Radiokolleg - Interkulturelle Beziehungskisten
Liebe in Zeiten der Globalisierung (2). Gestaltung: Ulla Ebner
6. März 2012, 09:30
Fernreisen, Migration, internationale Partnerbörsen im Internet: Die Vernetzung der Welt führt auch immer mehr dazu, dass sich Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen begegnen und verlieben.
Zwar soll die Sprache der Liebe angeblich universell sein, in der Praxis kommt es aber immer wieder zu kulturellen Missverständnissen. Das beginnt oft schon beim Kennenlernen. Viele Migranten und Migrantinnen in Österreich berichten davon, dass sie ihr im Heimatland gelerntes Flirtverhalten hier radikal verändern mussten, um beim anderen Geschlecht Erfolg zu haben. Zwischen der ersten Begegnung und einer festen Bindung, sind es etwa 30 Schritte, sagen Experten für interkulturelle Kommunikation. Doch die Reihenfolge, in denen diese Schritte normalerweise gemacht werden, sind je nach Kulturkreis unterschiedlich.
Ebenso unterschiedlich können in verschiedenen Weltregionen Geschlechterrollen, die Bedeutung des familiären Netzwerks und Strategien zu Konfliktbewältigung sein. Interkulturelle Paare müssen daher oft ihre eigenen Regeln erfinden, um miteinander auszukommen.
Doch der Nationalstaat hat mitunter wenig Verständnis für die grenzenlose Liebe. Manche binationalen Ehepaare müssen jahrelang warten, bis ihnen das Fremdenrecht ein gemeinsames Leben gestattet. Weder die Ehepartnerinnen österreichischer Staatsbürger, noch (ausländische) Väter österreichischer Kinder sind vor Abschiebung gefeit. Der Staat will um jeden Preis verhindern, dass sich Menschen durch Scheinehen einen Aufenthaltstitel "erschleichen". Doch er riskiert dafür auch, das Liebesglück seiner Bürger und Bürgerinnen zu zerstören, kritisieren Organisationen wie Fibel (Fraueninitiative bikulturelle Ehen und Lebensgemeinschaften) und Ehe ohne Grenzen.