Salzburger Nachtstudio

Renaissancejuwel, Protestantenhochburg, USIA-Betrieb. Die wechselvolle Geschichte der Schallaburg in Niederösterreich. Gestaltung: Wolfgang Slapansky

Die Schallaburg in Niederösterreich gehört zu den bedeutendsten Renaissanceschlössern Österreichs. Und zu einem ganz wichtigen Ausstellungszentrum. "Das goldene Byzanz und der Orient" ist der Titel der aktuellen Schau. Weniger bekannt ist, dass die Schallaburg über Jahrhunderte eines der wichtigsten Zentren des Protestantismus in Österreich war.

Die ältesten Teile der Burg gehen auf die zweite Hälfte des 11. Jahrhunderts zurück. In der Renaissance wurde die Burg zu einem dreiflügeligen Schloss ausgebaut. Nach dem Vorbild italienischer Palazzi sollte die Schallaburg zu einem prachtvollen und weithin sichtbaren Herrensitz werden: mit großem Garten, Arkadenhof und den einzigartigen Terrakotta-Reliefs und -skulpturen.

In dieser Zeit, im 16. Jahrhundert, war die Schallaburg ein ganz bedeutendes Zentrum der Protestanten in Niederösterreich. Und das in unmittelbarer Nachbarschaft zum Benediktinerstift Melk. Immer mehr Menschen schlossen sich damals den Protestanten an, und das Stift Melk ist vor der Auflösung gestanden. Die Religionskonflikte haben sich dramatisch zugespitzt. Schließlich sollte Melk aber zu einem wichtigen Zentrum der Gegenreformation werden. Und die Schallaburg musste an eine katholische Adelsfamilie verkauft worden. Rund 200 Jahre gehörte die Schallaburg der Familie Tinti, bis 1940 ein deutscher Adeliger das Schloss kaufte. 1945 ist die Schallaburg als deutsches Eigentum beschlagnahmt und zu einem USIA-Betrieb geworden. 1955 kam sie in den Besitz der Republik, und 1967 schließlich hat das Land Niederösterreich das Schloss gekauft. Seit 1974 finden hier große Ausstellungen statt.

Service

Interviewpartner/innen:
Johannes Kritzl, Historiker
Patrick Schicht, Kunsthistoriker und Architekt
Martin Scheutz, Historiker
Gerhard Flossmann, Historiker
Andreas Zajic, Historiker
Oliver Fries, Bauforscher
Roman Zehetmayer, Historiker
Thomas Baumgartner, Botaniker, Bauforscher
Renate Holzschuh-Hofer, Kunsthistorikerin
Robert Kuttig, Bauforscher
Peter Aichinger-Rosenberger, Historiker und Bauforscher

Literatur:
Die Schallaburg. Geschichte - Archäologie - Bauforschung. Verlag der Provinz 2011
Leander Petzoldt: Sagen aus Niederösterreich. Diederichs Verlag München 1992

Sendereihe