Gedanken für den Tag

6. März 2013, 06:56

In Indien gibt es, wie ein geflügeltes Wort sagt, alle 10 Kilometer eine neue Sprache und alle 5 Kilometer eine neue Gottheit. So divers, wie die Kulturen des indischen Subkontinents sind, so divers werden auch Feste gefeiert. In Westbengalen zum Beispiel wird Holi als Schaukelfest gefeiert, als Dol Yatra. Denn die indischen Götter schaukeln, so wie die Menschen, gerne zur Erholung. Daher werden zu Holi Statuen von Krishna und seiner Geliebten Radha auf einer Schaukel sitzend durch die Straßen getragen.

Krishna ist ein Avatar, eine Verkörperung des Hochgottes Vishnu, über den es vielerlei Legenden gibt. Einmal fragte Krishna seine Mutter, warum er eine so dunkle Haut habe, aber Radha, seine Geliebte, so hellhäutig sei. Die Mutter riet ihm, das Gesicht der Geliebten mit Farbe zu bemalen - als Spiel. Und genauso spielerisch bewerfen sich die Menschen zu Holi mit Farben - in Erinnerung an die Liebesgeschichte von Krishna, dem flötenspielenden Gott und dem Hirtenmädchen Radha.

Diese göttlich-menschliche Liebe inspiriert die indische Liebesmystik bis heute. So versetzte sich etwa der indische Dichter und Mystiker Kabir, der im 15. Jahrhundert lebte, in einem sehr bekannten Lied in die Situation von Radha, die Sehnsucht nach ihrem Geliebten Krishna hat.

Die Flöte der Unendlichkeit
spielt fort und fort,
und ihr Ton heißt Liebe.
Wenn Liebe alle Grenzen überspringt,
erreicht sie die Wahrheit.
Wie weit sich der Duft verbreitet!
Er verströmt ununterbrochen,
nichts hindert ihn.
Die Gestalt dieser Melodie ist
Hell wie eine Million Sonnen

Service

Buch, Martin Kämpchen (Hg.), "Die schönsten Gebete des Hinduismus", Verlag Herder
Buch, Martin Kämpchen (Hg.), "Krishnas Flöte", Herder Texte zum Nachdenken
Buch, Peter Schreiner, "Bhagavad-Gita. Wege und Weisungen", Verlag Benziger

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