Gedanken für den Tag

von Michael Chalupka. "Ein Ohrenschmaus". Gestaltung: Alexandra Mantler-Felnhofer

"Kein Mitleidsbonus, keine Peinlichkeit - einfach Literatur", so beschreibt Felix Mitterer, der Vorsitzende der Jury den Literaturpreis "Ohrenschmaus". Der "Ohrenschmaus" würdigt das literarische Schaffen von Menschen mit Lernschwierigkeiten, oder anders gesagt von Menschen mit intellektuellen Behinderungen.

Die Texte, wie jede gute Literatur, schenken einen Einblick in andere Welten. Die Schwierigkeiten der Weltaneignung und der Behinderungen dabei, können sich in den Texten widerspiegeln, tun es aber nicht immer.
Jürgen Ceplak hat folgendes Gedicht eingereicht:

Zu zweit ist weniger allein

Menschen sind genau wie Tiere. Oder Tiere sind wie Menschen.
Manche haben gerne Gesellschaft, manche sind gerne allein.
Es gibt Einzelmenschen und Einzeltiere.

Wenn man alleine ist, muss man eine Partnerin suchen - aber man muss nicht.
Erst muss man sie fragen, und dann kann man etwas unternehmen.
Sich etwas ausmachen: wann ist der Treffpunkt, vielleicht um Drei oder Vier.
Dann kann man sich treffen, im Kino oder am Sportplatz oder im Wald,
dann kann man Gemeinschaft kaufen.

Alleine ist einsam und traurig.

Wenn man einsam ist, kann man in die Natur gehen und Vogelgezwitscher genießen
Oder dem Rauschen von Fluss und Wasserfall zuhören, den Stimmen des Windes lauschen.
Du bist einsam, ein Einsiedler, Einzelgänger und du bist sehr arm und von der Welt abgeschnitten.

Lässt den Kopf hängen und saufst einen Liter Bier, ein runterschlappernder Körper.
Du schläfst mit dem Kopf am Tisch, arbeitest nicht und du bist faul.

Die Welt ist verkehrt - eine Bande von Gangstern - ein Bindestrich im Kopf -
Keiner in der Natur - kein Mein Mensch und kein Tier, nur Dunkelheit.

Jürgen Ceplak ist "Dichter" im Atelier de La Tour der Diakonie in Treffen bei Villach. Von sich selbst sagt er: "Wenn mir was einfällt, so sage ich es, das heißt, nur wenn es mir wichtig ist. Dann erzähle ich meine Gedanken und die werden dann für mich niedergeschrieben. Aber ich schreibe nicht, sondern ich dichte."

Service

Literaturpreis Ohrenschmaus
Diakonie
Alexander Tschernek

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Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: George Gershwin/1898 - 1937
Album: JASCHA HEIFETZ SPIELT BERÜHMTE ZUGABEN
Titel: A Woman Is a Sometime Thing / aus der Oper "Porgy and Bess" / Bearbeitung für Violine und Klavier
Solist/Solistin: Jascha Heifetz /Violine
Solist/Solistin: Brook Smith /Klavier
Länge: 02:00 min
Label: RCA GD 60928

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