüber reden, so nach dem Motto: Vergessen wir das Ganze." - "Es wird mich beschäftigen bis ans Ende meines Lebens." Mitterer, der seit Anfang der 70er Jahre für den ORF Beiträge verfasste, bezeichnet sich heute als "Tiroler Heimatdichter und Volksautor". In seinen Stücken greift er meist problematische und kontroverse Themen auf, wie im Stück "Kein schöner Land" das Eindringen des Faschismus in die ländliche Gemeinschaft, oder das Verhältnis von Deutschen und Österreichern am Beispiel des Tourismus in Tirol in der satirischen "Piefke-Saga".
Michael Kerbler hat Felix Mitterer zum Gespräch eingeladen, in dem es auch um den Perspektivenwechsel des heimgekehrten Autors - was Österreich betrifft - geht. Wo klafft die Wahrnehmung von Österreich - zwischen Außenwahrnehmung und Innenwahrnehmung - auseinander? Worin unterscheiden sich Eigenbild und Fremdbild eines Landes, und liefert diese Differenz, die Spannung, die aus der Abweichung entsteht, jenen Stoff, den Felix Mitterer für sein literarisches Schaffen nutzen kann?
Service
Felix Mitterer, "Kein Platz für Idioten", illustriert von Juliane Mitterer, Haymon-Verlag (ISBN-10: 3852188059 bzw. ISBN-13: 978-3852188058)
Felix Mitterer, "Sibirien", Theaterstück, Haymon-Verlag (ISBN-10: 3852188040 bzw. ISBN-13: 978-3852188041)