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Sie nennen uns Verräter. Atomflüchtlinge aus Fukushima berichten von ihrem Leben nach dem Super-GAU. Feature von Judith Brandner (Koprod. ORF/DLR Köln 2014). Redaktion: Eva Roither

Drei Familien, deren Leben sich nach dem Tsunami und der Nuklearkatastrophe von Fukushima radikal verändert hat. Drei Familien, die den tiefen Riss wiederspiegeln, den die Katastrophe durch die japanische Gesellschaft gezogen hat.

Sanai Okamoto war im Frühjahr 2011 hochschwanger, als sich der Super-GAU im AKW Fukushima ereignete. Sie und ihr Mann lebten damals 60 Kilometer vom AKW entfernt. Sanai flüchtete gleich nach Nagoya. Ihr Mann musste in seiner Firma kündigen, um seiner Frau nachfolgen zu können und wird seither von ehemaligen Kolleg/innen und Freund/innen als Verräter geächtet.

Masako, ihr Mann Toshihiko und ihre gemeinsame Tochter Kaya Hashimoto lebten zum Zeitpunkt der Katastrophe 45 Kilometer vom AKW entfernt. Mutter und Tochter flüchteten nach Matsumoto in die Alpen.

Yuko Nishiyama ist mit ihrer vierjährigen Tochter aus Fukushima-Stadt nach Kyoto geflüchtet. Dort hat sie einen Hilfsverein für Flüchtlinge aus Fukushima aufgebaut. Ihr Mann, der aus beruflichen Gründen mehrere hundert Kilometer entfernt lebt, versteht weder, weshalb sie geflohen ist, noch ihr Engagement für die NGO. Die beiden haben sich völlig voneinander entfremdet.

In allen drei Fällen sind die Menschen freiwillig geflüchtet, die Behörden sprechen von "selbstbestimmter" Flucht. Das bedeutet, dass sie keine Entschädigung bekommen. Während die Hashimotos sehr unter der Trennung leiden, und die Okamotos unter großen finanziellen Schwierigkeiten ein neues Leben aufbauen, ist Yuko Nishiyama selbstbewusst und stark aus der Katastrophe hervorgegangen.

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